Duisburg. Abriss oder teure Sanierung – so lautet die Frage für die Rhein-Ruhr-Halle. Die Ruine steht sinnbildlich für die Hallen-Vermarktung in Duisburg.
Was wird aus der Rhein-Ruhr-Halle? Abriss oder Sanierung für mindestens 40 Millionen Euro sind die Optionen. Der Rat der Stadt hat die Entscheidung vertagt, will zunächst ein Nutzungskonzept. Wozu Duisburg die Halle zwischen Marxloh und Alt-Hamborn eigentlich braucht, ist nur eine berechtigte Frage. Die zweite, vielleicht wichtigere: Wer ist eigentlich willens und vor allem in der Lage, nicht nur diese, sondern auch die übrigen Hallen der Stadt zu vermarkten? Die Stadttochter „Duisburg Kontor“ offenbar nicht – ihr Hallenmanagement endet alljährlich mit einem Millionendefizit, die bekannten Namen der Kultur- und Musikszene machen seit Jahren einen großen Bogen um Duisburg.
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Für die Grünen waren mit der Ratsentscheidung zur Sanierung der Eishalle im Sportpark Wedau für 5,5 Millionen Euro im März (wir berichteten) auch die Würfel für die Rhein-Ruhr-Halle gefallen. „Eine zweite Mehrzweckhalle braucht die Stadt nicht“, stellte Fraktionssprecherin Anna von Spiczak fest. So einfach ist die Entscheidung für viele andere Ratsherren nicht. „Daran hängt auch Herzblut“, heißt es bei Vertretern von SPD wie CDU aus dem Stadtnorden.
Abriss der Ruine oder „qualitativ wertige Grüngestaltung“
Die Pragmatiker tun sich ähnlich schwer wie Nostalgiker: Denn die Alternative zur Sanierung nennt Planungsdezernent Martin Linne „qualitativ wertige Grüngestaltung“. Eine Neubebauung mit Publikumsverkehr ist wegen der Nähe zum Störfallbetrieb nicht zulässig – auch daran scheiterte vor Jahren schon der Plan für ein Outlet-Center. Auch die 40 Millionen Euro für die Sanierung müsste die Stadt selbst finanzieren, hinzu kommen Betriebskosten – die Verwaltung taxiert sie auf bis zu 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Fördermittel, etwa aus dem 50-Millionen-Euro-Paket für den Stadtnorden, dürfen nicht verwendet werden, hat das NRW-Bauministerium mitgeteilt.
Stadtsportbund: Eine solche Halle steht Duisburg gut zu Gesicht
Seit die Entscheidung im September vertagt wurde, arbeite die Bauverwaltung nun „einen umfangreichen Fragenkatalog zu Sanierung oder Abbruch“ ab, teilt ein Stadtsprecher mit. Voraussichtlich im Herbst werde es eine erneute Vorlage für den Rat geben, heißt es im Rathaus. Der einzige, der sich im Moment öffentlich zum Thema äußert, ist Uwe Busch. „Der Sportstadt Duisburg stände eine solche Halle gut zu Gesicht“, sagt der Geschäftsführer des Stadtsportbundes. Die Rhein-Ruhr-Halle könnte Schauplatz für nationale oder regionale Titelkämpfe sein. „Eine solche Halle haben wir derzeit nicht.“
Finanzierung über Sportveranstaltungen allein nicht möglich
Den Betrieb der Halle aus Eintrittsgeldern zahlender Sportfans zu finanzieren, sei aber kaum möglich, glaubt nicht nur Busch: „Das bleibt ein Zuschussgeschäft.“ Die Haltung auch von maßgeblichen SPD-Vertretern drückt sich deshalb in einem Wort aus: „Abreißen.“ Mancher hätte gern ein Feuerwehr- und Rettungszentrum geplant. Vor der Landtagswahl mögen aber auch die Genossen keine öffentliche Abbruch-Debatte führen.
Vermarktung der Duisburger Halle und Sportstätten: Jeder macht sein Ding
Um überhaupt als Wettkampf-Schauplatz erneut in den Fokus der Sportverbände zu rücken, bräuchte es professionelles Marketing des Duisburger Portfolios, tunlichst aus einer Hand: Derzeit macht jeder sein Ding.
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Die Eishalle betreibt Ralf Pape mit „p+c event- und sportmarketing“, das Stadion, jetzt vollständig in städtischer Hand, die „Zebrastall Events“ von Caterer Oliver Kersten und Getränke-Logistiker Michael Jansen, Duisburg-Sport kümmert sich um den Sportpark Wedau, die jeweiligen Bezirksämter um die Hallen in Rheinhausen, Homberg (Glückauf) und Walsum.
Hallenmanagement von Duisburg Kontor fühlt sich „nicht zuständig“
Was ist mit dem städtischen Hallenmanagement von Duisburg Kontor? „Nicht zuständig“, lautet die lapidare Antwort auf die Frage nach einer Vermarktung von Schauinsland-Arena und Ideen für eine sanierte Rhein-Ruhr-Halle. Eine Ansage, die Duisburger Sportmarketing-Fachleute ebenfalls hörten, als sie versuchten, mit dem Kontor-Team Veranstaltungen in die Stadt zu holen. „Vergiss es“, ist noch die freundlichste Bewertung ihrer Erfahrungen.