Duisburg..

Vermutlich haben die Hals-Nasen-Ohren-Ärzte gedacht, sie hören nicht richtig: Sie sollen 2013 fünf Prozent weniger für die Behandlung von Kassenpatienten erhalten, dafür aber sechs Prozent mehr Leistung erbringen. Kein Wunder, dass sie nun einen dicken Hals und die Nase voll haben: Ab Februar wollen sie Kassenpatienten nur noch montags bis donnerstags behandeln. Der Freitag soll den Privatpatienten vorbehalten bleiben.

Dr. Uso Walter ist HNO-Arzt mit einer Praxis in Neudorf, Vorstandsvorsitzender von HNO-net-NRW und wie seine Kollegen richtig sauer: „Unter diesen Rahmenbedingungen ist kein wirtschaftliches Arbeiten mehr möglich. Entlassungen von medizinischen Fachangestellten sowie Kürzungen von Sprechzeiten und Leistungen für Patienten sind die unvermeidbare Folge“, kündigt er in einer Pressemitteilung an.

Kein Verdienst mehr möglich

Die Ursache haben die HNO-Ärzte auch schon ausgemacht: Ihre Kritik richtet sich an die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, denn ihre Kollegen in Westfalen bekommen mehr als sie: Uso Walter erhält pro Patient und Quartal 22,07 Euro – egal, wie oft dieser behandelt werden muss. Hätte er seine Praxis in Dortmund, würde er 29 Euro bekommen. „Damit liegt der Kassen-Umsatz eines HNO-Arztes unter seinen durchschnittlichen Kosten für Gehälter, Miete, Fortbildungen oder Wartungen von Geräten. Ein Verdienst aus der kassenärztlichen Tätigkeit ist nicht mehr zu erzielen.“

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, die den Satz für hiesige HNO-Ärzte festgelegt hat, versteht zwar den Protest, gibt den Ball jedoch an die Kassenärztliche Bundesvereinigung weiter, die die Berechnungsgrundlagen mit den Spitzenverband der Krankenkassen aushandelt. Unter anderem entstehe der niedrige Satz durch eine „deutlich niedrigere Bewertung HNO-ärztlicher Leistungen.“

Zusätzliche Versorgeleistungen

Verstärkt wurde die wirtschaftlich schlechte Situation noch durch die Einführung der Praxisgebühr. Karin Hamacher, Pressereferentin der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein: „In vielen Fällen haben sich viele Patienten mit Beschwerden im HNO-Bereich direkt von ihren Hausärzten behandeln lassen statt mit einer Überweisung zum Facharzt zu gehen.“ Auch die höhere Arztdichte im Bereich der KV-Nordrhein sei ein Grund.
Durchschnittlich lagen die Umsätze der HNO-Ärzte im Bereich der KV Nordrhein bei 31.347 Euro im dritten Quartal 2011. Das ist im Bundesvergleich die rote Laterne. Auffangen können die HNO-Ärzte den Verlust nur wenig durch extra zu zahlende „Individuellen Gesundheitsleistungen“ (IGel) wie zusätzliche Vorsorgeleistungen, weil es sie im Bereich HNO kaum gibt.