Duisburg. Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage handelte schnell: 300 Gegendemonstranten stellten sich den wenigen Aktivisten der rechtsextremen Pro NRW entgegen, die in Bergheim aufmarschiert waren. Auch wegen der hohen Polizeipräsenz blieb es zwischen den Demonstranten friedlich.
Was bleibt nach vier Stunden Demonstration in Rufweite des Roma-Hauses in Bergheim? Drei Dinge: Erstens die Erkenntnis, dass die Stadt gegen „Ewiggestrige“ (Originalton von Oberbürgermeister Link) schnell und wirksam mobil machen kann. Zweitens: Die rechtsgerichtete Partei Pro NRW legt es darauf an, Propaganda zu machen. Und drittens: Die durch die Armutsflucht verursachten Probleme rund um das Haus In den Peschen 3-5 bleiben ungelöst.
Es war gegen kurz nach 10 Uhr, als sich bei Schneetreiben die ersten von insgesamt laut Polizeiangaben rund 300 Gegendemonstranten an der Ecke Krefelder Straße/In den Peschen eingefunden hatten. Zu diesem Zeitpunkt steckten die 15 Aktivisten von Pro-NRW noch in irgendeinem Stau fest. Sie sollten erst gegen 12.30 Uhr mit breitem Grinsen und unter gellenden Pfiffen auf einer abgesperrten und von mehr als einem Dutzend Mannschaftswagen der Polizei umringten Wiese ankommen. Um es vorweg zu nehmen: Es blieb auch wegen der hohen Polizeipräsenz friedlich.
Etwas abseits der bewachten Wiese hatte das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage eine Bühne aufgebaut. Der Bergheimer Pfarrer Heiner Augustin sprach dort ebenso über Toleranz, Integration und Solidarität wie der Oberbürgermeister und auch eine Schülerin, Tenor: „Wir sind Duisburg und Duisburg ist solidarisch“. Als sich dann eine gute Stunde später die beiden Kleinbusse von Pro NRW näherten, waren einige Gegendemonstranten längst ins Warme geflüchtet. Die verbliebenen waren aber laut genug, um mit der Anlage der Rechtspopulisten – mit dabei war übrigens auch der ehemalige Duisburger Pirat Andreas Winkler – mithalten zu können.
Duisburg-Bergheim ist Station einer landesweiten Tournee, auf der die Rechten gegen Asylmissbrauch Front machen. Eine Antwort darauf, warum sie zum Thema Asyl ausgerechnet in die Nähe des Hauses In den Peschen kamen – hier leben rumänische und bulgarische EU-Bürger, keine Asylanten – bleiben sie allerdings schuldig. Die Menschen in dem Haus würden das Rechtssystem aushöhlen, „wir sprechen aus, was 80 Prozent der Deutschen denken“, behaupten sie.
Um 13.30 Uhr kehrte wieder Ruhe ein
Gegen 13.30 Uhr machten sich dann alle wieder auf den Heimweg, In den Peschen kehrte wieder Ruhe ein. Die hält laut vieler direkter Nachbarn aber nur so lange an, wie in Deutschland der Winter tobt. „Ab dem Frühjahr springen dann wieder kleine Kinder bis Mitternacht umher, schießen Fußbälle in unsere Fensterscheiben und wir kommen nicht in den Schlaf.“