Marxloh. . Anwohner des Roma-Hauses an der Duisburger Hagedornstraße sammelten Unterschriften, um gegen das Verhalten zugezogener Roma zu protestieren. Beim Pressebesuch vor Ort kommt es zum Tumult. Die Bewohner des Hauses mögen keine Reporter.
Etwa 12, 13 Jahre jung mag er sein, der pausbackige rumänische Junge, der sich vor dem Haus an der Hagedornstraße dem Fotoredakteur in den Weg stellt, der den Müll auf dem Bürgersteig fotografieren will. Seine Beleidigungen und Drohungen stößt der kleine Roma in rumänisch-deutschem Kauderwelsch aus, ruft dazwischen laut nach Familienangehörigen, die er irgendwo im Inneren des ungepflegten Mehrfamilienhauses vermutet.
Roma-Frauen kommen auf die Balkone, auf denen sie hier abends kochen sollen. Die Überreste der sommerlichen Balkon-Barbecues liegen auf dem Bürgersteig vor dem Haus: Hühnerknochen und diverse Küchenabfälle rotten hier vor sich hin, von hunderten Fäkalfliegen umschwärmt. Die Frauen auf den Balkonen fangen ihrerseits an zu schreien und Flüche gegen die Reporter auszustoßen.
Keine Eskalation provozieren
Als alle Beschwichtigungs- und Erklärungsversuche scheitern, die Lage immer chaotischer wird, ziehen sich Text- und Fotoredakteur zurück vom Haus in der Hagedornstraße. Nur keine Eskalation.
Grund für den Ortstermin war ein Redaktionsbesuch von Anwohnern der Hagedornstraße (Namen der Redaktion bekannt). Die sammelten in den vergangenen Wochen 150 Unterschriften in der Nachbarschaft, um so gegen das aus ihrer Sicht unmögliche Verhalten neu-zugezogener rumänischer Roma zu protestieren.
Vorsicht geboten: Es gärt ein hochexplosives Gemisch
Roma – da gibt es gerade wieder aktuelle Beispiele aus Ungarn und dem Kosovo – werden in vielen Ländern massiv unterdrückt. Eine Schande, denn sie verdienen es ebenso, dass ihre Menschenwürde respektiert und geschützt wird, wie alle anderen Europäer auch.
Aber: Der Einzelhändler in Marxloh, der unter einem sprunghaften Anstieg von Ladendiebstählen leidet, die nachweislich zum Großteil von Roma begangen werden – muss den das jucken? Wie soll die Marxloher Witwe Mitgefühl für die Roma-Nachbarn entwickeln, die ihren wohl verdienten Lebensabend nicht in ihrem Garten verbringen kann, weil die Roma den Garten mit Müll übersäen?
Diese Gegensätze geben ein hochexplosives Gemisch. Gute Geister wie der Roma-Aktivist Avdosoji oder Renate Gerstmann stehen mit guten Integrationsansätzen allein da. Stadt und Land müssen die Integration der Roma
i n t e n s i v moderieren, anleiten.
Auch, um die Leidensfähigkeit von Polizei und Ordnungsämtern nicht über zu strapazieren, die am Ende schwelende Konflikte lösen müssen. Christian Balke
Eine Delegation von vier alteingesessenen Mietern aus der Nachbarschaft klagte in der Redaktion über Lärm- und Geruchsbelästigung durch Müll auf Bürgersteigen. Über völlig überfüllte Wohnungen in abgewrackten Mietshäusern. Die Vermieterin, sagt einer der Nachbarn, käme in unregelmäßigen Abständen mit einem im Landkreis Nordfriesland registrierten Fahrzeug vorbei und kassiere die Miete per Quittung in cash von den Roma: „Muss’n gutes Geschäft sein bei 20 Leuten in einer Wohnung. Und jeder zahlt für sich.“
Der Müll, den die Menschen verursachten fliege über die Balkone auf den Bürgersteig oder nach hinten raus in die Gärten der Nachbarn, sagten sie. Kritik oder Zurechtweisung würden mit Drohungen beantwortet: „Aber wir lassen uns nicht mehr einschüchtern.“ Die Aufregung der Nachbarn, jedenfalls, kann das Redaktionsteam an diesem Tag nur zum Teil nachvollziehen. Denn abgesehen vom Problemhaus ist die Hagedornstraße sauber. Kein wilder Müll.
Auf dem Fußweg zurück zur Redaktion tut sich dann sogar in Sachen Küchenabfälle etwas. Der aufgebrachte Roma-Pausback schimpft zwar immer noch wie ein Rohrspatz - diesmal gelten die Flüche wohl seiner Mutter. Die hat ihm vom Balkon einen Besen zugeworfen und ihn spontan zum Fegen des Bürgersteigs verdonnert.