Duisburg-Walsum. Duisburg soll sicherer werden. Bei Notrufen bieten sogenannte Rettungspunkte Ortsunkundigen eine Orientierung. Doch die Stadt verweigert sich.

Der Duisburger Norden soll sicherer werden. Deshalb will das Wählerbündnis Junges Duisburg (JuDu) die Anzahl der sogenannten Rettungspunkte in den drei Nordbezirken deutlich erhöhen. Sie helfen in Notfällen vor allem Ortsunkundigen sowie Rettungskräften und Polizisten, sich in Wäldern oder in der Landschaft ohne Adresse zu orientieren.

Hinter diese Forderung hat sich auch die Bezirksvertretung Walsum gestellt und einstimmig neue Standorte beschlossen, um das Netz außerhalb von Waldgebieten zu verdichten. Jedoch weigert sich die Stadt, diesen Beschluss umzusetzen. Dabei begrüßt die Feuerwehr „grundsätzlich die Ausweisung von Rettungspunkten“ und berät das für die Rettungspunkte zuständige Umweltamt bei der Planung. „Aktuell wird kein dringender Bedarf gesehen, weitere Rettungspunkte zu definieren“, heißt es aus dem Rathaus, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf stadtweit 60 solcher Standorte verweisen – gut zwei Drittel liegen im Wald.

Wählerbündnis JuDu ist verärgert über den Standpunkt der Stadt Duisburg

Über diese Antwort der Verwaltung ärgert sich Peter Rosinski, der die JuDu-Fraktion in Walsum führt. „Als Politik haben wir den Bedarf durch unseren Beschluss definiert“, betont er im Gespräch mit dieser Redaktion und pocht darauf, dass die Stadt Duisburg den erteilten Arbeitsauftrag aus der Bezirksvertretung erfüllt und den politischen Willen umsetzt.

Dieser Notfallpunkt steht an der Sechs-Seen-Platte im Duisburger Süden.
Dieser Notfallpunkt steht an der Sechs-Seen-Platte im Duisburger Süden. © Polizei Duisburg

„Es gibt keine rechtlichen Bedenken gegen den Beschluss, also muss der erteilte Auftrag umgesetzt werden“, so der Fraktionsvorsitzende weiter. Demnach sollen im Driesenbusch, in der Rheinaue und am Anleger der Rheinfähre „Glückauf“ Schilder für neue Rettungspunkte aufgestellt werden. Mithilfe der dortigen Nummern können Feuerwehr und Polizei blitzschnell die Koordinaten aufrufen, sobald die Standorte bei den Leitstellen hinterlegt wurden.

Genauso sieht das Uwe Becker, der das Wählerbündnis im Duisburger Norden leitet: „Die Verwaltung kann nicht selbst entscheiden, welche Beschlüsse sie umsetzt und welche nicht.“ Zumindest, solange sie nicht rechtswidrig sind.

Im Rathaus kann man keine rechtlichen Hürden gegen neue Rettungspunkte nennen

Eine rechtliche Hürde nennt die Stadt Duisburg auf Nachfrage nicht, führt aber dennoch ein Argument gegen die Ausweitung auf. „Rettungspunkte sind nur dort sinnvoll, wo keine weiteren Orientierungspunkte vorhanden sind“, sagt Stadtsprecher Falko Firlus und ergänzt: „Zu viele Rettungspunkte können hingegen verwirrend sein.“ Zudem ist er überzeugt, dass die Einsatzkräfte etwa den Fähranleger auch finden, ohne dass beim Notruf die Adresse oder eine Nummer auf einem Rettungspunkte-Schild genannt wird. Ebenso wenig für sinnvoll halten die Expertinnen und Experten im Rathaus demnach neue Standorte in Parks mit guten Orientierungspunkten wie der Konzertmuschel im Rheinhauser Volkspark.

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Junges Duisburg fordert für den Norden, diese nummerierten Schilder auf allen städtischen Friedhöfen zu verwenden, aber auch in einigen Parks: etwa im Landschaftspark Duisburg-Nord, im Revierpark Mattlerbusch, im Meidericher Stadtpark, im Schwelgernpark, Iltispark oder im Jubiläumshain. Allerdings auch am Rhein am Alsumer Berg. „Wir brauchen die Rettungspunkte überall, wo Menschen unterwegs sind, die nicht aus unserer Stadt kommen“, sagt Uwe Becker und bezieht damit auch große Radwege ein. Im Norden gebe es – auch im Vergleich zum Süden – einfach noch zu wenige Standorte.

Polizei und Feuerwehr begrüßen die Ausweitung dieser Notfallschilder

Dass die Rettungspunkte, die auch Notfallpunkte heißen, hilfreich sind, findet auch die Polizei. Betroffene können anhand der Schilder, die etwa bereits an der Sechs-Seen-Platte stehen, bei einem Notruf viel einfacher ihren Aufenthaltsort angeben, erläutert Polizeisprecher Jonas Tepe. Das bedeute in weitläufigen Geländen eine wichtige Zeitersparnis. Ebenso wie die Feuerwehr begrüßt die Polizei deshalb grundsätzlich eine Ausweitung. „Wenn den Menschen dadurch schneller geholfen werden kann, sind wir natürlich dafür“, so Tepe.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass diese Rettungspunkte in Duisburg kaum zur Verbrechensbekämpfung benutzt werden. So räumt Jonas Tepe ein: „In diesem Jahr ist uns kein solcher Notruf bekannt.“

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Das Wählerbündnis Junges Duisburg sieht sich durch die Befürwortung der Einsatzkräfte darin bestärkt, im Duisburger Norden mehr Rettungspunkte auszuweisen. In Walsum pocht JuDu weiterhin darauf, dass die Verwaltung endlich den Beschluss umsetzt. In den Bezirken Hamborn und Meiderich/Beeck, wo Junges Duisburg nicht in den Bezirksvertretungen vertreten ist, hat das Wählerbündnis entsprechende Bürgereingaben gemacht, dort gibt es aber noch kein Ergebnis.

>> DIE SCHILDER KÖNNEN AUCH AUF PRIVATGRUNDSTÜCKEN STEHEN

● Rettungspunkte können nicht nur auf öffentlichen Grundstücken stehen, wie Stadtsprecher Falko Firlus erläutert, sondern auch auf Privatgelände. Sie werden vom jeweiligen Eigentümer in Absprache mit Feuerwehr und Polizei aufgestellt.

● Ein Schild kostet circa 20 Euro, hinzu kommen Kosten für die Pfähle und etwaige Personalkosten fürs Einsetzen. Sofern die Pfähle aus Holz sind, müssen sie rund alle zehn Jahre ersetzt werden.

● Bei seiner Forderung orientiert sich laut Uwe Becker das Wählerbündnis Junges Duisburg auch daran, wie andere Städte mit Rettungspunkten umgehen. So habe Geldern entsprechende Schilder an Parkbänken angebracht. Und Gelsenkirchen unterstützt damit die Orientierung auf dem Hauptfriedhof.