Duisburg-Marxloh. Mit Fördermillionen soll der Marktplatz in Marxloh umgebaut werden. Das betrifft auch den Verkehr an der Brautmodenmeile und verursacht Streit.
Claus Lindner hat schon viele Fördermillionen nach Marxloh kommen und wirkungslos verpuffen sehen. Doch mit dem Förderprogramm „Stark im Norden“, das 50 Millionen Euro für den Bezirk Hamborn umfasst, soll das Stadtteilzentrum samt Brautmodenmeile nachhaltig verändert werden.
Lokalpatriot und SPD-Bezirksvertreter Lindner erkennt darin eine große Chance für sein Marxloh. Ohnehin ist er als Einwohner vom „großen Potenzial“ überzeugt, das in seiner Heimat schlummert. So soll der August-Bebel-Platz komplett umgestaltet werden. Über die genauen Pläne sind sich die Stadt Duisburg und die Geschäftsleute noch uneins. Dabei geht es auch um die Frage, wie viel Straßenverkehr und wie viele Parkplätze es bald rund um die Brautmodenmeile geben wird.
Duisburg-Marxloh: Autofreier August-Bebel-Platz mit mehr Grün und Gastronomie
Derzeit ist angedacht, dass der Busbahnhof vom Marxloh-Center zur Weseler Straße rückt. Dass der August-Bebel-Platz autofrei wird und nicht länger als Parkplatz, sondern als echter Marktplatz genutzt wird, mit hoher Aufenthaltsqualität, mehr Bäumen und womöglich mehr Gastronomie.
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Die Stadtverwaltung möchte außerdem, dass dieser Marktplatz zusammen mit dem Pollmannkreuz ein wichtiger Ort der Begegnung für die Menschen im Stadtteil wird. Dafür soll der dortige Verkehr verringert werden und ausgebremst: Man soll dort nur mit gedrosselter Geschwindigkeit fahren dürfen.
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Die bisher als zu schmal kritisierten Gehwege werden in diesen Überlegungen dann breiter, wobei auf dieser neuen Fläche zwischen aktuellem Bürgersteig und Fahrbahn neben Fahrradständern beispielsweise auch mehr Außengastronomie möglich sein soll.
Dafür muss die Straße samt Straßenbahnschienen enger werden, ein neuer Radweg soll auf Fahrbahnhöhe entstehen, um die jetzige Konflikte mit Fußgängern zu beenden. Die wegfallenden Parkplätze müssten komplett verlagert werden, und der Durchgangsverkehr würde über den Willy-Brandt-Ring geführt, während ein Parkleitsystem den Weg zu Stellplätzen weist.
Marxloher Brautmodenmeile: Stadt will Kurzzeitparkplätze und Ladezonen vorhalten
„Ich wünsche mir vom August-Bebel-Platz bis zur Wolfstraße eine Fußgängerzone, eine schöne Flaniermeile“, sagt Lindner; mit dieser Forderung geht er einen Schritt weiter als die Stadt, die Kurzzeitparkplätze und Ladezonen vorhalten möchte.
Lindner ist sich sicher, dass mehr Möglichkeiten für die Außengastronomie den anhaltenden Trend neuer Restaurants, Cafés und Imbisse noch befeuern werden. „Hier steppt der Bär“, freut sich Claus Lindner und fühlt sich bereits „fast wie in New York“. Nicht zuletzt, weil der Stadtteil Anfang des 20 Jahrhunderts wegen seiner großen Häuser wie dem Pollmannhaus als „Klein New York“ bekannt gewesen sei.
Kaufleute kämpfen wollen die jetzige Fußgängerzone wieder für Autos öffnen
Gegen die Idee einer erweiterten Fußgängerzone wettert jedoch der örtliche Werbering. So heißt es in einer von ihm organisierten Unterschriftenkampagne: „Wir sind ausdrücklich und energisch gegen die verkehrliche Schließung der Weseler Straße. Wir befürchten starke Umsatzeinbußen bis hin zu Geschäftsschließungen!“
Vielmehr fordert der Werbering, dass die seit 1977 bestehende Fußgängerzone am Pollmannkreuz (Kaiser-Wilhelm-Straße und Kaiser-Friedrich-Straße) geöffnet wird. Der Vorsitzende Selgün Çalisir argumentiert, dass die Geschäfte an der Weseler Straße davon profitieren, dass man sie bei der Autofahrt sieht. Vor allem vermisse aber die Kundschaft in der benachbarten Fußgängerzone, vor den Modegeschäften parken zu können. Solange diese Möglichkeit dort fehlt, haben laut Çalisir die Läden dort nicht die gleichen Erfolgschancen.
Tatsächlich befürworten Geschäftsleute der Brautmodenmeile mehr Kundenparkplätze, jedoch sehen nicht alle die Notwendigkeit, dass diese vor der Ladentür sein müssen. Sollte der August-Bebel-Platz allerdings als großer Parkplatz wegfallen, das wissen sie alle, kann das Media-Markt-Parkhaus den Bedarf nicht decken. Insbesondere nicht am Wochenende, wenn sogar aus dem Ausland viele Kundinnen und Kunden kommen, um auf einen Schaufensterbummel nach schönen Kleidern oder Schmuck zu gehen.
Straßenbahnen fahren stadtweit größte Verspätungen ums Pollmannkreuz ein
Die Lösung sollen weitere Parkhäuser bieten. Ohnehin sind sich die Stadt und die Politik einig, dass die Umgestaltung des August-Bebel-Platzes und von dessen Umgebung mit öffentlichen Fördermillionen auf keinen Fall dafür verwendet werden dürfen, dass noch mehr Autos über die Weseler Straße und das Pollmann-Eck fahren. Zumal rund um diese Kreuzung bereits jetzt, so Lindner, die Straßenbahnen im alltäglichen Berufsverkehr die größten Verspätungen in ganz Duisburg einfahren.
Dennoch will auch die SPD Marxloh vermeiden, dass Kundinnen bei ausgiebigen Schaufensterbummeln ihre neugekauften Kleider und Accessoires während ihres gesamten Einkaufs in Tüten durch die Straßen schleppen müssen. Anders als der Werbering schließen die Sozialdemokraten mehr Autos vor den Ladentüren aus.
Vielleicht könne ein Logistiksystem helfen, wie es früher auch bei C&A eingesetzt worden sei, teilt Claus Lindner ein Gedankenspiel: Die rund hundert Modegeschäfte würden die Kleider nach dem Einkauf und dem Anpassen an eine zentrale Abholstelle am August-Bebel-Platz bringen. Dort können die Kundinnen sie dann nach ihrem Schaufensterbummel und nach einem Restaurantbesuch entgegennehmen.
Neue Quartiersmanager für Marxloh stellen sich vor
Entschieden ist diese gesamte Umgestaltung jedoch längst noch nicht. Zunächst sollen die Menschen aus Marxloh – Einwohner und Kaufleute gleichermaßen – befragt werden, was sie sie für ihren Marktplatz und ihre Einkaufsstraßen wollen. Im Herbst soll dann ein Wettbewerb folgen.
Die neuen Quartiersmanager für Marxloh stellen sich am Freitag, 10. März, von 10 bis 13 Uhr auf dem Wochenmarkt vor und möchten dabei auch ein erstes Stimmungsbild für den geplanten Umbau einsammeln.
Derweil wird Claus Lindner weiter für einen modernen August-Bebel-Platz und eine schöne Flaniermeile werben und auf seinen beliebten Stadtteiltouren ein Marxloh zeigen mit viel Potenzial – ein Marxloh, das besser ist als sein Ruf.
>> Ausdauerndes Engagement gegen die Fußgängerzone
● Der Vorstoß des Marxloher Werberings, die Fußgängerzone am Pollmannkreuz abzuschaffen, ist nicht die erste dieser Kampagnen. So erinnert der Bezirksvertreter Herbert Fürmann (Linke) an eine sehr ähnliche Initiative, die „vor etlichen Jahren“ ebenfalls die Kaiser-Wilhelm-Straße wieder für den Autoverkehr öffnen wolle – und das mit denselben Argumenten.
● Dagegen habe die Stadt Duisburg damals viele Sachgründe angeführt und dabei bereits damals „die Illusion eines Parkstreifens entlang der Fahrbahn zerstört“. Demnach verhindern die Oberleitungen der Straßenbahn 901 und vorgeschriebene Aufstell- und Rettungsflächen für die Feuerwehr etwaige Parkplätze.
● Bei der Vorstellung des neuen Quartiersmanagements am 10. März geht es von 10 bis 13 Uhr auch um die Frage, wie die Menschen diesen Marktplatz künftig nutzen wollen, um das Sicherheitsgefühl oder die Einschätzung der Einkaufsmöglichkeiten.