Duisburg-Laar. Beim Duisburger Stadtteil-Check fällt Laar durch eher schlechte Noten auf. Die bilden die echte Lebensqualität nicht ab, finden Lokalpatrioten.
Das kleine Laar ist lebenswert und wird oftmals unterschätzt, finden die beiden Lokalpatrioten Norbert Reinstädler und Heinz Pischke. Zwar blicken sie auch kritisch auf ihre Heimat, dennoch wurmt sie, dass beim Duisburger Stadtteil-Check die Noten durchweg schlechter ausfallen als die gesamtstädtischen Werte. Mit einem Ausreichend Plus (3,87) ist Laar noch deutlich von schlechteren Ergebnissen wie in Bruckhausen oder Marxloh entfernt, doch Reinstädler betont, dass die Laarer Zahlen die tatsächliche Lebensqualität nur bedingt abbilden.
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Denn Laar sei nun einmal kein Ort für Spießer und diese, so vermutet er, haben bestimmt zahlreich mit abgestimmt. „Der deutsche Spießer fängt ja schnell an zu krakeelen“, sagt Reinstädler, der sich als langjähriger Schiedsmann für den sozialen Frieden engagiert.
So bezweifelt er etwa, dass die Kategorie Sauberkeit (Note: 4,31) überhaupt aussagefähig ist: „Für Spießer sind doch schon Tannenzapfen, die von Bäumen fallen, Dreck. Aber ich kann, weiß Gott, nicht feststellen, dass es in Laar auf den Straßen mehr Müll gibt als sonst in Duisburg.“ Die Situation sei schließlich „der Pleite der öffentlichen Hand geschuldet“, so dass etwa Parks nicht mehr so sauber gehalten werden wie früher in besseren Jahren.
Anwohner fühlen sich unsicher an der Friedrich-Ebert-Straße
Ähnlich unverständlich ist für ihn die vergleichsweise schlechte Note für Sicherheit (3,80). Darüber beklagen sich bei ihm die Menschen zwar, seitdem er vor vielen Jahren Schiedsmann wurde, und vermuten etwa viele Drogendealer im Ort, „aber Jugendliche, die mit Brustbeuteln auf Fahrrädern durch den Stadtteil fahren, sind keine Bedrohung für Laarer Senioren“, betont der 59-Jährige. Ebenso wenig „libanesische Kurden, die ihre Freizeit auf den Straßen verbringen“. Das sei bloß eine gefühlte Unsicherheit, die sich nicht durch Fakten belegen lasse.
Heinz Pischke, der Geschäftsführer der örtlichen Bürgervereinigung, kann jedoch nachvollziehen, dass sich die Leute unwohl fühlen. Auch der 63-Jährige vermeidet es, im Dunkeln auf der Friedrich-Ebert-Straße spazieren zu gehen.
Duisburg-Laar ist ein Paradies für Senioren
Dabei sei Laar geradezu ein Paradies für Senioren (örtliche Bestnote: 3,17) mit großen Altenheimen, Tagespflege und einem relativ guten Nahverkehr (3,26), auf den neben Schülern besonders Rentner angewiesen sind. In einer Viertelstunde könne man, loben die beiden, in die Duisburger City gelangen, ruckzuck auf der linken Rheinseite sein und dann am Niederrhein. Jedoch werde seit dem Fahrplanwechsel die Direktverbindung nach Meiderich sehr vermisst, wo Jugendliche zur Schule gehen oder sich Senioren auf der Einkaufsstraße zum Kaffee treffen.
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Mit Bus, Bahn oder dem eigenen Auto müssen die Einwohner ohnehin inzwischen in andere Stadtteile, wenn sie auswärts essen wollen. Vor Ort gibt es nur noch eine Pizzeria mit Lieferdienst und Kneipen, ebenso Imbissbuden, die sich mehr oder weniger lange halten. Das reicht den Einwohnern offensichtlich nicht, entsprechend mies bewerten sie das gastronomische Angebot (5,16).
Relativ gut schneidet dagegen der Einzelhandel ab (Einkaufen: 3,32). Zurecht, findet Norbert Reinstädler, zumal durch mehrere Discounter die Grundversorgung gesichert sei und es zusätzlich noch Fachgeschäfte gebe, darunter ein Fahrradladen, ein Metzger, ein Schreibwarengeschäft und einen Schlüsseldienst. Dennoch hat die Friedrich-Ebert-Straße als Einkaufsstraße mit Leerständen zu kämpfen.
Hervorragend findet Heinz Pischke die Möglichkeiten zur Naherholung, die sich aus seiner Sicht jedoch nicht in den Ergebnissen widerspiegeln (Freizeit: 3,86). Insbesondere der Rheindeich sei super und die Aussicht toll. „Die Rheinwiesen sind sehr gut besucht“, bestätigt Norbert Reinstädler, „zwischen Mai und Oktober ist da immer was los, es ist immer voll und da ist Leben“.
Das Vereinsleben ist recht aktiv und die Nachbarschaft gut
Lebendig ist zudem das Vereinsleben in Laar und das Angebot vielfältig für Jung und Alt. Es gibt Sportclubs, einen Bürgerverein, Schützen und Karnevalisten und „sehr rege kirchliche Vereine“, so der Schiedsmann, den überrascht, dass die Gemeinschaft so schlecht bewertet ist (4,16). Zumal zusätzlich auch die Nachbarschaft gut funktioniere. Allerdings räumen er und Pischke ein, dass manche Vereine sich eher verschlossen geben und teils untereinander zerstritten sind. Dennoch würden die beiden sich nächstes Jahr, sofern Corona das wieder zulässt, ein gemeinsames Stadtteilfest aller örtlichen Vereine wünschen. Solche Veranstaltungen seien früher sehr beliebt gewesen.
Dagegen scheint das Leben vor Ort aber für die Jugend wenig attraktiv zu sein, weil viele Laarer wegziehen, um woanders Familien zu gründen. Dafür kommen aber andere junge Familien dazu. So verweist Reinstädler etwa auf das neue kleine Wohnquartier auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule.
Förderprogramme haben die Lebensqualität verbessert
Förderprogramme, wie die „Soziale Stadt“ oder das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept (ISEK), haben darüber hinaus dazu beigetragen, die Lebensqualität zu verbessern. Daher sehen die beiden Lokalpatrioten ihre Heimat längst nicht als abgehängt, sondern im Gegenteil als sehr lebenswert. Wie schön der Stadtteil allerdings ist, hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Denn: „Die Laarer machen ihr eigenes Viertel meist schlechter, als es ist“, so Norbert Reinstädler, und das erkläre auch manch schlechtes Ergebnis beim Stadtteil-Check.
>> VIELE LAARER TRAUERN BESSEREN ZEITEN NACH
- Einen Grund dafür, dass die Teilnehmer des Stadtteil-Checks ihre Heimat anders bewerteten als Norbert Reinstädler und Heinz Pischke sehen die beiden auch darin, dass viele noch der Zeit nachtrauern, „als im Laarer Kraftwerk noch 500 Leute gearbeitet haben“. Heute, gut 30 Jahre später, seien es vielleicht nur noch ein Zehntel.
- Weitere Informationen über den Stadtteil gibt es auf der Webseite der Bürgervereinigung: www.laar-am-rhein.de