Duisburg. Hausärzte sind in Duisburg im Schnitt 56 Jahre alt, Nachfolger finden sie für ihre Praxen nur schwer. In einer Diskussionsrunde versuchten Ärzte aus der Praxis, Politiker und Vertreter der kassenärztlichen Vereinigung, der Frage nachzugehen, warum trotz Überversorgung ein “lokaler Mangel“ herrscht.

Ärztemangel trotz Überversorgung ?“ Eine schwierige Frage mit vielen Antworten, auch ein emotionales Thema, wie sich bei einem Fachgespräch im Malteser Hospiz St. Raphael des Anna-Krankenhauses in Huckingen zeigte.

Dazu luden Mitglieder der Duisburger CDU Experten ein: Dr. Helmut Gudat, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. Rainer Holzborn, Vorsitzender der Ärztekammer Nordrhein sowie Peter Preuß, gesundheits-, arbeits- und sozialpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Anders als der jüngste Sozialbericht der Stadt Duisburg stellte Dr. Gudat für die kassenärztliche Vereinigung klar: „Auf das gesamte Stadtgebiet bezogen haben wir in Duisburg eine Überversorgung von etwa 120,130 Prozent. Das ist so.“

Dennoch habe man in einzelnen Stadtteilen einen „lokalen Mangel“. Das Stadtgebiet von Duisburg werde als Versorgungseinheit betrachtet. Die Betrachtung beziehe sich also weder auf die Stadtteile noch auf die Bezirke, betonte Gudat, Hausarzt und hausärztlicher Internist in Meiderich: „Wir haben gut versorgte und nicht so gut versorge Stadtteile.“ Daran habe die neue, kleinteilige Bedarfsplanung wenig geändert.

"Mehrarbeit wird dann nicht bezahlt"

Inzwischen liegt der Altersdurchschnitt Duisburger Hausärzte bei etwa 56 Jahren. Auch in Duisburg finden viele Hausärzte oft keine Nachfolger für ihre Praxen. Duisburg sei nicht gerade beliebt, was Niederlassungen angehe, abgesehen vom Süden der Stadt, so Gudat. Das hänge auch damit zusammen, dass Ärzte in NRW für ihre medizinischen Leistungen oft rund 20 Prozent weniger Honorar erhielten als z.B. ihre Kollegen in Bayern. Auch die Honorierung ärztlicher Leistungen im Bereich der Ärztekammer Nordrhein fördere nicht gerade die Bereitschaft, sich in Duisburg niederzulassen, so Helmut Gudat.

Denn ab einer bestimmten Honorarsumme deckeln, budgetieren die Kassen die Bezahlung ärztlicher Leistungen: „Mehrarbeit wird dann nicht bezahlt.“ Sein Fazit: „Wir haben in NRW nach wie vor die rote Laterne, die am schlechtesten bezahlten Ärzte in ganz Deutschland.“ Um den wachsenden Ärztemangel zu stoppen, forderte Gudat, die Einzelleistungsvergütung wieder einzuführen, die Aufhebung von Budgets und Regressen. Viele Absolventen medizinischer Fakultäten wollen heute lieber als angestellte, nicht als niedergelassene Ärzte arbeiten, mit geregelten Arbeitszeiten, einem garantierten Festgehalt. Der Mediziner: „Die Differenz bei der Honorierung niedergelassener und angestellter Ärzte ist heute so gering, dass sich viele sagen: „Muss ich mir das antun?“

Niedergelassene Ärzte wie Hausärzte müssen heute Facharztstatus haben. Auch das trage zum Mangel an Hausärzten bei, meinte Dr. Rainer Holzborn. Auch die mögliche Eröffnung einer Zweitpraxis in einem anderen Stadtteil erweise sich in der Realität oft als schwierig.

Das Budget bleibe immer gleich, auch wenn junge Ärzte eine neue Praxis gründen oder eine Praxis übernehmen, diese modernisieren oder neues Personal einstellen würden, so Dr. Holzborn.

Zu wenig Medizin-Studienplätze

Peter Preuß, Düsseldorfer CDU-Landtagsabgeordneter, stellte für NRW fest: „Wir können davon ausgehen, dass wir zu wenig Ärzte haben.“ Einerseits würden Abiturienten ohne ausreichenden NC im Ausland Medizin studieren. Andererseits würden Krankenhäuser Ärzte aus dem Ausland anwerben. Das führe vor Ort oft zu Sprachproblemen. Anders als Gudat meinte Preuß: „In Deutschland bieten wir zu wenig Medizin-Studienplätze an.“ Gerade auf dem Land, aber auch in Ballungsgebieten, sei der Altersdurchschnitt der Hausärzte mit über 50 Jahren relativ hoch.

„Viele Hausärzte sehen sich nicht in der Lage, ihre Praxis bei Erreichen der Altersgrenze an einen Nachfolger zu übertragen.“ Daher habe die CDU-Landtagsfraktion ein Programm für Hausärzte auf dem Land initiiert, u.a. mit Zuschüssen bis zu 50.000 Euro. Die CDU wolle den „Arzt vor Ort“. Hausarztpraxen und kleine Kliniken auf dem Land müssten erhalten werden. „Die hausärztliche Versorgung muss stärker gewichtet werden, mit Anreizen wie Stipendien.“ Preuß forderte mehr Medizin-Studienplätze und eine Angleichung der Honorare. Kliniken in unterversorgten Gebieten könnten mehr ambulante Versorgung wahrnehmen