Essen-Altenessen. Mit der Flüchtlingswelle 2015 ist Familie Husseni aus Afghanistan nach Altenessen gekommen. Probleme des Stadtteils berühren sie nur am Rande.

Sie sind mit der Flüchtlingswelle 2015 aus Afghanistan gekommen und geblieben: Familie Husseni wohnt direkt am Allee-Center in Altenessen. Probleme wie das Nord-Süd-Gefälle in ihrer neuen Heimatstadt, Vermüllung und Kriminalität berühren sie nur am Rande.

Nach unserer Schwerpunkt-Berichterstattung über Altenessen in der vergangenen Woche hatte Thomas Spilker, FDP-Vorsitzender im Norden, die Debatte um das Nord-Süd-Gefälle angefacht, indem er riet, aus Altenessen wegzuziehen.

In Essen kann sich der Vater darauf verlassen, dass seine Familie abends noch lebt

Nusratullah Husseni ist hingegen froh, angekommen zu sein: „Wenn ich morgens zur Arbeit gehe, bin ich froh zu wissen, dass keine Bombe hochgehen wird.“ Der Familienvater ist dankbar zu wissen, dass seine Kinder in der Schule sind und dass die Menschen die vorhandenen Verkehrsampeln benutzen. „In Afghanistan wusste ich nie, ob meine Familie noch lebt, wenn ich abends von der Arbeit komme.“ Der Krieg in seiner Heimat war allgegenwärtig.

Frauen werden in seinem Heimatland zudem stark unterdrückt, auch das gefiel Husseni gar nicht. „Ich will, dass meine Frau arbeiten gehen darf, sie hat schließlich studiert.“ Kultur hin oder her, man müsse ja nicht das tun, was alle tun, sondern könne auch selbst nachdenken und Entscheidungen fällen.

Zustände im Flüchtlingsheim seien fürchterlich gewesen

Eine große Entscheidung war die, das Land zu verlassen. Die Flucht sei hart gewesen, die Zustände im Karnaper Flüchtlingsheim fürchterlich: „Da waren zu viele Menschen, die zu wenig Platz hatten. Es war ständig zu laut und es gab viele Streitigkeiten.“ Er sei eher ein ruhiger Zeitgenosse. Also schnappte sich Husseni jede Zeitung mit Wohnungsinseraten, die er in die Hand kriegen konnte. Er fing an, Deutschkurse zu besuchen, ging zur Abendschule und bekam schließlich eine 80-Quadratmeter-Wohnung in einem Dreifamilienhaus in Altenessen. Außer der afghanischen Familie wohnen dort noch Polen: „Wir kommen gut miteinander aus“, so Husseni.

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Seine drei Kinder wurden erst in einer Auffangklasse betreut und wechselten dann zum Leibniz-Gymnasium und zur Karlschule. „Die Kinder lernen viel schneller als die Erwachsenen“, weiß Husseni. Sie würden ihre Muttersprache - Dari - mehr und mehr vergessen. Zu Hause spricht die Familie Deutsch und in ihrem neuen Freundeskreis auch. „Die Leute, die wir jetzt kennen, kommen aus allen möglichen Ländern, da ist es am einfachsten, sich auf Deutsch zu unterhalten“, so der 40-Jährige.

Tatsächlich sei es besonders am Anfang schwierig gewesen, Kontakte zu deutschen Mitbürgern zu knüpfen: „Im Deutschkurs trifft man wenige Deutsche und im Flüchtlingsheim auch nicht.“ Mittlerweile habe sich das ein wenig geändert, sein Sohn spielt Fußball in Vogelheim und die jüngste Tochter geht täglich zur Tagesmutter. So entstehen weitere Kontakte.

Husseni arbeitet als Busfahrer und kennt alle Essener Stadtteile

Dass es im Süden der Stadt anders aussieht als im Norden weiß Husseni sehr gut. Er arbeitet als Busfahrer und kennt sämtliche Stadtteile: „Eigentlich sind die alle gleich, aber man merkt, dass die Menschen im Süden reicher sind“, erklärt er. Wenn er irgendwann mal viel Geld verdient hat, will er vielleicht auch dorthin ziehen.

In Altenessen fühlt er sich aber wohl. Alles, was er zum Leben brauche sei da, Geschäfte, Kinderarzt und Schulen. Er ist eher der pragmatische Typ, räumt den Müll auf der Straße weg, fegt die Blätter vor seinem Haus. Manche seien respektlos und unfreundlich, das habe auch er schon festgestellt. Sein Credo: „Wenn man sich selbst benimmt, tun das die anderen auch.“

Er hofft, dass seine Frau nach ihrer Elternzeit in Essen als Mathematiklehrerin arbeiten kann und seine Kinder gut ausgebildet werden. „Wir wollen für immer hier bleiben.“

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