Essen-Altenessen. Zusammenstöße mit intoleranten Einwanderern und immer wieder Gewalt, Drogen und Vermüllung: Nicole Heitmann zog aus Essen an den Niederrhein.

Nicole Heitmann bezeichnet ihre Kindheit als behütet. Sie ist in Katernberg aufgewachsen , in Altenessen aufs Leibniz-Gymnasium gegangen. „Wenn wir mal in den Süden der Stadt gefahren sind, war das etwas Besonderes“, erklärt die heute 50-Jährige. Auf dem Weg zum Gymnasium hätten die Probleme dann aber angefangen. „Ich würde regelmäßig im Bus angepöbelt“, erinnert sich Heitmann.

Probleme des Nordens auf dem Silbertablett präsentiert

An eine Situation erinnert sie sich genau: Sie sei mit dem Bus aus Katernberg Richtung Hauptbahnhof gefahren. „Zwei Ausländer haben angefangen, mich mit Sprüchen einzudecken.“ Sie habe sich nicht provozieren lassen und nicht reagiert. Die beiden seien jedoch mit ihr ausgestiegen und hätten sie verfolgt. „Mir war das so unangenehm.“

Ein paar Jahre später heiratete Heitmann und wohnte dann in Schonnebeck in der Huestraße, mit Blick auf den Penny-Parkplatz. Dort seien ihr die Probleme des Essener Nordens auf dem Silbertablett präsentiert worden: Clan-Prügeleien, Drogen-Geschäfte, Vermüllung. „Einmal habe ich gesehen, wie jemand windelweich geschlagen wurde“, erinnert sich Heitmann. Wenn sie vom Balkon aus etwas runtergerufen habe, sei ihr gedroht worden. Einmal habe jemand gerufen: „Dich kriege ich auch noch so weit, dass du ein Kopftuch trägst.“

Mutter wollte nicht länger in Angst leben

Zunächst blieb sie ihrer Heimat verbunden, wollte nicht wegziehen und bekam ihr erstes Kind: „Als ich mit dem Kinderwagen spazieren gefahren bin, musste ich mir wieder Sprüche anhören“, so Heitmann. Da sei für sie klar gewesen, dass ihre Kinder nicht in dieser Umgebung aufwachsen sollen. Sie wollte nicht Angst haben, „weil ich eine kurze Hose oder ein Top trage“.

Gerne wäre sie in den Essener Süden gezogen, habe das aber nicht finanzieren können. Nach langer Suche fanden sie und ihr Mann ein Häuschen in Hünxe, rund 40 Kilometer nördlich von Essen am Niederrhein. Dort ist es ländlich, sie hat einen Garten, wohnt direkt am Wald, schnappt sich abends ihre Taschenlampe und geht mit ihrem Hund eine Runde. „Das hätte ich mich in Essen nie getraut.“

Das Kind sei im Essener Norden bereits in den Brunnen gefallen

In Hünxe gebe es auch Zugezogene aus anderen Ländern, der Türkei, Syrien und Pakistan. Die seien aber Teil der Gemeinschaft und würden nicht versuchen, ihre Ansichten anderen überzustülpen. Diese Rücksicht gegenüber den Alteingesessenen habe sie in Essen vermisst. Heitmann: „Von uns erwartet man Toleranz.“ Leider ließen viele Einwanderer diese Tugend vermissen, jedenfalls jene, mit denen sie immer wieder angeeckt sei. Sie habe nicht allgemein etwas gegen Migranten, habe selbst Freunde aus verschiedenen Ländern, aber sie erwarte auch ein gewisses Entgegenkommen.

In Essen war ihr Geduldsfaden zu Ende. Ihrer Meinung nach ist „das Kind in den Brunnen gefallen“. Einzelne Gruppen würden nebeneinander, aber nicht zusammenleben. Dass das auch anders geht, würde sie in ihrer neuen Heimat sehen.

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