Duisburg. „Ein Mädchen aus Duisburg im 2. Weltkrieg“ überschreibt Marianne Hülskath ihre Erinnerungen an die Jahre des Bombenkrieges, die sie in Hochfeld erlebt und erlitten hat. 1928 ist sie geboren, und der Krieg, so weiß sie heute, hat ihr sechs Jahre ihrer Jugend gestohlen.

„Ein Mädchen aus Duisburg im 2. Weltkrieg“ überschreibt Marianne Hülskath ihre Erinnerungen an die Jahre des Bombenkrieges, die sie in Hochfeld erlebt und erlitten hat. 1928 ist sie geboren, und der Krieg, so weiß sie heute, hat ihr sechs Jahre ihrer Jugend gestohlen.

„Es sind Schulferien und ich bin bei meiner älteren Schwester in Berlin zu Besuch. Wir schreiben den 1. September 1939, der 2. Weltkrieg beginnt. Erst im Oktober konnte ich wieder nach Duisburg. Die Wehrmacht hatte nämlich die Bahn für Militär-Transporte in Anspruch genommen“, beginnt die Hochfelderin ihren Bericht.

Sirenen heulen täglich

„Ich wohnte mit meiner Familie in Hochfeld, Hochfeldstraße, in der Nähe der dortigen Schule. 1940, die ersten Bomben fallen auf Duisburg. Die Sirenen heulen täglich, vor allem nachts. Im Januar 1942 fällt eine Luftmine. Wir saßen im Keller. Die Schleusentüren sprangen auf. Die Wände wackelten. Der Fußboden hob sich. Wir weinten und beteten. Die ganze Rheinhauser Straße, vor der Hochfeldstraße bis zur Brückenstraße, war wie ausradiert.

Dann, 1942, nachts Alarm. Wir rennen in den Keller. Meine Mutter war durch einen Unfall zum Teil gelähmt. Ich schnappte sie mir und trug sie mit meinen 13 Jahren auf dem Rücken in den Keller. Wir hatten nur einen Beutel mit unseren Papieren dabei. Kaum unten hörten wir schon das Heulen der Bomben und die Erschütterungen. Dann ein Krach den ich nicht beschreiben kann. Das Licht fällt aus. Einer sagte, dass rechte Nachbarhaus sei getroffen. Alle Leute kriechen nun durch die Maueröffnung (ca. 60 cm) in das linke Haus. Aber das Haus ist auch zerbombt. Also alle Menschen wieder zurück.

Keller war bis über die Knie mit Wasser gefüllt

Alle Bewohner von drei großen Häusern in einem Keller. Dann kam aber noch das Schlimmste: Die Hauptwasserleitung war zerstört. Im Nu war der Keller bis über die Knie mit Wasser gefüllt. Jetzt schnell nach oben. Jeder lief um sein Leben. Nur Trümmer und Schutt. Auf der Straße vor unserem Haus stand normalerweise eine Laterne. Sie lag auf der Straße und hatte eine riesige Feuerwolke.

So vergingen die Jahre. Nur Sorgen und Leid. Nun der 13. Mai 1943. Großangriff auf Duisburg, der bisher schwerste Angriff auf eine deutsche Stadt. Die Innenstadt, Altstadt und Neudorf wurden getroffen. Die deutsche Wehrmacht hatte nun auch in Duisburg vor Fliegerangriffen gerüstet. In Neuenkamp und an der Wedau befanden sich die Abwehrstationen.

Kamen in der Nacht die Flieger, wurde der Himmel von unserem Militär angestrahlt (wie starke Kondensstreifen) und es begann die Schießerei.

Stadt starb im Bombenhagel

Eine Kanone, wir nannten sie die dicke Berta, dröhnte so laut, dass die Erde bebte. Es kam noch schlimmer: Am 13. und 14. Oktober 1944 starb unsere Stadt im Bombenhagel. Es waren drei Luftangriffe; 18 Stunden später hatte die Stadt aufgehört zu leben.

Das Rauschen und Zischen der Brandbomben will keine Ende nehmen. Die Keller bewegen sich wie bei einem Erdbeben. Ganze Straßenzüge stehen in Flammen, manche Häuser sind einfach verschwunden. Viele hundert Menschen verlieren ihr Leben. Tausende werden verletzt.

Anfang März 1945 der letzte Angriff

Duisburg ist ein Ruinenfeld, eine tote Stadt. Anfang März 1945 der letzte Angriff auf unsere Stadt. Unser Militär sprengt die schönen Rheinbrücken.

Vor dem sehr zerstörten Stadttheater werden unbekannte Soldaten beerdigt. Eine Schwester von mir und ich fliehen nach Thüringen. Per Lkw und Zügen und geraten noch in Angriffen von Tieffliegern. 8. Mai 1945. Der Krieg ist vorbei. Wir weinten und beteten - fängt nun unser Leben an.“

Marianne Hülskaths Fazit aus dem Erlebten: „Ich bete jeden Tag zu Gott und bitte ihn, dass meine Kinder, meine Enkel und alle Menschen so etwas nie erleben müssen.“