Duisburg-Meiderich. Ein Verein in Duisburg hat nach einem Kopftuchstreit seinen Kindersport eingestampft. Wie es jetzt für die Mädchen und Jungen weiter gehen kann.

Die Telefone in der Geschäftsstelle von MSV Duisburg Turnen stehen jetzt kaum noch still. Zahlreiche Eltern rufen an, damit ihre Kinder auch kurzfristig noch an Sportangeboten teilnehmen können. Viele Anrufer stammen aus dem Duisburger Norden und waren zuvor bei den Box-Sportfreunden Hamborn, die überraschend ihre Kindersportkurse eingestellt haben. Vorausgegangen war ein erneuter Streit mit einer Muslimin, die im Sportcenter ihr Kopftuch ablegen sollte.

Beim MSV Duisburg Turnen hingegen ist ein Kopftuch kein Problem, wie der Vorsitzende Uwe Ohletz betont, weder bei Mädchen, Müttern noch bei Übungsleiterinnen. „Das Kopftuch gehört in Duisburg längst zum Stadtbild“, sagt er und freut sich, dass alle Altersstufen durch gemeinsamen Sport zusammenfinden. „Damit leisten wir eine tägliche Integrationshilfe.“

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Ohnehin sei die Akzeptanz unter Kindern sehr groß, weiß die langjährige Übungsleiterin Karin Klein. „Bei uns sind alle Nationen zusammen in der Halle“ und ihr sei kein einziger Fall bekannt, bei dem Mädchen oder junge Frauen wegen ihres Kopftuchs gehänselt wurden.

Duisburger Sportvereine setzen sich gegen Rassismus ein

Dass sich Sportclubs in Duisburg gegen Rassismus einsetzen und für ein respektvolles Miteinander beim gemeinsamen Training stark machen, ist für Uwe Ohletz selbstverständlich und zeige sich auch durch entsprechende Projekte des Stadtsportbundes wie „Pink gegen Rassismus“. So ist auch seine Stellvertreterin Rosi Bongers davon überzeugt, dass die Kopfbedeckung von Musliminnen im Breitensport grundsätzlich kein Thema ist, schon gar nicht im Ruhrgebiet. Diskussionen über Kleiderordnungen kenne man eher von den Olympischen Spielen oder vom internationalen Leistungssport.

Das bestätigt auch Uwe Busch, der Geschäftsführer des Stadtsportbunds. Die Kopftuchstreitigkeiten bei den BSF Hamborn sieht er als „absoluten Einzelfall“. Duisburger Vereine hätten sich sehr lange, betont er, um die Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte und von Flüchtlingen verdient gemacht. Dass die Box-Sportfreunde ihren Kinderangebote beenden, bedauert Busch, zumal die Jugend gerade nach dem Lockdown zurück an den Sport müsse.

Duisburger Turner erleben nach Corona-Lockdown „einen richtigen Boom“

Dafür setzt sich auch der MSV-Vorstand ein. „Wir haben einen richtigen Boom“, sagt Rosi Bongers und freut sich über das anhaltende Interesse an den diversen Vereinsangeboten nach dem Corona-Lockdown. Trotzdem könnten die Meidericher die rund 200 Kinder, die zuvor bei den Box-Sportfreunden aktiv waren, noch zusätzlich aufnehmen. „Wir haben so viele Angebote für Kinder, da ist noch viel Platz.“ Erwachsene kämen ebenso problemlos unter. Das vielfältige Sportprogramm findet nicht nur in Meiderich statt, der MSV trainiert auch im Stadtbezirk Hamborn und in Homberg.

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Ob beispielsweise beim Eltern-Kind-Sport, Kindertanz, Geräteturnen, Einradfahren, Parkour, Bei Akrobatik oder der Trendsportart Tricking – eine Mischung aus Kampfkunst, Bodenturnen und Breakdance –, Neueinsteiger seien immer willkommen, so Bongers. Das Reinschnuppern ist denkbar unkompliziert: Interessierte können mit Sportkleidung und Hallenschuhen ohne Anmeldung zu jedem Termin vorbeikommen und zweimal unverbindlich und kostenlos ein Probetraining machen. Erst danach wird eine Vereinsmitgliedschaft fällig.

Es gibt Fördermöglichkeiten für arme Familien

Bei Bedarf beraten die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle über das Sportprogramm sowie über das Kursprogramm, an dem man ohne Mitgliedschaft teilnehmen kann. Für arme Familien gibt es diverse Fördermöglichkeiten, darunter das Bildungs- und Teilhabepaket. „Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit ist es wichtig, dass man Sport treibt und dabei Freunde trifft“, wirbt die Vize-Vorsitzende darum, das Probetraining zu nutzen.

Insbesondere bei den Jüngeren würden Basisangebote wichtige Grundlagen für alle Sportarten legen, ob beim Breitensport oder Leistungs- und Wettkampfbereich, den der Meidericher Turnverein ebenso anbietet. „Mitmachen kann man bei uns, sobald man laufen kann“, sagt Rosi Bongers und findet natürlich, ebenso wie ihre Vorstandskollegen, dass man nie zu früh mit dem Turnen anfangen kann.

>> VIELE DUISBURGER VEREINE HABEN NOCH KAPAZITÄTEN FREI

● Der MSV Duisburg 02 Turnen e.V. hat gut 1300 Mitglieder, circa 65 Prozent gehören zum Jugendbereich. Zudem sind Mädchen und Frauen in der deutlichen Überzahl. Neue Mitglieder sind ebenso willkommen wie neue Übungsleiter.

● Eine Übersicht über die Vereinsangebote und das Kursprogramm gibt es auf www.msv-turnen.de. Aktuell gilt beim Training in den Turnhallen und Schwimmbädern für Übungsleiter, Teilnehmer und Zuschauer die 2G-Regel, Zutritt haben also nur nachweislich Geimpfte oder Genesene. Sollte sich die Corona-Lage verschlimmern, gibt’s Online-Kurse. Zuletzt setzte der Verein im Lockdown auch die Beiträge aus.

● Freie Plätze für Frauen-, Kinder- und Jugendsport hat derzeit nicht nur der MSV Duisburg, wie Uwe Busch vom Stadtsportbund betont: „Viele Vereine haben noch Kapazitäten frei.“ Eine Liste mit Sportclubs und deren Angeboten gibt’s auf www.ssb-duisburg.de.