sadfasdfasdf

Im Rahmen eines „Landaufenthaltes für Stadtkinder“ vonseiten der Reichszentrale in Berlin wurden meine Schwester und ich zusammen mit unserer Mutter nach Wallerstein bei Nördlingen verschickt. Das war am 7. September 1942.

Meine Schwester war gerade einmal drei Jahre alt, ich selbst sechs Jahre, unsere Mutter 30 Jahre.

Um 16 Uhr mussten wir uns an jenem Tag am Duisburger Hauptbahnhof einfinden. Die beigefügte Kopie 1 zeigt die Karte, die wir Kinder sichtbar auf der Fahrt tragen mussten. Mit uns gingen noch viele junge Mütter mit ihren kleinen Kindern auf die Reise nach Schwaben. Damals war nicht zu ahnen, wie lange wir dort bleiben würden oder gar mussten.

In Wallerstein selbst merkte man noch nichts vom Krieg. So konnten wir Kinder sorglos draußen spielen. Jedoch hörte man auch hier von den Großangriffen mit Spreng- und Brandbomben im Ruhrgebiet. Das führte dazu, dass die fremden, nunmehr evakuierten Frauen von den einheimischen Bewohnern als „Bombenweiber“ bezeichnet wurden und wir Kinder folglich als „Bombenkinder“.

Unser Vater war eingezogen und kämpfte an der Front in Stalingrad. Zu Weihnachten 1942 sollte er Heimaturlaub bekommen, doch er kam nicht, er kam nie wieder.

Unser Vater ahnte, dass er aus der Hölle Stalingrad nicht mehr lebend herauskommen würde. In seinem letzten erhaltenen Brief vom 13. Dezember 1942 schreibt er: „Liebe Frau und liebe Kinder, geht zu Bett und träumt süß. Denn Euer Vater ist weit von Euch geschieden und kehrt nie mehr zurück. Macht euch keine Sorgen, gönnt ihm die ewige Ruh‘. Liebe Frau und Kinder, denkt an Euren Vater zurück, feiert Weihnachten ohne mich und es soll Euch nicht stören, seid glücklich dabei. Ich wünsche Euch allen ein fröhliches Fest.“

Der Text zeigt deutlich, dass er mit seiner Situation in Russland psychisch nicht mehr fertig wurde.

Wenn wir auch 1942 und 1943 noch recht sorglos in Wallerstein leben konnten, so waren die Sorgen unserer Mutter um die Eltern und Geschwister daheim in Duisburg doch sehr groß, besonders ab 1944. Gottlob schrieben die Großeltern nach jedem Großangriff eine „Eilnachricht“ als „Lebenszeichen“, (Kopie 2). Hieß die Nachricht am 16. Oktober 1944: „Wir sind noch alle gesund“, so lautete sie am 30. November 1944: „Wir leben, total ausgebombt“; die neue Adresse wies auch darauf hin.

Am 1. März 1945 schrieb meine Patentante unserer Mutter einen Brief aus Duisburg nach Wallerstein mit folgendem Inhalt: „Es ist doll hier mit dem Alarm! Die Menschen sind zu beneiden, die jetzt am Bunker wohnen. Stell Dir vor, was Mutter (gemeint ist unsere Großmutter) für einen Weg hat von der Brückenstraße bis zum Bunker. Manchmal ist sie gerade zu Hause, dann geht die Tröt (gemeint ist die Sirene) schon wieder. Die Front rückt immer näher, immer deutlicher hört man das Dröhnen der Artillerie, so dass die Fensterscheiben klirren. Ob wir noch mal raus müssen? Ich könnte es mir gar nicht vorstellen. Vielleicht geht es doch besser als wir denken.“

Erstaunlich ist, dass die Menschen die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht aufgaben.

Nach dem Krieg sind wir erst im Oktober 1945 in einem offenen Kohlenzug nach Duisburg zurückgekommen. Unterkunft fanden wir bei den Großeltern. Die Verwandten lebten alle noch, nur unser Vater nicht. Schon Ostern 1943 erhielt unsere Mutter vom Bürgermeister in Wallerstein eine Vermisstenmeldung ausgehändigt (Kopie 3). Verzweifelt schrieb sie unseren Großeltern: „Das war mein Ostern!“

Im Rahmen eines „Landaufenthaltes für Stadtkinder“ vonseiten der Reichszentrale in Berlin wurden meine Schwester und ich zusammen mit unserer Mutter nach Wallerstein bei Nördlingen verschickt. Das war am 7. September 1942.

Meine Schwester war gerade einmal drei Jahre alt, ich selbst sechs Jahre, unsere Mutter 30 Jahre.

Um 16 Uhr mussten wir uns an jenem Tag am Duisburger Hauptbahnhof einfinden. Die beigefügte Kopie 1 zeigt die Karte, die wir Kinder sichtbar auf der Fahrt tragen mussten. Mit uns gingen noch viele junge Mütter mit ihren kleinen Kindern auf die Reise nach Schwaben. Damals war nicht zu ahnen, wie lange wir dort bleiben würden oder gar mussten.

In Wallerstein selbst merkte man noch nichts vom Krieg. So konnten wir Kinder sorglos draußen spielen. Jedoch hörte man auch hier von den Großangriffen mit Spreng- und Brandbomben im Ruhrgebiet. Das führte dazu, dass die fremden, nunmehr evakuierten Frauen von den einheimischen Bewohnern als „Bombenweiber“ bezeichnet wurden und wir Kinder folglich als „Bombenkinder“.

Unser Vater war eingezogen und kämpfte an der Front in Stalingrad. Zu Weihnachten 1942 sollte er Heimaturlaub bekommen, doch er kam nicht, er kam nie wieder.

Unser Vater ahnte, dass er aus der Hölle Stalingrad nicht mehr lebend herauskommen würde. In seinem letzten erhaltenen Brief vom 13. Dezember 1942 schreibt er: „Liebe Frau und liebe Kinder, geht zu Bett und träumt süß. Denn Euer Vater ist weit von Euch geschieden und kehrt nie mehr zurück. Macht euch keine Sorgen, gönnt ihm die ewige Ruh‘. Liebe Frau und Kinder, denkt an Euren Vater zurück, feiert Weihnachten ohne mich und es soll Euch nicht stören, seid glücklich dabei. Ich wünsche Euch allen ein fröhliches Fest.“

Der Text zeigt deutlich, dass er mit seiner Situation in Russland psychisch nicht mehr fertig wurde.

Wenn wir auch 1942 und 1943 noch recht sorglos in Wallerstein leben konnten, so waren die Sorgen unserer Mutter um die Eltern und Geschwister daheim in Duisburg doch sehr groß, besonders ab 1944. Gottlob schrieben die Großeltern nach jedem Großangriff eine „Eilnachricht“ als „Lebenszeichen“, (Kopie 2). Hieß die Nachricht am 16. Oktober 1944: „Wir sind noch alle gesund“, so lautete sie am 30. November 1944: „Wir leben, total ausgebombt“; die neue Adresse wies auch darauf hin.

Am 1. März 1945 schrieb meine Patentante unserer Mutter einen Brief aus Duisburg nach Wallerstein mit folgendem Inhalt: „Es ist doll hier mit dem Alarm! Die Menschen sind zu beneiden, die jetzt am Bunker wohnen. Stell Dir vor, was Mutter (gemeint ist unsere Großmutter) für einen Weg hat von der Brückenstraße bis zum Bunker. Manchmal ist sie gerade zu Hause, dann geht die Tröt (gemeint ist die Sirene) schon wieder. Die Front rückt immer näher, immer deutlicher hört man das Dröhnen der Artillerie, so dass die Fensterscheiben klirren. Ob wir noch mal raus müssen? Ich könnte es mir gar nicht vorstellen. Vielleicht geht es doch besser als wir denken.“

Erstaunlich ist, dass die Menschen die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht aufgaben.

Nach dem Krieg sind wir erst im Oktober 1945 in einem offenen Kohlenzug nach Duisburg zurückgekommen. Unterkunft fanden wir bei den Großeltern. Die Verwandten lebten alle noch, nur unser Vater nicht. Schon Ostern 1943 erhielt unsere Mutter vom Bürgermeister in Wallerstein eine Vermisstenmeldung ausgehändigt (Kopie 3). Verzweifelt schrieb sie unseren Großeltern: „Das war mein Ostern!“

Der Hauptbahnhof war für viele Duisburger ein wichtiger Punkt ihrer Kindheit. Dort begann der sogenannte „Landaufenthalt für Stadtkinder“. Den gab es schon seit dem Ersten Weltkrieg, aber mit Beginn des Bombenkrieges über Deutschland wurden bis zu zwei Millionen junge Menschen per „Kinderlandverschickung“ in Gegenden geschickt, die vor den Bombern mehr oder weniger sicher waren. Frei von Leid waren sie indes nicht. Christel Hornschu wurde mit Schwester und Mutter verschickt, am 7. September 1942 nach Wallerstein bei Nördlingen.

„Meine Schwester war gerade einmal drei Jahre alt, ich selbst sechs Jahre, unsere Mutter 30 Jahre. Um 16 Uhr mussten wir uns am Hauptbahnhof einfinden. Mit uns gingen noch viele junge Mütter mit ihren kleinen Kindern auf die Reise nach Schwaben. Damals war nicht zu ahnen, wie lange wir dort bleiben würden oder gar mussten.“

In Wallerstein selbst habe man noch nichts vom Krieg gemerkt. Die Kinder konnten sorglos draußen spielen. „Jedoch hörte man auch hier von den Großangriffen mit Spreng- und Brandbomben im Ruhrgebiet. Das führte dazu, dass die fremden, evakuierten Frauen von den einheimischen Bewohnern als ,Bombenweiber’ bezeichnet wurden und wir Kinder folglich als ,Bombenkinder’.

Die größte Sorge der Evakuierten: „Unser Vater war eingezogen und kämpfte an der Front in Stalingrad. Zu Weihnachten 1942 sollte er Heimaturlaub bekommen, doch er kam nicht, er kam nie wieder. Unser Vater ahnte, dass er aus der Hölle Stalingrad nicht mehr lebend herauskommen würde.“

In seinem letzten erhaltenen Brief vom 13. Dezember 1942 schrieb er: „Liebe Frau und liebe Kinder, geht zu Bett und träumt süß. Denn Euer Vater ist weit von Euch geschieden und kehrt nie mehr zurück. Macht euch keine Sorgen, gönnt ihm die ewige Ruh‘. Liebe Frau und Kinder, denkt an Euren Vater zurück, feiert Weihnachten ohne mich und es soll Euch nicht stören, seid glücklich dabei. Ich wünsche Euch allen ein fröhliches Fest.“

Christel Hornschu erinnert sich aber auch an die schweren Gedanken an die Daheimgebliebenen: „Wenn wir auch 1942 und 1943 noch recht sorglos in Wallerstein leben konnten, so waren die Sorgen unserer Mutter um die Eltern und Geschwister daheim in Duisburg doch sehr groß, besonders ab 1944.“ Die Großeltern schrieben nach jedem Großangriff eine Eilnachricht als Lebenszeichen (siehe Bild). Hieß die Nachricht am 16. Oktober 1944: „Wir sind noch alle gesund“, so lautete sie am 30. November 1944: „Wir leben, total ausgebombt“. Auch eine neue Adresse wurde mitgeteilt.

Am 1. März 1945 schrieb die Patentante der Mutter einen Brief aus Duisburg nach Wallerstein: „Es ist doll hier mit dem Alarm! Die Menschen sind zu beneiden, die jetzt am Bunker wohnen. Stell Dir vor, was Mutter (gemeint ist unsere Großmutter) für einen Weg hat von der Brückenstraße bis zum Bunker. Manchmal ist sie gerade zu Hause, dann geht die Tröt (gemeint ist die Sirene) schon wieder. Die Front rückt immer näher, immer deutlicher hört man das Dröhnen der Artillerie, so dass die Fensterscheiben klirren. Ob wir noch mal raus müssen? Ich könnte es mir gar nicht vorstellen. Vielleicht geht es doch besser als wir denken.“

Nach dem Krieg sind die Evakuierten im Oktober 1945 in einem offenen Kohlenzug nach Duisburg zurückgereist.

Unterkunft fanden sie bei den Großeltern. Die Verwandten lebten alle noch, nur der Vater nicht. Ostern 1943 erhielt die Mutter vom Bürgermeister in Wallerstein eine Vermisstenmeldung ausgehändigt (siehe unten).