Duisburg. Irritationen um das Ladenlokal an der Beguinenstraße sind offenbar beigelegt, Institutionen nehmen ihre Arbeit auf. Sie richten ein Elterncafé und eine Beratungsstelle ein um Rumänen und Bulgaren integrieren zu können. Dennoch bestünde ein enormer Hilfebedarf für die Integration der Roma, sagt die Vorsitzende des Vereins “Stimme der Migranten“.

Ein Lkw mit Möbeln soll heute am überwiegend von Roma bewohnten Haus an der Straße In den Peschen vorfahren. Geladen haben soll er jede Menge Dinge, die es braucht, um im benachbarten Ladenlokal an der Beguinenstraße mit der Integrationsarbeit der Rumänen und Bulgaren beginnen zu können. „Wir richten ein Elterncafé und eine Beratungsstelle für Bewohner und Nachbarn ein“, sagt Deniz Aksen, Geschäftsführer des Vereins ZOF („Zukunftorientierte Förderung“). Nicht nur sein Verein beginnt mit der Arbeit, auch andere Institutionen wollen starten.

Sämtliche Irritationen rund um ausgetauschte Schlösser (wir berichteten) seien ausgeräumt, sagt Aksen, kurz- bis mittelfristig sollen unter anderem die Volkshochschule und auch der Verein „Stimme der Migranten“ in dem Gebäude präsent sein. „Wir haben uns mit allen Beteiligten geeinigt“, sagt Aksen, das heißt, der Gebetsraum ist für Messen und Feiern zugänglich und genannte Institutionen können Integrationsarbeit leisten.

Roma erst "zivilisieren"

Die Integration der Roma steht für Vasilka Bettziche an zweiter Stelle. „Zuerst müssen diese Menschen zivilisiert werden“, sagt die Vorsitzende des Vereins „Stimme der Migranten“, sie ist selbst assimilierte Roma. Viele aus dem Haus würden kein fließendes Wasser kennen, hätten noch nie in ihrem Leben einen Postboten gesehen oder eine Treppe geputzt. „Daran müssen wir arbeiten, eine entsprechendes Angebot soll es in dem Haus geben, dafür brauchen wir aber auch Hilfe“, sagt Bettziche.

Dass es bis zur Integration noch ein weiter Weg ist, zeigt der enorme Andrang von Roma bei der Essensausgabe von Bürger für Bürger. „Viele Familien haben viele Kinder und kein Einkommen, sie haben Hunger“, sagt Karling, der gespendete Lebensmittel tütenweise an Bedürftige abgibt.

Viele haben Hunger

Den Weg zu „Bürger für Bürger“ , um dort Nahrungsmittel zu bekommen, finden nicht alle Roma. Ketzerisch ausgedrückt scheinen sich einige ihre Lebensmittel – nicht immer legal – in den umliegenden Supermärkten und Tankstellen zu besorgen. „Die Zahl der Ladendiebstähle ist dramatisch gestiegen“, ist rund um einen benachbarten Discounter zu vernehmen. Die Zahl der Kunden soll sich um ein Viertel verringert haben, wer noch hingehe sehe regelmäßig Roma, die Bonbons und Lebensmittel einsteckten. Laut Rolf Karling sollen die Tankstellen in der Umgebung Roma-Kunden nur noch einzeln ins Geschäft lassen. „Klar, viele haben eben Hunger, die Folgen sind dramatisch, es muss etwas passieren.“