Duisburg-Marxloh. Die Marxloher Kaufleute sind stolz auf die Brautmodenmeile. Doch das regelmäßige Parkplatz-Chaos verärgert sie. Wie Stadt und Polizei reagieren.
Die Kaufleute in Marxloh sind stolz auf ihre Brautmodenmeile. Sie ist deutschlandweit bekannt und darüber hinaus auch in europäischen Metropolen, im türkischen Istanbul und Ankara sowieso. „Über die Weseler Straße spricht man sogar in Paris“, freut sich der Vorsitzende Selgün Çalisir. Natürlich freut er sich auch über die vielen auswärtigen und ausländischen Kundinnen und Kunden, die insbesondere samstags zum Schaufensterbummel in den Duisburger Norden kommen. Doch das große Interesse an der Brautmodenmeile werde an den Wochenenden regelmäßig zum Verkehrsproblem, kritisiert der Werbering.
Für den großen Andrang gebe es viel zu wenige Parkplätze. Auf dem August-Bebel-Platz reihe sich Wagen an Wagen und das Parkhaus von Media-Markt sei auch gut gefüllt. Tatsächlich fahren dann sogar Autos unerlaubt in die Fußgängerzone am Pollmannkreuz und parken auf den Bürgersteigen vor den Modeläden.
Parkplatz-Chaos auf der Brautmodenmeile: Marxloher Kaufleute sehen Stadt Duisburg in der Pflicht
Die Kaufleute sehen bei diesem wiederkehrenden Parkplatzchaos die Stadt Duisburg in der Pflicht. Dabei geht es ihnen weniger darum, mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt durchzusetzen, als darum, mehr Stellplätze zu schaffen.
„Die Stadt hat die positive Entwicklung der Brautmodenmeile lediglich aus der Ferne beobachtet, aber der wachsenden Parkplatzproblematik nicht entgegengewirkt“, sagt Selgün Çalisir. Die Verkehrsfachleute im Rathaus hätten sich seit Jahren der eindringlichen Bitte aus dem Werbering verweigert, ein „vernünftiges Parkleitsystem“ einzurichten. So herrsche nun jeden Samstagnachmittag Chaos auf Marxlohs Straßen.
Die Stadt kennt dieses Parkplatzproblem, wie Sprecher Max Böttner bestätigt. Die vielen angesiedelten Brautmodengeschäfte erzeugen „einen gewissen Parkdruck“ und „dies führt an verschiedenen Stellen zu Parkverstößen, die von der Verkehrsüberwachung auch geahndet werden“. Davon betroffen sei auch die Fußgängerzone an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes seien insbesondere auch an Samstagen in Marxloh unterwegs und verteilen Knöllchen an Verkehrssünder.
Polizeikameras übertragen auch Falschparker und Autos in der Fußgängerzone
Das allein kann jedoch die Situation nicht merklich verbessern. Vereinzelt greifen zwar auch Polizistinnen und Polizisten ein, so ein Sprecher, wenn sie auf ihren Streifen Autofahrer erwischen, die in die Fußgängerzone einbiegen oder auf einem Bürgersteig parken wollen. Doch die Regel sei das nicht.
Zudem übertragen Polizeikameras am Pollmannkreuz Livebilder an der Hamborner Wache, aber die Beamten jagen damit keine Falschparker und andere Verkehrssünder. Der Polizeisprecher betont, dass sich diese Videobeobachtung innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegt und eingesetzt wird, um Straftaten zu verhindern oder Straftäter möglichst schnell zu erwischen.
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Dagegen bemerkt Modehändler Deniz Güner, zugleich der Marxloher CDU-Vorsitzende, dass sich die Kameras seit 2017 nicht nur positiv auf gewalttätige Übergriffe, Raub, Diebstahl, Drogenhandel oder Sachbeschädigung ausgewirkt hätten. Abgenommen haben ihm zufolge im Blickwinkel der Kameras außerdem wilde Müllkippen und Bettelei. Deshalb fordern er und seine CDU mehr Kameras entlang der Weseler Straße.
Autofreier August-Bebel-Platz mit Flaniermeile? Werbering Marxloh ist dagegen
Auswärtige Autofahrer ließen sich von den Polizeikameras allerdings nicht beeindrucken oder wüssten vielleicht trotz der Hinweisschilder gar nicht, dass es sie gibt. Ohnehin gehen Selgün Çalisir und die Kaufleute nicht davon aus, dass Kontrollen alleine den Parkdruck senken können. Zumal nur die wenigsten der circa hundert Brautmodengeschäfte in Marxloh einen Hinterhof mit eigenen Parkplätzen für Kunden und Mitarbeiter haben. Zusätzlich beobachtet er, dass sich zuletzt viele Restaurants und Imbisse entlang der Weseler Straße angesiedelt haben, deren Gäste ebenfalls Stellplätze brauchen. Denn nur die wenigsten Gastronomiebesucher reisen mit Linienbussen oder den Straßenbahnen 903 oder 901 an.
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Deshalb fordert der Werbering neben einem Parkleitsystem vor allem mehr Parkhäuser in der Nachbarschaft. Die Überlegung, die sich im Förderantrag für das 50 Millionen Euro schwere Förderprogramm „Stark im Norden“ findet, den August-Bebel-Platz komplett autofrei zu machen und entlang der Weseler Straße eine Flaniermeile zu schaffen, sieht Çalisir äußerst skeptisch: „Ein solcher planloser Eingriff ohne Ersatzlösungen ist fatal.“
Neues Verkehrskonzept für Duisburg-Marxloh ist in Arbeit
Das ist nach Angaben der Stadt Duisburg nicht geplant. So sieht auch der Förderantrag neue Parkhäuser vor. „Aktuell wird ein Verkehrskonzept erstellt“, ergänzt Stadtsprecher Max Böttner. „Dadurch soll die Verkehrsinfrastruktur neu aufgestellt werden. Das Thema Parken im Zentrum von Marxloh wird in diesem Konzept ebenfalls berücksichtigt.“
Außerdem bewerten die Verkehrsfachleute im Rathaus die parkenden Autos in der Fußgängerzone am Pollmann-Eck weniger dramatisch als der örtliche Werbering. Es handle sich, so Böttner, „oft nicht um Falschparker, die in den Geschäften Brautmode auswählen, sondern um Kundinnen und Kunden der Brautmodengeschäfte, die bestellte Waren abholen und somit nur kurzzeitig dort parken“.
Einig sind sich aber Stadtverwaltung, Kaufleute und Lokalpolitiker, dass es für den großen Parkdruck an der Brautmodenmeile einer Lösung bedarf.