Duisburg-Walsum. Eine illegale Sexparty will die Stadt Duisburg mit einer Razzia beendet haben. Die Kneipe musste danach schließen. So geht es jetzt weiter.

Nach einer Sex-Razzia war die Kneipe Brunnenstube monatelang versiegelt. Die Stadt Duisburg will dort Ende August eine illegale Prostitutionsveranstaltung, eine Gruppensex-Party beendet haben. Die beschuldigte Prostituierte, zugleich eine Mitbetreiberin der Walsumer Gaststätte an der Friedrich-Ebert-Straße, hat die Vorwürfe seither immer bestritten. Jetzt hat das Ordnungsamt die Schlüssel zurückgegeben, das städtische Siegel ist entfernt. Doch der Fall ist weder für das Rathaus noch für die Beschuldigte ausgestanden.

„Ich freue mich richtig“, sagt Arberita Hajrizaj im Gespräch mit der Redaktion, kurz vor der Schlüsselübergabe. Die 32-Jährige, die zuvor noch ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte, fiebert jetzt der Wiedereröffnung der Brunnenstube entgegen. Den Gastrobetrieb hatte sie mit ihrem Lebenspartner Dennis Banz erst im Frühjahr übernommen. Viele Stammgäste hätten sich bereits erkundigt, wann sie denn endlich wieder auf ein Bier vorbeikommen könnten. Zwar hat sich der Dartclub längst verabschiedet, um sich ein neues Vereinslokal zu suchen, aber dadurch will sich die Chefin ihre gute Laune nicht verderben lassen.

Kneipen-Chefin ist Prostituierte: „In der Brunnenstube suche ich keine Kunden“

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„In unserer Kneipe gab es keine Sexparty, es ist nichts passiert“, betont Hajrizaj und sieht ihre Schilderung des fraglichen Sommernachmittags, 22. August, durch Aufnahmen einer Überwachungskamera und zusätzlich durch die aktuelle Entwicklung bestätigt. Demnach hatte sie unter ihrem Künstlernamen Aida eine sogenannte Gangbang-Party in ihren nahen Geschäftsräumen abhalten wollen. Als sich aber abzeichnete, dass nicht alle fünf interessierten Männer pünktlich sein würden, habe sie für die Wartezeit zunächst die Kneipe vorgeschlagen, wo am Ruhetag eine Mitarbeiterin putzte und dann spontan kellnerte. Den Ortswechsel habe die Razzia dann verhindert.

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Verhindern werden künftig wohl auch einige Ehefrauen, dass ihre Männer auf ein Feierabendbier in die bald wiedereröffnete Gaststätte gehen, weil die Betreiberin eine eingetragene Prostituierte ist. Das kann die junge Frau aus Aldenrade einerseits nachvollziehen, andererseits will sie etwaige Bedenken entkräften. So trenne sie ihren hauptamtlichen Beruf als Prostituierte und ihr Hobby als Kneipen-Chefin: „In der Brunnenstube suche ich keine Kunden.“ Auch verabrede sie dort keine Termine mit Freiern.

Die Servicekräfte Jasmin (von links), Patrick und Yvonne freuen sich, wieder Gäste in der Brunnenstube in Duisburg-Walsum bedienen zu dürfen.
Die Servicekräfte Jasmin (von links), Patrick und Yvonne freuen sich, wieder Gäste in der Brunnenstube in Duisburg-Walsum bedienen zu dürfen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Stadt Duisburg wollte die Kneipe wegen illegaler Sexparty dauerhaft schließen

Natürlich erweckte die Razzia einen anderen Eindruck. Die Stadt Duisburg hält daran fest, eine verbotene Gruppensex-Party beendet zu haben. Im Rathaus glaubt man Hajrizajs Version nicht, dass die Kneipe lediglich ein spontaner Treffpunkt war, um später für den Geschlechtsverkehr zu nahen Geschäftsräumen an der Schulstraße zu wechseln. „Die Schließung der Gaststätte durch das Bürger- und Ordnungsamt war aufgrund der illegalen Prostitutionsveranstaltung rechtmäßig, da es sich zweifelsfrei um eine illegale Veranstaltung handelte“, sagt daher Stadtsprecher Sebastian Hiedels auf Nachfrage.

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Allerdings scheiterte das Vorhaben, die Gaststättenkonzession zu entziehen und die Brunnenstube dauerhaft geschlossen zu halten. Denn offiziell ist nicht Arberita Hajrizaj die Betreiberin, sondern nur ihr Lebenspartner; auf Dennis Banz läuft die Schanklizenz. Ihm jedoch konnte „die Kenntnis über die illegale Prostitutionsveranstaltung nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden“, so Hiedels, „daher besteht rechtlich keine Möglichkeit, die Konzession zu widerrufen“.

Der Beschuldigten droht weiterhin eine Geldstrafe bis zu 10.000 Euro

Beendet ist die Angelegenheit damit für die Stadt Duisburg aber noch nicht. Allein, dass Hajrizaj eine unangemeldete Gruppensex-Party organisierte und im Internet bewarb, ist verboten. Während der Pandemie genehmigt die Stadt solche Veranstaltungen grundsätzlich nicht. Zudem konnten während der Razzia eine Mitarbeiterin und ein Freier weder eine Corona-Schutzimpfung noch einen gültigen Test nachweisen. „Die Bußgeldbescheide werden aktuell vorbereitet“, sagt Sebastian Hiedels und verweist auf Verstöße gegen das Prostituiertenschutzgesetz und die Coronaschutzverordnung. Es drohen demnach Geldstrafen bis zu 10.000 Euro.

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Derweil will die Chefin der Brunnenstube von ihrem Anwalt, der erfolgreich um die Konzession und damit um die Kneipe gekämpft hat, prüfen lassen, ob das Vorgehen des Ordnungsamtes tatsächlich rechtens war. Sie bestreitet weiterhin die Gruppensex-Party in der Gaststätte und sieht durch die Stadt Duisburg im Nachgang der Razzia ihren Ruf und den ihres Gastrobetriebs geschädigt. Zunächst steht aber am Freitag, 19. November, ab 17 Uhr die Wiedereröffnung an.

>> ZWEI EINBRÜCHE IN DIE DUISBURGER KNEIPE

● Unaufgeklärt sind noch die zwei Einbrüche in die versiegelte Brunnenstube, die in den beiden Sommernächten direkt nach der Razzia geschahen. Aufnahmen eines der Einbrüche durch eine Überwachungskamera zeigen zwei vermummte Täter. „Die müssen sich dort sehr, sehr gut ausgekannt haben“, kommentierte Kneipen-Chefin Arberita Hajrizaj das Video bereits im September. Beim ersten Einbruch seien alle Schlüssel gestohlen worden und beim zweiten sollten die Glücksspielautomaten aufgebrochen werden.

● Inzwischen hat die Polizei die Fallakten an die Staatsanwaltschaft Duisburg übergeben. „Die Ermittlungen zu den beiden Einbrüchen dauern an. Es wurden Spuren gesichert, die derzeit ausgewertet werden“, gibt Isabel Booz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, einen Zwischenstand.