Duisburg. Aldi Süd plant in Duisburg eine Vorzeige-Filiale und könnte das Marxloh-Center verlassen. Wie begründet ist die Sorge um das Einkaufszentrum?

Die vom Lebensmitteldiscounter Aldi-Süd geplante hochmoderne Vorzeige-Filiale in Duisburg-Marxloh befeuert die Sorge ums Überleben des örtlichen Einkaufszentrums am August-Bebel-Platz. Denn der Aldi-Markt darin liegt nur wenige Hundert Meter Luftlinie vom künftigen Neubau, der gegenüber der Grillo-Hauptverwaltung auf einem brachliegenden Grundstück zwischen Weseler Straße und Dahlmannstraße entstehen soll.

Insbesondere die örtliche SPD befürchtet, dass der Konzern die kleinere Filiale zugunsten des Prestige-Neubaus aufgibt. Derzeit kursiert im Stadtteil das Jahresende 2023 als Auszugsdatum. Ohne den Discounter als wichtigen Publikumsmagnet, so die düstere Vorhersage der Sozialdemokraten, würden dann auch Media-Markt und Rossmann schließen und letztlich das Marxloh-Center verwaisen. Jetzt widersprechen allerdings aktuelle Entwicklungen dieser Befürchtung.

Media-Markt im kriselnden Marxloh-Center: „Wir sind der Überlebensgarant“

So hat Aldi seinen Mietvertrag nicht gekündigt, wie das Center-Management der Redaktion gegenüber bestätigt. Zudem bestreitet der Media-Markt den Dominio-Effekt der Leerstände, den die Sozialdemokraten voraussehen. „Wir sind der Überlebensgarant für das Marxloh-Center“, betont der Geschäftsführer Muzaffer Celik. „Wir wollen nach wie vor bleiben, egal was Aldi macht.“ Celik sieht sein Unternehmen als den eigentlichen Ankermieter des Einkaufszentrums, auch wenn es bereits seine vormals „riesengroße Fläche verkleinert“ hat. Dennoch sei das Center erst tot, „wenn wir rausgehen, nicht wenn Aldi rausgeht“.

Auch interessant

Dass das Marxloh-Center im Herzen des Stadtteils ein ähnliches Schicksal ereilt wie das größtenteils leerstehende Averdunk-Centrum am Hauptbahnhof oder die mit Leerständen kämpfende Königsgalerie in der Innenstadt, das glaubt Muzzafer Celik indes nicht. Er sieht weiterhin „viel Potenzial“ am Standort, mahnt allerdings notwendige Modernisierungsmaßnahmen an. „Das Center muss aufgewertet werden“, findet Celik und meint damit nicht, dass „nur die Fassade hübsch gemacht wird“. Vielmehr denkt er an eine Renovierung und ein neues Flächenkonzept, das einen zusätzlichen Publikumsmagneten bringt.

So könnte er sich als „Gedankenspiel“, das noch nicht mit der Konzernleitung besprochen ist, vorstellen, dass der Media-Markt aus dem ersten und zweiten Obergeschoss komplett ins Erdgeschoss zieht, sollte Aldi schließen. Die freiwerdenden Flächen könnten dann vielleicht, so die weiteren Überlegungen des Media-Markt-Geschäftsführers, vielleicht fürs Gesundheitswesen genutzt werden, von einem Arzt oder einer Krankenkasse.

Händler fordern Renovierungen im Einkaufszentrum und ein neues Flächenkonzept

Den Erneuerungsbedarf sieht auch Kai-Jens Heinze. Der Vize-Vorsitzende des Marxloher Werberings betreibt den Lotto-Laden samt Postfiliale im Center und schätzt eine mögliche Schließung von Aldi als deutlich schlimmer ein. Er sieht dieses Szenario durchaus als „verheerend“ an, weil dadurch viel Laufkundschaft verloren ginge, von der aktuell auch die anderen Geschäfte profitieren. Eine Renovierung und ein neues Flächenkonzept unterstützt er ebenfalls, zumal zum Jahreswechsel die Bäckerei Schlüter ausgezogen ist. Die Chefin und die Mitarbeiter wollten zu den Gründen nichts sagen. Nach Informationen dieser Redaktion wollte die Bäckerei renovieren, hat aber keinen langfristigen Mietvertrag angeboten bekommen.

Auch interessant

Für die Händler im Marxloh-Center ist dessen Zukunft nicht nur am Renovierungswillen und einem modernen Flächenkonzept gebunden, sondern auch an die Pläne für den August-Bebel-Platz. Dieser soll bekanntlich mit Hilfe des 50 Millionen Euro schweren Förderprogramms „Stark im Norden“ umgebaut werden.

Das Fortbestehen des Marxloh-Centers beeinflusst auch die Umbaupläne des August-Bebel-Platzes. Er soll mit Fördermillionen autofrei werden.
Das Fortbestehen des Marxloh-Centers beeinflusst auch die Umbaupläne des August-Bebel-Platzes. Er soll mit Fördermillionen autofrei werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Geplant ist, den Busbahnhof an die Weseler Straße zu verlegen und den Platz dann möglichst autofrei zu halten. „Ich begrüße das, dadurch wird unser Parkhaus belebter“, sagt Muzzafer Celik und sieht dieses Vorhaben auch als Chance für das Einkaufszentrums, sofern sich auf dem August-Bebel-Platz keine weiteren Brautmodengeschäfte und Dönerbuden ansiedeln, sondern Gastronomie, die bislang fehlt. Er denkt an Foodtrucks, eine Eisdiele, Doughnut-Shops oder Waffel-Läden.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Für den Lebensmitteldiscounter Aldi eröffnen sich jetzt ebenfalls neue Möglichkeiten, ist die Marxloher SPD überzeugt. Denn die kleine Filiale könnte sich perspektivisch vergrößern, auf die benachbarte Fläche der geschlossenen Bäckerei oder später auf den August-Bebel-Platz. So könnte Aldi-Süd in dem Einkaufszentrum sein modernes Filialkonzept nutzen.

Mehrfache Anfragen über die Zukunft des Marxloh-Centers lässt das Center-Management bislang unbeantwortet. Dem Vernehmen nach hat die Stadt Duisburg aber zu genau diesem Thema zu einem Ortstermin eingeladen. Neben der Center-Managerin werden demnach in der nächsten Woche auch der Eigentümer und einige Lokalpolitiker erwartet.

>> Minuspunkte für den Aldi-Standort im Marxloh-Center

● Bislang hält Aldi-Süd an der Filiale im Marxloh-Center fest: „Wir möchten betonen, dass die aktuellen Planungen [für den Neubau] nicht den aktuellen Betrieb der anderen Filialen betreffen“, hieß es zuletzt aus der Mülheimer Konzernzentrale.

● Dennoch galt es zuletzt als offenes Geheimnis, dass Aldi sich aus dem Einkaufszentrum zurückziehen wolle. So habe der Konzern der Lokalpolitik in der Vergangenheit bereits mitgeteilt, dass der 1996 übernommene Standort zu klein für moderne Filialkonzepte sei. Der fehlende Außenzugang galt demnach auch als Minuspunkt. Ob sich dies durch einen Umbau im Einkaufszentrum und am August-Bebel-Platz ändern lässt, bleibt fraglich.