Duisburg. .

„Während der ganzen Jahre nach dem Krieg habe ich kaum an die furchtbaren Bombennächte gedacht. Als 84-Jähriger kommt heute alles wieder hoch“, schreibt Rolf Terjung aus Bissingheim. In der Kriegszeit hat er in Mülheim-Speldorf gewohnt. „Wir waren bei jedem Angriff auf Duisburg mit einbezogen“, blickt er zurück.

Und erinnert sich ganz detailliert an den Luftschutzkeller, der oft Lebensmittelpunkt war: „Er war ungefähr 5 x 5 x 2 Meter groß. Immer etwas kühl und feucht. In der Mitte standen zwei dicke Stempel aus Holz, die beim Einstürzen unseres kleinen Hauses die Kellerdecke abstützen sollten. So entstand dann, wenn wir Glück hatten, ein kleiner Hohlraum, in dem wir eventuell überleben konnten.“

Ein Köfferchen mit wichtigen Papieren

An der Hausfront stand mit großen, weißen Buchstaben „LM“, damit Retter wussten, dass sie in den Trümmern „Links-Mitte“ suchen mussten. „Zwei mit Filzstreifen gegen Gas abgedichtete Türen führten in den Luftschutzkeller. Das Kellerfenster war mit einer Klappe aus Eisen zu schließen. Zum Schlafen im Schlafzimmer blieben wir immer halb angezogen“, ein Köfferchen mit den wichtigsten Papieren griffbereit.

Bei Angriffen saßen im Keller die Eltern, zwei Schwestern, sein Zwillingsbruder, zwei Verwandte, vier Nachbarn und er: „Und dann ging es los. Das Licht war schon längst ausgegangen. Eine einsame Kerze flackerte in der Ecke. Ein Krach wie in der Hölle. Heute nicht mehr vorstellbar: Das seltene Auf- und Ab-Gebrumme der unzähligen Flugzeugmotoren. Das Belfern der Flak. Das Krepieren der Granaten. Das durch Mark und Bein gehende Heulen der Bomben. Die fernen und nahen Einschläge. Das Todesangst bringende Wackeln der Kellerwände. Halten sie noch? Hat vielleicht eine Brandbombe unser Haus getroffen? Hier lernten auch Nichtgläubige das Beten. Wir saßen mit in den Händen gestützten Köpfen schweigend auf unseren Bänken, zählten die Sekunden, in denen wir noch lebten durften und fragten uns, ob wir hier noch lebend herauskommen?“

Melder beim Ortsgruppenleiter der NSDAP

Einmal in der Woche wurde der Jugendliche als Melder beim Ortsgruppenleiter der NSDAP eingeteilt – auch beim schweren Bombenangriffs am 14./15. Oktober 1944: „Der Alarm kam erst, als die ersten Bomben schon fielen. Auf dem Dachboden standen zwei Feldbetten. Durch einen ohrenbetäubenden Knall mit einem hellen Blitz und einer furchtbaren Druckwelle, die das Dach über mir hinwegfegte, wurde ich geweckt. Ich war der erste am Bunker, das heißt, vor dem Bunker, um ihn aufzuschließen. Vor Furcht bebte ich am ganzen Körper, so dass ich den Schlüssel nicht ins Schlüsselloch bekam.“

Nach Nachtalarm fing der Unterricht eine Stunde später an, berichtet Terjung. So lange, bis auch die Schule abbrannte: „Stellt euch vor, als Schüler habe ich geholfen, den Brand zu löschen.“

Als der Krieg fast zu Ende war, kamen die Tiefflieger: „Sie schossen auf alles, was sich bewegte, wie Cowboys auf Hasenjagd. Während des Artilleriebeschusses in den letzten Monaten des Krieges lebten wir nur im Keller.“ Und danach? „Nach der Besetzung durch die Amerikaner weigerte sich meine Schwester noch tagelang, nicht mehr zu verdunkeln, so traumatisiert war sie.“

Duisburg in Trümmern

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