Essen-Altenessen. Die Stadt Essen hat die Immobilie in Altenessen geräumt, doch nicht den Müll im Garten, in dem sich Ratten tummeln. Ein Alptraum für die Anwohner.
Lisa und Bertram Heil haben ein kleines grünes Paradies hinter ihrem schmucken Einfamilienhaus in der Altenessener Winkhausstraße. Eigentlich. Denn ihr großer gepflegter Garten stößt direkt an den der Schrottimmobilie in der Wolbeckstraße 8, die vor zwei Wochen von der Stadt geräumt und versiegelt wurde. Doch die teils meterhohen Müllberge wurden dabei nicht entsorgt.
„Jetzt ist es zwar nicht mehr laut, aber der Gestank und die Rattenplage schränken uns weiterhin ein. Wir fürchten schon alle die Hitze im Sommer“, sagt Lisa Heil und zeigt auf die Berge von Müll, die nur mühsam ein hoher Zaun aus Rattan davon abhält, in ihren Garten zu kippen. Alte Matratzen, Koffer, Kleidung, Möbel erkennt man auf den ersten Blick,. Doch was sich noch alles an Abfall darunter verbirgt, ist unsichtbar. Am Haus stapeln sich alte Autoreifen und Kinderfahrräder, im Holzschuppen daneben steht die Tür weit auf – man kann nur erahnen, dass sich auch dort weiterer Unrat und Dreck findet.
„Dieser Zustand ist für uns unerträglich“, sagt auch Ulrike Fischer, Nachbarin von Lisa Heil, und erzählt, dass sie sogar von einer Ratte regelrecht attackiert wurde, „das war ein Alptraum“, sagt sie und schüttelt sich bei dem Gedanken vor Ekel.
Nachbarin wurde schon mehrfach von den Bewohnern bedroht
Denn die unbeliebten Nager bevölkern weiterhin die Schrottimmobilie und den Garten, „manchmal zähle ich bis zu 20 Tiere, die aus dem Keller kommen und in aller Ruhe auch tagsüber auf dem Müll sitzen“, bestätigt eine weitere Nachbarin, die auf der Wolbeckstraße lebt und aus Angst ihren Namen nicht nennen möchte. Sie sei schon mehrfach von den Bewohnern der Schrottimmobilie bedroht worden, weil sie sich in der Vergangenheit immer wieder mal eingemischt habe.
Denn während der vergangenen zwei Jahre habe sich in dem Haus an der Wolbeckstraße 8 die Situation zugespitzt, „da haben manchmal 30 bis 50 Leute gewohnt, darunter viele Kinder, die auf den Müllbergen gespielt haben“, erzählt sie. Manchmal hätte sie beobachtet, dass die Kinder geschlagen und getreten wurden, „daraufhin habe ich immer wieder die Polizei, das Jugendamt und das Ordnungsamt informiert“. Obwohl das Haus inzwischen leer ist, traut sie dem Frieden nicht.
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Der Müll wurde einfach aus dem Fenster in den Garten geworfen
Lisa Heil und ihr Mann, die vor 20 Jahren das Einfamilienhaus gebaut haben, wurden zwar nicht bedroht, doch sei die Situation äußerst unangenehm und angespannt gewesen. „Die Menschen haben einfach ihren Müll aus dem Fenster geworfen, das war unglaublich.“ Sobald die Temperaturen stiegen, war der hintere Teil ihres Gartens nicht mehr nutzbar.
Wegen des Mülls, der Ratten und der Ruhestörungen habe man immer wieder versucht, mit den dort lebenden Menschen, die größtenteils aus Südosteuropa kamen, ins Gespräch zu kommen – ohne Erfolg. „Da scheiterten wir auch an der Sprachbarriere.“ Schließlich haben die Heils im vergangenen Jahr einen Anwalt eingeschaltet, „daraufhin hat man uns zunächst einmal an den Schiedsmann verwiesen“. Doch dann kam Corona und schließlich der Räumungstermin.
Betroffene appellieren an die Stadt, den Müll zu entsorgen
Selber Köder gegen die Ratten auszulegen, die sich auch ungeniert in den anderen Gärten bis zu den Terrassen bewegten, hätte ja keinen Sinn, wenn das Übel nicht an der Wurzel ausgeräumt werden würde. „Außerdem habe ich Katzen, die ich ja nicht durch Giftköder gefährden möchte“, sagt Ulrike Fischer.
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Nun appellieren alle Betroffenen an die Stadt, diese unerträgliche Situation zu lösen. „Wir haben den Schuppen und das Grundstück in Augenschein genommen und keine organischen Abfälle festgestellt“, erklärt Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Von der Rattenplage wisse man, aber da der Keller vom Treppenhaus her verschlossen war, konnten keine tiefergehenden Ermittlungen durchgeführt werden. „Rattenbefall ist keine Akutlage und wird auch nicht durch Sperrmüll begünstigt“, so die Stadtsprecherin weiter. Das Ordnungsamt habe bereits mit der Eigentümerin das weitere Vorgehen besprochen und ihr für die Müllbeseitigung eine Frist gesetzt. „Spätestens am Freitag wird ein Container geliefert und ein Schädlingsbekämpfer wird ebenfalls seine Arbeit aufnehmen“, lautet die beruhigende Nachricht
Schwere hygienische Mängel
19 Menschen waren zuletzt laut der Stadt in dem Altbau an der Wolbeckstraße gemeldet, elf davon waren jünger als 18 Jahre.
Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden entsprechend über die Räumung informiert. Keine Person musste durch die Stadt Essen untergebracht werden.
Das Haus wurde durch die zuständige Stelle verschlossen und versiegelt. Der Eigentümer der Immobilie wurde kontaktiert und über die Räumung informiert.
Die Situation vor Ort wies teils schwere bauliche und hygienische Mängel auf. Der Eigentümer steht nun in der Pflicht, die bestehenden Mängel zu beheben.