Essen-Altenessen. Zugewanderte fühlen sich wohl im Essener Stadtteil Altenessen. Das sollte auch das Ziel für Alteingesessene sein. Ein Kommentar von Iris Müller.
Die Geschichte von Familie Husseni ist wie aus dem Bilderbuch: Fünf Jahre nachdem sie aus Afghanistan geflohen sind leben sie zu sechst in Altenessen in einer 80 Quadratmeter großen Wohnung. Zwei Kinder gehen aufs Leibniz-Gymnasium, eines zur Grundschule, eines zur Tagesmutter. Der Vater arbeitet als Busfahrer, die Mutter wartet auf ihren Einsatz als Mathelehrerin. Alle Familienmitglieder sprechen fließend deutsch.
Im Gespräch mit der Familie wird deutlich: Ja, sie sehen den Sperrmüll, den andere rausgestellt, aber offenbar nicht bestellt haben und ärgern sich darüber. Sie lesen von der Kriminalität in ihrem Stadtteil, aber sie fühlen sich wohl. Wenn es ihnen so geht, wie anderen Zugewanderten in Altenessen, von denen es nicht wenige gibt, spricht das aus deren Perspektive erstmal für eine gewisse Lebensqualität. Wer Bomben hat explodieren sehen und komplett zerstörte Dörfer kennt, für den sind die aktuell diskutierten keine echten Probleme.
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Diese Lebensqualität sollten jedoch auch diejenigen spüren, die nicht zugewandert, sondern alteingesessen sind. Deswegen sollte das Nord-Süd-Gefälle und die vielschichtigen Missstände auch auf allen Ebenen angepackt werden. Doch in der ganzen Debatte werden Menschen wie Familie Husseni oft vergessen. Die, die nach so kurzer Zeit gut angekommen und integriert sind. Vielleicht sind die sogar in der Mehrheit. Kriminelle, Clans und Querschläger gilt es dennoch zu bändigen. Denn die bestimmen oft auch unsere Schlagzeilen.
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