Traumzeit-Festival: Die Tops und Flops im Landschaftspark
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Duisburg. Das Traumzeit-Festival im Landschaftspark Duisburg hat mit 30 Bands auf drei Bühnen viel zu bieten: die Tops und Flops von Tag 1 und 2.
Das Traumzeit-Festival meldet sich zurück. Das größte Musikevent Duisburgs serviert an drei Tagen neue Entdeckungen, Altbekannt-Liebgewonnenes, frischen Hörgenuss und das alles vor der Kulisse des Landschaftsparks. Die Tops und Flops der ersten beiden Tage in der Übersicht:
[Straßenbahn- und Buslinien der DVG in fünf Minuten mit Schulnoten bewerten: zum DVG-Linien-Check]
Bühnenperformance zwischen Rampensau und Dandy
Bestnoten erzielte die Antilopen Gang mit Danger Dan: Die drei Sänger, in schlichten schwarzen Shirts und Jogginghose, ließen die Gießhalle wackeln und gaben anderthalb Stunden Vollgas. Mit ihrem Hip-Hop-Style passen sie zwar nicht gänzlich in das sonst übliche Line-up zwischen Singer-Songwriter, Elektro, Indie und Rock, wurden aber begeistert abgefeiert.
erster tag des traumzeit-festival im landschaftspark nord in duisburg bildstrecke der bands.
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Kaffkiez machten am Freitag erstmals den Cowperplatz voll und ließen die Meute bei ihren eingängigen Hits im Chor mitsingen. Swutscher, die am Samstag in der prallen Sonne standen, freuten sich dankbar über Bier aus dem Publikum und motivierten hernach einige Dutzend, als „Waschmaschine“ im Kreis durch den Staub zu rennen. Partystimmung de luxe.
Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst war eher am eigenen Sex-Appeal interessiert, schwang lasziv die Hüften und zog sich sein kleines Pailletten-Jäckchen immer wieder aus, um oberkörperfrei über die Bühne tanzen zu können.
Der Überraschungsact:
Bruckner, kurzfristig als Ersatz gebucht, lockte besonders junges Publikum an und in die ersten Reihen. Der Blondschopf, selbst erst 22 Jahre alt, überraschte mit einer ungeheuren Energie und Bühnenpräsenz. Die Songs, aus der Konserve nicht so überzeugend, machen live ordentlich was her. Mit entwaffnender Offenheit berichtet er, dass die Corona-Zeit für ihn als Künstler hart war und die Band mit ihrer Existenz gehadert habe. Seine Zweifel mündeten in einer „befreienden Hymne ‘Wer wir sind’“.
zweiter tag des traumzeit-festivals
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Was Spielfreude, Charme, Interaktion mit dem Publikum betrifft, übertreffen sie die alten Hasen von Bilderbuch um Längen. Die sind mehr mit sich selbst und ihrer eigenen Sexyness beschäftigt. Das macht sich auch an ihrer Songabfolge bemerkbar, mit psychedelischen Soli wird der ein oder andere bereits vertrieben, bis die großen Hits wie „Bungalow“ endlich kommen. Für ein Festival mit bunt gemischtem Publikum nicht die klügste Idee.
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Der Geheimtipp:
Mit ihrem federleichten Sommer-Indie-Pop schlug Cassia das Publikum in seinen Bann. Das Trio aus Manchester ist noch jung und am Anfang seiner Karriere, zeigte aber, dass man auch mit kleinem Besteck (und ein bisschen Technik) große Energien erzeugen kann. Ihr neues Album kommt erst in vier Wochen heraus, aber da sollte man dann unbedingt mal reinhören. Die Temperaturen in Duisburg fanden sie übrigens „quite abnormal“, weil es daheim in England zu dieser Jahreszeit noch friert.
Bühnendeko – die Tops und Flops
Die Beachpeople hatten zu ihren leicht karibisch angehauchten Pop-Klängen eine einsame weiße Papp-Palme mitgebracht. Zur Ehrenrettung muss man allerdings sagen, dass sie erst kurzfristig für die erkrankte Band Feng Suave eingesprungen waren. Besucher der Festival-Lounge ließen sich die Musik dennoch zusammen mit eisgekühltem Wein schmecken.
Bilderbuch setzten auf verwaschen-grüne Tücher, die wie bei einer Kindergarten-Gespensterparty ziellos von der Decke hingen.
Das Golden Dawn Arkestra war sich selbst Bühnendeko genug: In Fantasie-Uniformen mit Cowboy-Hüten, Boxergürteln und Weihnachtsbaum-Lametta glänzten und glitzerten sie in einer Tour.
Die besten Lichteffekte:
Der Punkt geht ganz klar an die Antilopen Gang. Ihr Lichttechniker holt alles raus, was die Lampen zu bieten haben, steuert punktgenau zu den Songs die Farben aus, taucht die Bühne in sattes Rot, kaltes Weiß und lässt Stroboskopblitze flackern. Schon beim zweiten Song springt die ganze Halle.
Die schönsten Beobachtungen am Rande:
Traumzeit ist, wenn markige Typen in Hard-Rock-T-Shirts zu sanften Klängen von Jules Ahoi versuchen, mit Blumen-Mädchen Disco-Fox zu tanzen. Und die Band dann den Song abbricht, weil sich eine Gitarrensaite verzogen hat. Das Publikum quittiert das mit einem Lächeln, neu ansetzen, weiter geht’s.
Blumenkranz im Haar, leuchtende Lichterketten, rosa Ohrenschützer für die Kids, Selbstgehäkeltes als luftiges Oberteil, Glitzersteine im Gesicht, Fußkettchen an den Fesseln, Wasserpistolen, Gesundheitsschuhe und Flip-Flops, Hot-Pants und Bügelfalte, hier ist alles erlaubt.
Traumzeit ist auch, wenn sich die Musiker nach ihren Sets unter das Publikum mischen, um die Hauptacts zu sehen.
Der Hidden Champion
Der Star des Samstags war ein Gast: Christian Weick hatte eine Fünf-Liter-Druckluftpumpe mitgebracht und tänzelte damit wassersprühend durch die Menge. Manche ließen sich komplett begießen, andere quiekten erfrischt-erschrocken auf. Aber alle schenkten ihm ein Lächeln. Wie sein T-Shirt verriet, kommt er aus der Stadt, die es nicht gibt: Bielefeld.
Kann besser werden: die Frauenquote
Für den coronabedingten Ausfall der Band Husten – ausgerechnet – sprang Lúisa aus Hamburg ein. Markante Stimme, entspannte Performance, eine würdige Vertretung. Manche, die zwischendurch zu Jochen Distelmeyer strömten, kehrten zu ihr zurück. Da hat sie wohl ein paar Fans hinzugewonnen.
Spät abends machte Ätna aus Dresden Staunen, die Elektro-Performerin und ihr Begleiter an den Drums holten per Stimmverzerrer Erstaunliches aus den Geräten, das klang teilweise wie eine Kreuzung aus Flipperautomat und Geisterbahn, war aber durchaus tanzbar. Eine Discokugel als Helm gehörte voll bestrahlt zu den optischen Highlights.
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