„Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit, da ich zu diesem Zeitpunkt meine Eltern zum ersten Mal weinen sah“, schreibt Karl Scherf in seinen Erinnerungen an die Kriegszeit. Sechs Jahre alt war er, als 1939 der Krieg begann, und lebte mit seinen Eltern und dem einjährigen Bruder Wilhelm in Beeck.
„Feindliche Kampfflugzeuge überflogen bereits 1940 den Duisburger Luftraum, grelle Scheinwerfer, wie Lichtstäbe aussehend, durchzogen den Nachthimmel auf der Suche nach feindlichen Fliegern. Flugabwehrgeschütze feuerten auf die im Lichtstrahl erfassten Flugzeuge“, erinnert sich Scherf: „Als Kinder suchten wir nach den Nachtangriffen morgens in der Frühe nach Granatsplittern, sammelten sie wie Trophäen und tauschten untereinander.“
Wie sah der Alltag aus? „In den Kellern waren Schutzräume eingerichtet mit Durchbrüchen zu den Nachbarhäusern, es war strenge Verdunklung der Häuser und Straßen vorgeschrieben.“ Die Bomber fanden dennoch ihren Weg. „Die Luftangriffe wurden von Jahr zu Jahr intensiver und unerträglich. Abends legten wir uns angekleidet in die Betten, um bei Alarm schnellstens in den Schutzraum zu kommen. An festes Durchschlafen war nicht mehr zu denken.“
Einquartierte Soldaten organisierten Essen
Da der Vater kriegsuntauglich war, konnte die Familie 1943 umziehen nach Bad Kreuznach, wo der Krieg fern schien. „Wir sahen die feindlichen Bomber über uns hinweg fliegen“, schildert Scherf die anfängliche Lage. Bis die Bomber auch den Weinbauort immer öfter trafen. Schutz suchten die Menschen in einem Felsenkeller.
Kriegszerstörtes Duisburg
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„Monate vor der Kapitulation gab es große Engpässe mit der Lebensmittelversorgung, es war zu wenig, um satt zu werden, aber zu viel, um zu verhungern“, einquartierte Soldaten „organisierten“ Essen, das die Mutter zubereitete. „Nur wenige Wochen vor der Besetzung durch die Amerikaner setzten erneut massive Luftangriffe ein. Der Felsenkeller erzitterte unter dem Druck der nahen Detonationen, die Menschen im Bunker weinten und beteten“, berichtet Scherf weiter. Es habe viele Tote gegeben, darunter auch Kinder. Tiefflieger kamen, „schossen auf alles, was sich bewegte“. Am 16. März 1945 kamen die Amerikaner. Scherf: „Für uns war der Bombenterror zu Ende. Gott sei Dank.“
Der Vater starb Ende 1945 an einer Blutvergiftung, der jüngste Bruder kam vier Monate später zur Welt. Im August 1946 trat die Mutter mit den drei Kindern die Rückreise an, „vorbei an ausgebrannten und zerstörten Häusern in Stadtmitte und Kaßlerfeld, über Stege, wo früher Hafenbrücken waren. Scherf: „Verwandte nahmen uns in die Arme. Wir waren wieder daheim.“
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