Duisburg. Schützenvereine in Duisburg-Walsum blicken mit Sorgen auf ihre Schützenfeste – besonders nach Corona. Es gibt auch Kritik an der Stadtverwaltung.

„Unsere Mitglieder sind geblieben“, blickt Jan Krott vom Bürgerschützenverein 1856 Walsum erleichtert auf zweieinhalb Coronajahre zurück. Abseits der „normalen jährlichen Fluktuation“ seien die Schützen aus Alt-Walsum ihrem Verein treu geblieben – obwohl Schießtermine und andere gesellige Runden ausfallen mussten.

Mittlerweile gibt es noch mehr gute Nachrichten für den BSV 1856 – die Rückkehr des Schützenfests am ersten Juliwochenende nach drei Jahren Pause war ein voller Erfolg. Dabei hatte sich Krott vor dem Fest noch gesorgt: „Jetzt ist Urlaubszeit, die Flüge sind gebucht. Etliche Menschen haben bedenken geäußert, sich auf dem Schützenfest zu infizieren und dann nicht fliegen zu können.“ Zum Glück kam es anders, die große Resonanz überraschte die Schützenfestmacher.

Warum kein großes gemeinsames Schützenfest in Duisburg-Walsum?

Trotzdem: Schützenfeste sind im Bezirk Walsum – mit sage und schreibe drei Schützenvereinen – längst kein Selbstläufer mehr. Der BSV Aldenrade-Fahrn musste sein Schützenfest schon vor Corona vom Kometenplatz auf das abgelegene Vereinsgelände umquartieren. Und auch die Sorgen von Jan Krott vor dem diesjährigen Fest in Alt-Walsum kommen nicht von ungefähr. Warum also, fragen sich manche, feiern die drei Walsumer Vereine nicht einfach ein großes, gemeinsames Fest?

Wider Erwarten ein großer Erfolg: Der BSV 1856 Walsum um den neuen Schützenkönig Brandon Woolley (mit Vogel) feierte in Duisburg ein rauschendes Schützenfest.
Wider Erwarten ein großer Erfolg: Der BSV 1856 Walsum um den neuen Schützenkönig Brandon Woolley (mit Vogel) feierte in Duisburg ein rauschendes Schützenfest. © BSV 1856 Walsum

„Diese Gespräche gibt es seit Jahren“, bestätigt Jan Krott, „aber die alteingesessene Obere Heeresführung war bisher immer dagegen.“ In der Vergangenheit wollten die Vereine also im Sinne der Tradition ihr eigenes Süppchen kochen – weil es eben „immer so war“. Doch diese Haltung scheint sich zu lockern. Jan Krott bestätigt, dass jüngere Führungsriegen eher mit dem Gedanken eines großen Festes spielen – und auch beim BSV Aldenrade-Fahrn sind die Mitglieder nicht abgeneigt.

Mitgliederschwund durch Corona im Walsumer Schützenverein

„Wir würden uns das wünschen, ein gemeinsames, großes Schützenfest“, sagt Präsident Frank Böttger. Man sei ergebnisoffen für Überlegungen in diese Richtung. Doch wie Jan Krott befürchtet auch der Vorstand um Böttger, das viele Strukturen bei den sehr traditionsbewussten Schützen zu festgefahren sind, um eine solche Unternehmung möglich zu machen – noch.

Auf die Frage, wie es dem BSV Aldenrade-Fahrn in der Pandemie ergangen ist, antwortet Pressewart Joachim Frenzel knapp und präzise: „Schlecht.“ 50 Mitglieder haben die Schützen verloren und stehen jetzt bei 302 – vor ein paar Jahren waren es mal 400. „Das hat auch nicht mehr nur mit der natürlichen Fluktuation zu tun, wir haben definitiv Leute durch Corona verloren“, pflichtet ihm Major Fritz Schneider bei.

Leute sind den Schützenvereinen abgewandert – und kehren nicht zurück

Die Schutzmaßnahmen haben vor allem die traditionelle Abteilung des Vereins getroffen, also die Mitglieder, die eher das Brauchtum pflegen und auf das Schießen keinen gesteigerten Wert legen. „Da hat während Corona quasi nichts stattgefunden“, erklärt Vizepräsident Markus Herms. Aber auch die Sportschützen, die mit strengen Auflagen ihrem Sport frönen durften, haben Mitglieder verloren. Dazu kommt, dass viele Schützen in beiden Bereichen aktiv sind und so quasi doppelt betroffen waren.

„Der Lebensrhythmus der Leute hat sich während Corona geändert“, vermutet der Vorstand, „da haben sich einige zum Beispiel gesagt: ‘Schießen geht nicht mehr, dann geh ich halt schwimmen.’ Und die kommen jetzt auch nicht mehr zurück.“ Dabei ist alles angerichtet. Das Schützenheim ist frisch modernisiert, Schießstände für diverse Kaliber und Waffenarten sind bereit, die Schießwarte vor Ort. „Aber die Leute kommen nicht“, bedauert das Führungsteam.

Schützenfest aus Kostengründen nicht mehr auf dem Kometenplatz

Auf das erste Schützenfest seit 2019 freut sich der Verein dennoch. Vom 13. bis zum 15. August wird gefeiert, allerdings auf dem eigenen Gelände an der Kurfürstenstraße und nicht, wie zuletzt 2018, auf dem Kometenplatz mitten im Herzen Walsums. „Das war eine super Entscheidung, 2019 hierhin umzuziehen“, sind sich die Schützen einig. „Das Fest in der Stadt mit angeschlossener Kirmes war schön, aber die Kosten konnten wir nicht mehr tragen.“

Über die Jahre kamen nämlich immer weniger Bürger zum Fest in der Stadt – das bedeutete finanzielle Einbußen. „Wir haben ohnehin nie Gewinn mit dem Fest gemacht“, sagt Joachim Frenzel, „aber zuletzt wurde es zu extrem.“ 3500 bis 4500 Euro musste der BSV alleine an die Stadt zahlen, dazu kamen die Kosten für Sicherheitspersonal, ein Brandschutzkonzept und mehr.

Stadt Duisburg zeige „keine Nähe“ zu den Bürgerschützen

Deswegen ist der Verein auch ein wenig von der Stadt Duisburg enttäuscht. „Früher hat man zwei Seiten ans Walsumer Rathaus geschrieben und die Sache war geritzt. Das war ja auch ein Volksfest für die Duisburger“, erinnern sich die Veteranen. Deswegen erwarteten die Schützenbrüder, dass die Stadt Duisburg ein gewisse Interesse am Schützenfest hat. „Aber auf unser Gesuch beim Oberbürgermeister kam bloß ein lapidarer Brief zurück, dass wir ja bloß ein Veranstalter wie jeder andere seien.“

Gepflegte Tradition: Frank Böttger (l.) und Markus Herms vom BSV Aldenrade-Fahrn in Duisburg-Walsum blicken mit ein wenig Wehmut auf vergangene Tage – aber auch mit Vorfreude auf ihr kommendes Schützenfest.
Gepflegte Tradition: Frank Böttger (l.) und Markus Herms vom BSV Aldenrade-Fahrn in Duisburg-Walsum blicken mit ein wenig Wehmut auf vergangene Tage – aber auch mit Vorfreude auf ihr kommendes Schützenfest. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In dieser Antwort spürten die Schützen „keine Nähe“ zu einem Volksfest, das mit seiner Popularität einst ganz Walsum stilllegte. „Die Banken hatten zu, die Läden haben geschlossen, das Rathaus hat mittags dicht gemacht und alle waren bei uns“, erzählt Fritz Schneider aus goldenen Zeiten. Alleine beim Schießen tummelten sich über 1000 Menschen, die einfach nur zuschauen wollten.

Appell: Schützenfest ist ein Fest für die Öffentlichkeit

Deswegen appelliert der BSV Aldenrade-Fahrn an alle Duisburger, im August „einfach mal vorbeizukommen.“ Das Schützenfest sei eine öffentliche Veranstaltung für die Bürger, sagt Schneider. „Ein Bier trinken, ein Würstchen essen und die Atmosphäre erleben, gar nichts wildes“, illustriert er einen Schützenfestbesuch und zeigt auf dem gut 19.000 Quadratmeter großen Gelände schon einmal, wo die Kapelle aufspielen wird. Zumindest in diesem Jahr werden die Märsche des BSV dort wieder erklingen.

>> SO FEIERT DER BSV ALDENRADE-FAHRN

  • Das Schützenfest des BSV Aldenrade-Fahrn steigt von Samstag, 13. August, bis Montag, 15. August, im und um das Schützenheim an der Kurfürstenstraße 134.
  • Eintritt kostet das Fest an keinem der drei Tage. Mit viel Musik, Kulinarik und reichlich zu trinken wollen die Schützen ausdrücklich alle Besucher, nicht bloß vereinsinterne, anlocken.
  • Mehr Informationen über den BSV Aldenrade-Fahrn gibt es im Internet unter bsv-aldenrade-fahrn.de. Dort findet sich auch ein detailliertes Programm zum Schützenfest.
  • Mehr über den BSV Walsum gibt es im Internet unter bsv-1856-walsum.de.
  • Der dritte Walsumer Schützenverein, die Bürger-Schützengesellschaft Aldenrade-Walsum, ließ eine Anfrage der Redaktion unbeantwortet.