Duisburg. Früher war das heutige Medienhaus die Hauptpost Duisburgs. 1944 erlitt das Gebäude am Hauptbahnhof Bombentreffer. Ein Besuch im früheren Luftschutzraum mit einem Zeitzeugen.
„Dürfte ich mal bei Ihnen in den Keller“, fragte Helmut Bahr höflich bei der WAZ an. Und er durfte, sah Stahltüren und Räume, die auch heute noch als „Notabort“ gekennzeichnet sind. Sein Erkundungsgang in den Tiefen des Medienhauses hat eine Vorgeschichte aus Tagen des Bombenkrieges.
„Nach dem Bombenangriff am 13. Mai 1943 wurden alle Schulen in Duisburg geschlossen“, hatte Bahr zuvor schon schriftlich berichtet auf unseren Aufruf an Zeitzeugen: „Am 11. Juni 1943 kam ich ins KLV-Lager Taus/Lorenzberg in Böhmen. Dort blieben wir bis Anfang Juli 1943.“ KLV steht für Kinderlandverschickung, für die Evakuierung junger Bewohner aus den bombengefährdeten Städten vor allem im Westen Deutschlands. Von Juli 1943 bis Februar 1944 war Bahr im heutigen Tschechien.
Familie nach Ostpreußen evakuiert
Doch der Aufenthalt in Sicherheit war begrenzt: „Am 1. April 1944 habe ich meine Lehre bei der deutschen Reichspost in Duisburg begonnen. Dafür musste ich den Arischen Nachweis erbringen. Beim Angriff am 14. Oktober 1944 war ich im Luftschutzbunker des Postamtes, der wurde von einer Bombe getroffen. Es war ganz schlimm. Mir ist nichts passiert.“ In besagtem Gebäude befindet sich heute die WAZ.
Doch noch im Jahr 1944 brannte Haus der Bahrs ab. Zum Jahresende wurden Eltern, Schwester und der junge Postler nach Ostpreußen evakuiert. Um auch dort nicht lange bleiben zu können: „Ende Januar 1945 mussten wir vor den Russen fliehen. Am 1. Februar 1945 ging es im Flüchtlingstreck über das Frische Haff, Richtung Kahlberg/Danzig. Dort wurde mein Vater zum Volkssturm eingezogen.“
Granate tötete alle Pferde
Von Danzig ging’s für den Rest der Familie Richtung Pommern. Bahr: „Vor Lauenburg kamen wir nicht mehr weiter und es ging zurück Richtung Danzig. Am 11. März 1945, morgens um 8 Uhr, traf eine Granate unsere drei Pferde. Es gab einen Knall und von den Pferden war nichts mehr übrig.“
Am 12. März wurden die Bahrs von den Russen gefangen. Dann ging’s zu Fuß durch mehrere Dörfer. „In Saulin musste ich für die Russen Kühe hüten. Am 20. Juli 1945 durften wir von dort ausreisen. Nach vielen Stationen, Stolp, Stargart, Stettin, Berlin, Magdeburg, Ilsenburg, Stapelburg kamen wir am 24. August 1945 wieder nach Duisburg.“ Was sie dort vorfanden? Bahr: „Nichts mehr.“