Duisburg. Die Großbaustelle 6-Seen-Wedau macht sichtbar Fortschritte. Ein seltener Blick auf das Gelände und der neueste Stand zu dem Megaprojekt.
Es ist das größte Stadtentwicklungsprojekt in Nordrhein-Westfalen: 6-Seen-Wedau. Der Hochbau von Gebäuden hat zwar noch nicht begonnen – trotzdem ist der Fortschritt auf der Baustelle deutlich zu sehen. Ein Rundgang über das größte Neubaugebiet im Duisburger Süden, von Süd nach Nord.
Am Vereinsheim des ETuS Wedau ist ein Baustellenparkplatz angelegt, wo früher Kleingärten waren. „Hier wird der Bruchgraben in den Masurensee münden“, sagt Michael Streck. Dahinter steckt ein Stück Renaturierung: Der Graben war verrohrt, für das neue Wohngebiet wird er offengelegt, auf einem Teilstück wird er sich künftig sogar als Bach Richtung See schlängeln.
An einer Stelle ist das Wasser schon zu sehen, von hier wird es allerdings noch ein Stück Richtung Norden verlegt. Grund für den provisorischen Verlauf ist der Lärmschutzwall: Für seinen Bau musste der Graben unter dem weithin sichtbaren Bauwerk verlegt werden. Bis vor dem ETuS alles fertig ist, wird es noch dauern: Der Bauabschnitt Am Uferpark wird als letztes fertig werden.
6-Seen-Wedau: Lärmschutzwall ist fast fertig
Fast fertig ist hingegen schon der Lärmschutzwall. Bis zu 15 Meter hoch läuft er auf 2,5 Kilometern Länge entlang der Gleise. Das Stahlgerüst ist an vielen Stellen gut zu erkennen, an anderen schon nicht mehr: Dort wurde das zugrundeliegende Skelett schon verkleidet, Richtung neues Wohngebiet teilweise schon meterhoch Erde aufgeschüttet. Später sollen hier Pflanzen wachsen.
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Den Zauneidechsen, die das ehemalige Bahnareal lange vor den Menschen bewohnten, wird der Wall ein neues Zuhause bieten – inklusive Tunneln, damit sie bequem von einer Seite des Walls auf die andere gelangen können. Stein- und Totholzhaufen sollen ihnen Schlupfwinkel bieten. Auf der anderen Seite wird nur eine grüne Wand sichtbar sein: Die Efeupflanzen, die den Lärmschutzwall begrünen sollen, stehen dort schon.
Beginnendes Grün ist auch an der neuen Kleingartenanlage schon zu sehen: Knapp 100 neue Gärten sind hier als Ersatz für die alte Anlage entstanden, jeder zwischen 200 und 400 Quadratmetern groß. Einige Kleingärtner hatten es mit dem Pool offenbar eiliger als mit der Bepflanzung, andere Gärten warten noch auf Nutzer.
Bagger und Co.: Bis zu 50 Großgeräte bauen an 6-Seen-Wedau
Richtung Süden ragt der Stahlwasserturm in die Höhe, ebenso wie der andere Turm auf dem 6-Seen-Wedau-Gelände denkmalgeschützt. Stehen bleibt er, das steht fest, mehr allerdings noch nicht: Wegen der Frage der Begehbarkeit „ist noch nicht klar, was wir damit machen“, sagt Streck.
Es staubt und rumpelt, wo mitten auf der Baustelle parallel zum Lärmschutzwall Bagger und Muldenkipper im Einsatz sind, ihre Reifen höher als mancher Mensch. „30 bis 50 Großgeräte haben wir insgesamt im Einsatz“, schätzt Projektleiter Streck, und über 100 Bauarbeiter.
Straßenverkehr in 6-Seen-Wedau: Extra breite Bereiche für Fußgänger und Radfahrer
Einige davon eben hier, wo eines Tages die neue Magistrale entlanglaufen wird: Die Haupterschließungsstraße für das neue Wohngebiet. Breit sieht sie aus, trotz der großen Maschinen. Das liegt aber nicht an der Spurbreite für Autos: In jede Richtung wird es für den motorisierten Verkehr einen Fahrstreifen geben, neben einer der Richtungen außerdem Parkmöglichkeiten. Extra breit, kündigt Streck an, sollen hingegen die abgetrennten Bereiche für Fußgänger und Radfahrer werden, dazu kommt eine „offene Regenwasserführung“: Getreu dem Konzept der wassersensiblen Stadt wird hier Regenwasser sichtbar ablaufen, quasi ein kleiner Bach je nach Wetterlage.
Dass die Bagger hier so langsam schaufeln, ist übrigens der Vorsicht geschuldet: Parallel zur Vorbereitung für den Straßenbau läuft die Kampfmittelsondierung, jede Schaufelladung wird noch mal extra geschüttelt, um etwaige explosive Hinterlassenschaften auszuschließen.
Nur scheinbar laufen Richtung Wedauer Brücke Arbeiten für die später folgende Bebauung – tatsächlich ist das rechteckig ausgebaggerte Stück Boden eines von vielen Gebieten, wo belastete Böden ausgetauscht wurden. Auf dem gesamten Areal von 6-Seen-Wedau wurde die Schadstoffbelastung geprüft.
Gebag-Projektleiter: Böden ohne Belastung gibt es im Ruhrgebiet nicht
Weil belastete Böden ausgetauscht wurden, werden die späteren Bewohner des neuen Stadtteils nichts davon merken: Bis 1,20 Meter unter dem künftigen Erdreich sind keine Schadstoffe mehr nachweisbar, nur an einigen Stellen hat sich die Gebag für die Variante einer Grabesperre entschieden, die in 60 Zentimetern Tiefe beginnt. Auch dafür gilt: Leben und Arbeiten ist hier völlig unbedenklich. Schadstoffe seien, betont Streck, bei Bauprojekten normal: „Keine Belastung, das gibt es im Ruhrgebiet nicht.“
Der Name ist Programm beim „Park am Wasserturm“, der weithin sichtbar im Norden des Geländes emporragt. Der Park um ihn herum „dient auch zur Entwässerung“. Der Turm selber soll wieder genutzt werden, „wir sind am Sanierungskonzept dran.“
Unter der Wedauer Brücke hindurch endet die Südfläche, hier schließt sich Wedau-Nord mit dem Technologiequartier an. Die Brücke bekommt von Bissingheim nach Wedau aus gesehen am Ende eine Rampe für die Abfahrt in einer Kurve, die schließlich auf die Magistrale und unter der Brücke hindurch führen wird. An beiden Enden der Brücke sind Kreisverkehre geplant, allerdings erst gegen Ende der Baustelle in sechs Jahren: „Hier werden noch einige Lkw langfahren“, sagt Projektleiter Streck, die würden die neuen Kreisverkehre sonst arg strapazieren.
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