Duisburg. Vom 19. bis zum 21. August gibt’s im Duisburger Rheinpark das „Fest der Vielen“. Welche Bands kommen und warum auch Politik eine Rolle spielt.

In Duisburg wird es in diesem Sommer ein weiteres größeres Festival geben: Das „Fest der Vielen“ findet vom 19. bis zum 21. August im Rheinpark statt, organisiert von zahlreichen Ehrenamtlichen. An drei Tagen darf sich das Publikum auf ein facettenreiches, diverses Programm freuen, übrigens „umsonst und draußen“. Von Punk bis zu folkloristischer Musik wird den Zuschauern eine große Bandbreite geboten. Außerdem sollen auch politische Diskussionen nicht fehlen. Die Veranstaltung steht diesmal unter dem Motto: „Umkämpfter Stadtteil – Geteilte Geschichten“.

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Lena Wiese und zahlreiche andere Ehrenamtliche organisieren das Fest der Vielen. Im vergangenen Jahr hat es zum ersten Mal stattgefunden.
Lena Wiese und zahlreiche andere Ehrenamtliche organisieren das Fest der Vielen. Im vergangenen Jahr hat es zum ersten Mal stattgefunden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Eine Konkurrenz zum „Platzhirsch“-Fest am Dellplatz, das eine Woche später stattfindet, soll das Angebot nicht sein. „Wir besetzen Lücken, die vorher leer geblieben sind und in Duisburg gar nicht bedient wurden“, betont Lena Wiese, Vorsitzende des Vereins „Solidarische Gesellschaft der Vielen.“ Özkan Ulucan sagt: „Das städtische Kulturprogramm repräsentiert ein Drittel der Bevölkerung nicht“ und spielt dabei auf die große Gruppe bulgarischer und rumänischer Bewohner an, die kaum repräsentiert werden. Gemeinsam mit Mitstreitern, viele von ihnen keine Unbekannten in der Duisburger Szene, haben sie diesmal ein dreitägiges Programm organisiert.

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Festival will Häuserräumungen und Lebensumstände in Duisburg-Hochfeld thematisieren

Bereits im vergangenen Jahr gab’s eine kleinere Version im Rheinpark, die gleichzeitig die Premiere vom „Fest der Vielen“ war. Anlass war auch die Erinnerung an den rassistischen Brandanschlag auf ein Wohnhaus von „Gastarbeitern“ in Wanheimerort im Jahr 1984. Auch diesmal soll es am Sonntagnachmittag wieder eine Podiumsdiskussion geben, auf der die Lebensumstände von Zugewanderten ebenso zu Sprache kommen wie die zahlreichen Häuserräumungen im Stadtteil und auch die geplante Internationale Gartenausstellung.

„Wir haben im vergangenen Jahr schon so viel Programm gehabt, dass es eigentlich für mehrere Tage gereicht hätte“, blickt Lena Wiese zurück. Und nachdem sie im vergangenen Jahr die Festival-Organisation von der Pike auf gelernt haben, ziehen sie es diesmal etwas größer auf. „Der Rheinpark ist eine geile Location, die leider viel zu wenig genutzt wird“, findet Klaus Steffen, der an diesem Wochenende moderieren wird. Gürsoy Tanç und Andi Bechert haben ihre Kontakte zu den Musik-Acts spielen lassen. Gürsoy Tanç kennt sich etwa in der türkischen und europäischen Musikszene gut aus, Andi Bechert ist für den Punk-Bereich zuständig.

Internationales Line-Up mit Rap, Punk und Folklore

Ebru Düzgün alias Ebow wird von den Musikkritikern gefeiert. Die Rapperin steht am Samstagabend auf der Bühne.
Ebru Düzgün alias Ebow wird von den Musikkritikern gefeiert. Die Rapperin steht am Samstagabend auf der Bühne. © Veranstalter | Foto: RR

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Herausgekommen ist ein vollgepacktes internationales Line-Up. So treten beispielsweise die deutsch-türkisch-italienischen Rapper der „Microphone Mafia“ um Kutlu Yurtseven ebenso auf wie die Ska-Gruppe „Los Placebos“, das Folklore-Ensemble Kavpersaz, die Tribute-Band „The Ramonas“ und die Punkerinnen „The Toten Crackhuren im Kofferraum“. Mit der deutsch-kurdischen Künstlerin Ebow, bürgerlich Ebru Düzgün, wurde eine Rapperin verpflichtet, die von den Musikkritikern für ihr aktuelles Album „Canê“ gefeiert wird. Lokalkolorit darf nicht fehlen – es wird von den Duisburger Punkrockern „Kruste“ und dem Singer-Songwriter Carsten Butterwegge beigesteuert. Abgerundet werden die Abende von DJ-Sessions.

Die Ska-Formation „Los Placebos“ ist ebenfalls mit von der Partie.
Die Ska-Formation „Los Placebos“ ist ebenfalls mit von der Partie. © Veranstalter | Foto: RR

„Es wird sehr heterogen und wir haben lange darüber nachgedacht, ob wir die Stilrichtungen auf verschiedene Tage verteilen sollen“, erklärt der Mit-Organisator Andi Bechert. Das sei aber keine Option gewesen, sagt Özkan Ulucan, Vorbild sei unter anderem das Festival „Kemnade International“, das 1974 durch diverse Selbstorganisationen ins Leben gerufen wurde.

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In diesem Jahr finanziert sich das Festival aus verschiedenen Fördertöpfen. Auch der Kulturbeirat der Stadt steuert Geld bei. Bühne und Essens- und Infostände werden auf einer der Wiesen aufgebaut. „Wir finanzieren uns auch über die Getränke und versuchen bei den Preisen die Schmerzgrenze auszureizen, damit die Leute lieber bei uns ihr Bier kaufen und nicht an der Tankstelle“, appelliert Andi Bechert an die Solidarität der Zuschauer.

„Wir suchen außerdem noch Freiwillige, die uns im Vorfeld oder beim Festival helfen“, erklärt Lena Wiese. So werde noch Unterstützung bei der Social-Media-Arbeit, beim Auf- und Abbauen der Bühne oder für einige Stunden beim Festival selbst gesucht. Wer mitmachen möchte, kann sich per E-Mail bei den Organisatoren melden: kontakt@sgdv.org. Ein Treffen findet am Dienstag, 5. Juli, ab 20 Uhr im Zentrum für Kultur am Hochfelder Markt statt.