Duisburg-Süd. Langes Warten auf das laute Heulen - eigentlich sollten schon seit 2009 gut 70 Sirenen die Duisburger Bevölkerung vor Katastrophen warnen. Neuer Termin war Frühjahr 2013. Aber auch der wurde nicht eingehalten. Die Anlage ist zwar fertig, aber die Sirenen schweigen nach wie vor.

Ursprünglich sollten sie schon im Jahre 2009 vor staubigen oder giftigen Wolken warnen. Anfang dieses Jahres kündigte die Stadtverwaltung an, im Laufe des Frühjahrs werde das seit zehn Jahren geplante Sirenenwarnsystem in Betrieb gehen. Auf Nachfrage der Redaktion heißt es aber jetzt aus dem Rathaus, dass es damit noch bis zum Herbst dauern wird. Zwar seien mittlerweile 70 Sirenen im ganzen Stadtgebiet installiert. Man wolle aber vor der Inbetriebnahme erst die Bevölkerung über die Signale informieren. Und das scheint zu dauern.

„Voraussichtlich im Herbst wird es eine öffentliche Präsentation geben“, sagt Stadtsprecherin Anja Huntgeburth. „Dazu sind bereits ein Flyer zur Warnung der Bevölkerung sowie ein Warnkonzept zur Alarmierung kurz vor der Fertigstellung.“ Auf Nachfrage zu den Gründen für die Verzögerung erhielt die Redaktion trotz mehrfacher Nachfrage keine Antwort.

Auslöser war Makrolon-Produktion in Uerdingen

Anders als früher dienen die neuen Sirenen nur der Warnung der Bevölkerung. Die Freiwillige Feuerwehr wird „still“ alarmiert, über so genannte Funkmeldeempfänger (Piepser). Gut zehn Jahre zuvor, 1993, nach dem Ende des Kalten Krieges, waren in Duisburg die Katastrophenschutz-Sirenen abgebaut worden.

Auslöser für die Installation der Sirenen war, dass Bayer vor etwa zehn Jahren in Uerdingen die Erzeugung von Makrolon erhöht hat. Makrolon ist ein wichtiger Vorstoff für die Erzeugung von Compact-Discs und DVDs. Dazu wird Phosgen benötigt. Phosgen wurde im zweiten Weltkrieg als tödlich wirkendes Kampfgas eingesetzt. Entsprechend groß war gerade im Duisburger Süden die Angst vor einer giftigen Wolke von der anderen Rheinseite. Das Umweltforum forderte den Aufbau des Sirenenwarnsystems. Die Industrie sagte überraschend ihre Unterstützung zu.

Industrie beteiligt sich an Kosten

Bayer hatte seine Bereitschaft, auch in Duisburg den Aufbau des Sirenenwarnsystems zu unterstützen, mit der Forderung verbunden, sie stadtweit einzuführen. An ihren Kosten sollten auch andere Industriebetriebe beteiligt werden. Anfangs wurde mit 65 Sirenen und einer Mio Euro kalkuliert. Zur Hälfte sollten sich die Firmen daran beteiligen. So sagte Bayer 75.000 Euro zu, die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann 45.000 Euro und der Chemikalien-Händler Brenntag in Hüttenheim 15.000 Euro. Jede einzelne Sirene wurde mit 15.000 Euro kalkuliert, die jährlichen Unterhaltskosten auf 3000 Euro beziffert – kein billiges Vergnügen.

Mittlerweile sind 70 Sirenen mit unterschiedlicher Lautstärke installiert. „Das Stadtgebiet wird hierdurch komplett abgedeckt“, sagt Anja Huntgeburth. Wann die Sirenen tatsächlich heulen, bleibt offen.