Duisburg-Vierlinden. Ein Paar freut sich auf die Zukunft im Eigenheim in Vierlinden. Warum man sich dort trotz Schattenseiten wohlfühlt, zeigt der Stadtteil-Check.

Katrin und Daniel Tebbe leben aktuell in Dinslaken, wollen aber ihre gemeinsame Zukunft in Duisburg verbringen und dort eine Familie gründen. Dafür bauen sie gerade ihr Traumhaus in Vierlinden, das in der Neubausiedlung „Am Weißen Stein“ entsteht. Der Rohbau samt Fenstern für das Einfamilienhaus ist bereits abgeschlossen. Katrin Tebbe ist in Vierlinden aufgewachsen und kann es kaum erwarten, in ihre Heimat zurückzuziehen. „Ich habe mich hier immer wohlgefühlt“, sagt die 30-jährige Personalerin.

Dass auch andere Menschen gerne dort leben, zeigen die Ergebnisse des Stadtteil-Checks. Sie liegen zwar in den meisten Kategorien unter dem stadtweiten Mittel, sind innerhalb des Duisburger Nordens, aber im oberen Drittel. Die Einwohnerinnen und Einwohner geben ihrer Heimat als Gesamtnote ein befriedigend (3,17) und auch der tatsächlich errechnete Durchschnittswert aller Kategorien ist mit einem befriedigend minus (3,53) nicht weit davon entfernt.

Duisburg-Vierlinden- So bewerten Einwohner den StadtteilMit dieser Note ist Katrin Tebbe jedoch nicht einverstanden. Sie sieht sich nicht als glühende Lokalpatriotin, verweist aber auf „eine glückliche Kindheit“ und „schöne Jugend“ und würde daher Vierlinden ohne zu zögern insgesamt mit „einer guten zwei“ bewerten. Auch in vielen anderen Kategorien stimmt sie nicht mit ihren früheren und künftigen Nachbarn überein.

Für Kinder gibt es in Duisburg-Vierlinden viele Angebote

So sind für sie die Angebote für Kinder (3,50) deutlich zu schlecht bewertet. „Das ist ein toller Stadtteil für Kinder“, sagt sie und begründet das mit dem neuen Leuchtturmspielplatz am Franz-Lenze-Platz, mit Kitas und Grundschulen, dem nahen Kopernikus-Gymnasium in Aldenrade und mit der dortigen Gesamtschule. Zudem gebe es viele Vereine mit Kinderabteilungen.

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Erst im Teenageralter nehmen, außerhalb der Vereine, die Freizeitangebote (3,83) deutlich ab, räumt die Duisburgerin ein. Örtliche „Tanzlokale, Bars und Diskotheken“ habe es schon während ihres Aufwachsens nicht mehr gegeben. Als Jugendliche, insbesondere mit Führerschein, ging es daher meist mit Freunden in die Innenstadt oder nach Dinslaken.

Lebendiges Vereins- und Gemeindeleben

Daniel Tebbe, ein gebürtiger Dinslakener, schätzt zudem die Rheinaue sehr und freut sich dort auf künftige Spaziergänge und Jogging-Runden. Da stimmt seine Ehefrau zu und führt zusätzlich das Allwetterbad als wichtigen Freizeitfaktor auf. Das habe zwar nicht den besten Ruf, aber als Mädchen und Jugendliche sei sie darin fünf Mal pro Woche geschwommen. Sie trainierte beim 1. Schwimmverein Walsum, nahm auch an Turnieren und Meisterschaften teil.

Besonders im Sommer ist das Allwetterbad in Duisburg-Vierlinden bei Familien beliebt. Es ist aber auch Trainingsort des Walsumer Schwimmvereins. (Archivbild)
Besonders im Sommer ist das Allwetterbad in Duisburg-Vierlinden bei Familien beliebt. Es ist aber auch Trainingsort des Walsumer Schwimmvereins. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Ohnehin lobt sie das „sehr lebendige Vereinsleben“ von Vierlinden. Viele ihrer Verwandten seien ehrenamtlich in Sportvereinen aktiv, zudem gibt es auch einen Karnevalsverein. Und die Kirchengemeinden sind ebenfalls sehr aktiv, wie sie als ehemalige Messdienerin von St. Elisabeth weiß. Deshalb ist für sie die schlechte Note in der Kategorie Gemeinschaft (3,93) geradezu unerklärlich.

Einkaufsmöglichkeiten am Franz-Lenze-Platz sind sehr geschätzt

Dass dagegen die Einkaufsmöglichkeiten mit 2,77 zurecht die Bestnote im Stadtteil verdienen, davon ist die 30-Jährige überzeugt. Durch den Supermarkt Edeka, den Discounter Aldi, den Drogeriemarkt Rossmann und die Bäckerei Bolten am Franz-Lenze-Platz sowie durch den Wochenmarkt sieht sie die Grundversorgung mehr als gedeckt. Dennoch macht sie Einschränkungen: „Eine schöne Jeans oder ein schickes Kleid kann ich in Walsum nicht kaufen.“ Zum Shoppen sei sie deshalb früher in die Innenstadt gefahren. Inzwischen steuert das Ehepaar lieber die Neutor-Galerie in Dinslaken an.

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Über die Stadtteilgrenzen hinaus blicken die beiden Hausbauer auch, wenn sie mal auswärts essen wollen, genießen unter anderem gerne Cocktails im Innenhafen. Doch sie müssten nicht – und das schätzen sie an Vierlinden (Gastronomie: 3,69). „Hier wird man immer satt“, weiß Katrin Tebbe und führt spontan ein griechisches Restaurant und mehrere Pizzerien auf. „Das sind keine gehoben Restaurants, aber sie sind vernünftig“, ergänzt Daniel Tebbe. Außerdem gibt es einige Imbisse.

Mädels und junge Frauen meiden möglichst die Straßenbahn 903

Die örtlichen Jugendlichen sind ebenfalls Grenzgänger, die sich ganz selbstverständlich in Vierlinden, Overbruch, Alt-Walsum, in Dinslaken oder in der Duisburger City bewegen.

„Hier machen alle so schnell wie möglich einen Führerschein, oder man braucht Freunde mit Führerschein“, sagt Katrin Tebbe aus eigener Erfahrung. Denn der ÖPNV sei nicht gerade beliebt. Auch wenn die Note für den Nahverkehr (3,14) einen anderen Eindruck mache. „Die Straßenbahn fährt sehr, sehr lange“, findet die Autofahrerin angesichts der guten halben Stunde, die die Linie 903 laut Fahrplan von der Haltestelle Vierlinden bis zum Hauptbahnhof braucht.

Die katholische Kirche St. Elisabeth gehört zu den markantesten Gebäuden in Duisburg-Vierlinden.
Die katholische Kirche St. Elisabeth gehört zu den markantesten Gebäuden in Duisburg-Vierlinden. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Allerdings sei diese Einschätzung durch Erfahrungen geprägt, als sie in Moers, noch vor ihrem Studium, eine Ausbildung machte und einfach aufs Auto angewiesen war. Deshalb waren damals auch der Schnellbus 40 oder andere Busse für sie keine Option. Besonders schlecht sei jedoch der Ruf der Straßenbahn. „Viele Mädels fahren möglichst nicht allein mit der 903 durch Marxloh oder Hamborn.“

Neubaugebiet- Der Weg zum Traumhaus im Duisburger NordenDas sei zumindest in ihrer Jugend so gewesen und dürfte sich nicht geändert haben. Zu viele zwielichtige Gestalten seien in der Linie unterwegs und junge Frauen würden zudem oft angemacht. „Deshalb sind wir früher lieber zum Bahnhof in Dinslaken gefahren und dann mit dem Zug in die Duisburger Innenstadt.“ Ansonsten fühle sie sich aber sehr sicher in Vierlinden (Sicherheit: 3,71).

Dass Vierlinden ideal ist, um dort ein Einfamilienhaus zu bauen und eine Familie zu gründen, davon ist Daniel Tebbe überzeugt, ohne dass er wie seine Frau dort bereits gelebt hat. „Heimat ist da, wo man sich wohlfühlt“, sagt der 35-jährige Maschinenbauingenieur, „und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Vierlinden meine Heimat wird.“

>>> STOLZ AUF DIE BUNDESTAGSPRÄSIDENTIN BÄRBEL BAS

● Dass Vierlinden recht dreckig sein soll (Sauberkeit: 4,14), dem kann Daniel Tebbe nicht zustimmen. Für ihn ist der Stadtteil doch eher sauber, verglichen mit anderen Stadtteilen wie Marxloh. Oder mit Bruckhausen, wo er als Ingenieur bei Thyssenkrupp arbeitet.

● Wie gut die örtliche Politik (4,29) ist, kann er nicht beurteilen. Aber das die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas aus Duisburg kommt und eine Walsumerin ist, darauf können die Duisburger durchaus stolz sein, findet Daniel Tebbe. „Das ist richtig cool.“

● Der Stadtteil-Check ist eine Umfrage aus dem Jahr 2020, die vor der Corona-Pandemie durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wertet die Redaktion seither mit Einwohnern, nach und nach, für die Duisburger Stadtteile aus.