Duisburg-Rheinhausen.. Verfeindete Gruppen im von Roma bewohnten Haus gingen aufeinander los. Drei Menschen verletzt
Die eine Gruppe wollte lautstark feiern, die andere hatte ob des Feiertags einen Prediger bestellt. Beide Situationen passten nicht zusammen. Es eskalierte in eine Schlägerei. Wie berichtet, rückte die Polizei am Fronleichnamstag in den Abendstunden mit einem Großaufgebot zum Haus 3 und 5 an der Straße „In den Peschen“. Binnen kurzer Zeit waren nicht nur die Ordnungskräfte an Ort und Stelle, sondern auch Murat Yasar. Der 34-Jährige ist beim Verein „ZukunftsOrientierte Förderung“ (ZOF) als Sozialarbeiter angestellt. In dieser Funktion ist er seit September letzten Jahres im sogenannten „Problemhaus“ tätig.
Feindschaft zwischen zwei Dörfern
Recht schnell wusste der junge Mann, was sich am Donnerstag Abend zugetragen hatte. Er spricht nicht nur die Sprache der Bewohner, er weiß auch, wie er sie anzusprechen hat. Murat Yasar weiß, dass in dem Haus Menschen leben, die aus drei unterschiedlichen Dörfern in Rumänien (nahe der Grenze zu Bulgarien) kommen. Zwischen zweien besteht offenbar eine extreme Feindschaft und zwar zwischen dem größeren Dorf Tandarei und dem kleineren Barbelesci. „Die Leute aus Tandarei haben auf dem Hof gefeiert, jene aus Barbelesci hatten den Prediger bestellt. Als dieser um mehr Ruhe bat, ist einer aufgestanden und hat ihm eine Flasche an den Kopf geknallt“, schildert der Sozialarbeiter den Hergang. Danach ist offenbar alles ganz schnell gegangen. Binnen kurzer Zeit entwickelte sich zwischen etwa 20 Personen die Schlägerei. Nach Angaben von Zeugen waren dabei Knüppel und Fäuste eingesetzt worden. Die Polizei in Duisburg vernahm gestern die Beteiligten, benötigte dazu einen Dolmetscher. Der 37-jährige Prediger wurde am Auge verletzt, musste in einem Krankenhaus behandelt werden. Außerdem erlitten seine 35-jährige Frau und sein 33-jähriger Schwager leichte Verletzungen.
Entsetzt über die Geschehnisse ist Karsten Vüllings, Bezirksvertreter Bürgerlich-Liberale. Mit der Problematik des Hauses ist er häufiger befasst. „Es ist schade, nachdem es einige Wochen so ausgesehen hat, dass sich ein friedliches Miteinander entwickelt hat. Diese Sache wirft die Bemühungen um ein ganzes Stück zurück“, beklagt er. Vüllings hat den Einsatz der Polizei beobachtet: „Mir war richtig mulmig. Vor dem Haus standen 300 Leute zusammen, und sie machten einen wütenden, aggressiven Eindruck.“
Eine Lösung des Problems sieht er zwar darin, die Bewohner auf die Duisburger Stadtteile zu verteilen, gleichwohl weiß er, dass dieses nicht in die Realität umgesetzt werden kann. Schließlich könne jeder wohnen, wo er wolle. Vüllings sieht aber auch die Sorgen der Nachbarn: „Um sie kümmert sich niemand. Einige sind inzwischen so verängstigt, dass sie erst aus dem Fenster gucken und dann die Tür öffnen.“
Murat Yasar warnt davor, grundsätzlich alle Bewohner der Häuser 3 und 5 „über einen Kamm zu scheren“. Es gebe viele Familien, die dort raus wollen, die auch ihre Kinder nicht mehr auf die Straße lassen, weil sie nicht wollen, dass sie mit anderen Kindern Mist bauen. „Man muss mit den Leuten Klartext reden, und das geht am besten über Geld. So zum Beispiel: Machst du die Hausordnung nicht, zahlst du oder fliegst raus. Aber eine solche Regelung geht nur im Zusammenwirken mit dem Hauseigentümer“, so Sozialarbeiter Yasar.