Duisburg. Immer weniger Duisburger Chefs wollen ihre Mitarbeiter für Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr freistellen. Dabei ist die Sache klar geregelt: Laut Gesetz entfällt für Ehrenamtler “die Pflicht zur Arbeits- oder Dienstleistung“. Viele der Retter müssen sich zwischen Beruf und Ehrenamt entscheiden.
Ein Ehrenamt, das Ärger macht: Immer weniger Chefs in Duisburg wollen ihre Mitarbeiter für Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr freistellen. Die Ablehnung der Arbeitgeber hat in den Augen von Bernd Augsburg, dem zuständigen Sachgebietsleiter, in den letzten Jahren zugenommen. Das hänge auch mit der Zahl der Einsätze zusammen. „In Duisburg ist die Freiwillige Feuerwehr eng mit der Berufsfeuerwehr verbunden”, sagt Augsburg. „Deswegen werden auch die Ehrenamtlichen vermehrt zu Einsätzen gerufen.”
Und nicht nur die Zahl der Einsätze, auch ihre Dauer sieht nicht jeder Arbeitgeber gern. Um Hilfe bei der Hochwasser-Katastrophe in Magdeburg zu leisten, rückten viele freiwillige Feuerwehrleute aus Duisburg aus. Tagelang mussten Betriebe und Büros ohne sie auskommen. Ähnlich ist es bei Schulungen, die für Führungskräfte und bei Spezialausbildungen in der Regel ein bis zwei Wochen dauern.
Verständnis für Unmut in Chef-Etagen
Ein Stück weit hat Augsburg sogar Verständnis für den Unmut in den Chef-Etagen. „Stellen Sie sich vor, Sie betreiben einen kleinen Reparaturdienst für Waschmaschinen. Dann wird plötzlich ihr einziger Mechaniker zu einem Einsatz gerufen und Sie müssen alle Kunden-Termine absagen. Das würde Ihnen auch nicht passen.”
Rechtlich ist die Sache allerdings klar geregelt. Laut Gesetz entfällt für die ehrenamtlichen Angehörigen der Feuerwehr bei Einsätzen, Übungen und Lehrgängen auf Anforderung der Gemeinde „die Pflicht zur Arbeits- oder Dienstleistung.” Darüber hinaus heißt es: „Den ehrenamtlichen Angehörigen der Feuerwehr dürfen aus dem Dienst keine Nachteile im Arbeits- oder Dienstverhältnis erwachsen.”
Doch was sich hinter verschlossenen Türen abspielt, ist häufig eine andere Sache. Da werden Feuerwehrmänner unter Druck gesetzt, sich zwischen Hauptberuf und Ehrenamt zu entscheiden. „Was ist Ihnen wichtiger, Ihr Job oder die Feuerwehr?“, soll ein Chef seinen Mitarbeiter gefragt haben. Immer wieder würden die Freiwilligen wegen solcher Vorfälle austreten oder sich in die passive Mitgliedschaft zurückziehen. Wichtiger denn je sei es deshalb für die Freiwillige Feuerwehr, neue Mitglieder zu werben und so die Einsätze auf mehr Schultern zu verteilen, sagt Augsburg.
Feuerwehr soll stärker einbezogen werden
Denn einige der Löschzüge in den Außenbezirken wie in Baerl, Mündelheim und Rumeln gehören zu den Erstausrückern, wenn es brennt. Und in Homberg ist bei den freiwilligen Rettern das ABC-Spezialfahrzeug beheimatet, das zu jedem Chemie-Unfall ausrücken muss. Zudem soll nach dem neuen Brandschutzbedarfsplan die Freiwillige Feuerwehr noch stärker einbezogen werden, um die gesetzlichen Ausrückfristen einzuhalten.
Einfluss auf die Arbeitgeber kann die Feuerwehr kaum nehmen. „Wir können nur um Verständnis werben”, sagt Augsburg. Nach dem Hochwasser-Einsatz in Magdeburg erhielten alle Firmen, die auf Mitarbeiter verzichten mussten, ein Dankschreiben zugeschickt.
Dabei wird den Firmen der Ausfall ihrer Arbeitskräfte vollständig entschädigt: Die Mitarbeiter reichen beim Arbeitgeber ein Formblatt ein, der schickt die Rechnung an die Kommune. Die Höhe der Erstattungen für alle 530 freiwilligen Retter im kompletten Vorjahr fällt jedoch eher überschaubar aus: Gerade einmal 17.400 Euro hatte die Stadt insgesamt an Lohnkostenausfällen für Einsätze, Schulungen und Fortbildungen erstattet. Für einige der freiwilligen Retter dokumentiert dies aber auch: Die meisten Einsätze fahren sie außerhalb der Tagzeiten. Und für die Schulungen würden sich inzwischen viele lieber Urlaub nehmen.