Duisburg. Zum dritten Jahrestag der Duisburger Loveparade-Tragödie trafen sich die Angehörigen, um die letzten Schritte ihrer verstorbenen Lieben noch einmal zu gehen. Um sie herum spielt sich das alltägliche Leben in Duisburg ab. Am Tunnel-Mahnmal blieben die Hinterbliebenen unter sich.

Schweigend kommen sie langsam über die kahle Bahnhofsplatte, die rund 60 Angehörigen der Opfer der Loveparade, die Mittwoch in Duisburg zum dritten Jahrestag ihren Verlust betrauerten. An den Stellen, an denen vor drei Jahren, an jenem schrecklichen Samstag, ihre Töchter, Söhne, Schwestern, Brüder fröhlich feiernd vorbeikamen, bevor sie an der Rampe an der Karl-Lehr-Straße auf schreckliche Art und Weise ihr Leben verloren.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist bei ihnen ebenso wie Oberbürgermeister Sören Link und einige Betreuer und Dolmetscher. Sie kommen langsam auf die 21 Magnolien in ihren riesigen, rostigen Stahl-Pflanzkisten zu. Um sie herum spielt sich das alltägliche Leben in Duisburg ab. Einige Passanten eilen zum Hauptbahnhof, andere schlendern Richtung Königstraße. Der Verkehr läuft, wie er immer läuft, bevor sich die Pendler auf den Weg nach Hause machen. Eine ältere Dame mit schicken blondfrisierten Haaren und einer türkisen Tunika hatte noch einige Minuten zuvor angehalten, innegehalten, bevor sie wieder in den Alltag eintauchte.

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Journalisten halten respektvoll Abstand

Magnolienhain - Wir erinnern uns an die 21 Toten und an alle Verletzten des Loveparade-Unglücks 2010“ steht auf einer großen leicht angewinkelten Tafel, die aus dem gleichen Roststahl wie die Baumkübel gefertigt wurde. Nur wenige Kamerateams beobachten das Geschehen. Das Gros wartet am östlichen Tunneleingang an der Karl-Lehrstraße, die ab 14.30 Uhr für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Auch die wenigen Journalisten halten respektvoll Abstand, lassen den Angehörigen Raum. Raum, um sich zu erinnern. Raum, um zu trauern. Raum, um sich gegenseitig zu stützen, zu unterstützen. Einige machen Fotos. Von den Bäumen, von der Gedächtnistafel, von sich selbst. Vielleicht wird so irgendwann das Schreckliche begreifbar, wo es doch nicht erklärbar ist.

Tausend Lichter im Gedenken an die Loveparade-Opfer

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    Von Marcel Nehring und Janna Cornelißen

    Hannelore Kraft umarmt immer wieder den einen oder anderen, spricht mit den Menschen. Sören Link derweil ergreift das Wort. Was er sagt, geht im Verkehrsrauschen unter. Dann geht es um profan-praktische Dinge. Wer möchte mit einem Shuttle zur Gedenkstätte am Karl-Lehr-Tunnel gefahren werden? Wer möchte laufen? Die Strecke gehen, die die Toten damals gegangen sind, vorbei am Kantpark, die Düsseldorfer Straße hinunter, am Polizei-Präsidium vorbei hin zur Kreuzung, wo der linke Weg in die tödliche Falle führte.

    Viele entscheiden sich für den Fußweg

    Viele entscheiden sich für den Fußweg, begleitet vom Oberbürgermeister, während Hannelore Kraft eine kleinere Gruppe im Bus begleitet. Sie kommen auch am Kantpark vorbei, wo eigentlich seit 15 Uhr ein „Get-Together“ mit Picknick für die Öffentlichkeit stattfinden sollte. Es sind nur etwa zehn Menschen gekommen, die im Rondell schräg vor dem Lehmbruck Museum sitzen, sich unterhalten. Die Angehörigen gehen vorbei, die Sonne scheint.

    Gedenken an die Loveparade-Opfer

    Angehörige der 21 Todesopfer haben sich am  dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe
    Angehörige der 21 Todesopfer haben sich am dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...am Magnolienhain in der Innenstadt getroffen.
    ...am Magnolienhain in der Innenstadt getroffen. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Mitten unter ihnen: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.
    Mitten unter ihnen: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Rund 60 Angehörige sind es, die  vom Hotel in der Innenstadt aufgebrochen sind...
    Rund 60 Angehörige sind es, die vom Hotel in der Innenstadt aufgebrochen sind... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...um  jenen Weg zu gehen, der sie vom Hauptbahnhof über die Friedrich-Wilhelm-Straße und die Düsseldorfer Straße zum Karl-Lehr-Tunnel führt.
    ...um jenen Weg zu gehen, der sie vom Hauptbahnhof über die Friedrich-Wilhelm-Straße und die Düsseldorfer Straße zum Karl-Lehr-Tunnel führt. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Sie gehen fast den identischen Weg, den vor drei Jahren ihre Kinder zurückgelegt haben.
    Sie gehen fast den identischen Weg, den vor drei Jahren ihre Kinder zurückgelegt haben. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Hin zu jenem Platz, auf dem 21 junge Menschen am 24. Juli 2010 den Tod fanden, als dort noch eine Rampe war, die nun Gedenkstätte ist. Duisburgs OB Sören Link begleitete die Angehörigen auf diesem Weg.
    Hin zu jenem Platz, auf dem 21 junge Menschen am 24. Juli 2010 den Tod fanden, als dort noch eine Rampe war, die nun Gedenkstätte ist. Duisburgs OB Sören Link begleitete die Angehörigen auf diesem Weg. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Hin zu jenem Platz, auf dem 21 junge Menschen am 24. Juli 2010 den Tod fanden, als dort noch eine Rampe war, die nun Gedenkstätte ist.
    Hin zu jenem Platz, auf dem 21 junge Menschen am 24. Juli 2010 den Tod fanden, als dort noch eine Rampe war, die nun Gedenkstätte ist. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Dieser gemeinsame Fußmarsch am dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe bedeutet für viele Hinterbliebene nicht nur eine Rückkehr an den Ort der Tragödie. Sie beschreiten in stillem Gedenken auch den Weg zu sich selbst.
    Dieser gemeinsame Fußmarsch am dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe bedeutet für viele Hinterbliebene nicht nur eine Rückkehr an den Ort der Tragödie. Sie beschreiten in stillem Gedenken auch den Weg zu sich selbst. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Am Mittwoch, den 24.07.2013 finden in Auf der Suche nach Trost, Antworten und zumindest einem Stückchen inneren Frieden.
    Am Mittwoch, den 24.07.2013 finden in Auf der Suche nach Trost, Antworten und zumindest einem Stückchen inneren Frieden. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Während die Hinterbliebenen am Unglücksort trauern, ist der Karl-Lehr-Tunnel für die Öffentlichkeit gesperrt. Die Familien und Freunde sollen in Ruhe, unbeobachtet von Fernsehkameras und Fotografen der Opfer gedenken können.
    Während die Hinterbliebenen am Unglücksort trauern, ist der Karl-Lehr-Tunnel für die Öffentlichkeit gesperrt. Die Familien und Freunde sollen in Ruhe, unbeobachtet von Fernsehkameras und Fotografen der Opfer gedenken können. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    An der neuen Gedenkstätte am Unglücksort legten dei Trauernden Blumen und Kränze nieder.
    An der neuen Gedenkstätte am Unglücksort legten dei Trauernden Blumen und Kränze nieder. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Begleitet wurden sie von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oberbürgermeister Sören Link, die ebenfalls Kränze niederlegten.
    Begleitet wurden sie von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oberbürgermeister Sören Link, die ebenfalls Kränze niederlegten. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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    Für alle, die an diesem Tag nicht unter vielen Menschen sein wollen – aber auch nicht alleine in der Wohnung sitzen möchten... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...hat der Verein Loveparade Selbsthilfe ein gemeinsames Picknick organisiert.
    ...hat der Verein Loveparade Selbsthilfe ein gemeinsames Picknick organisiert. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Duisburgs OB Sören Link und der Ombudsmann für  die Betroffenen der Loveparade, Pfarrer Jürgen Widera.
    Duisburgs OB Sören Link und der Ombudsmann für die Betroffenen der Loveparade, Pfarrer Jürgen Widera. © dpa
    In der Salvatorkirche fand dann zum Abschluss am Abend die offizielle Gedenkfeier statt.
    In der Salvatorkirche fand dann zum Abschluss am Abend die offizielle Gedenkfeier statt. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Die einstündige Zeremonie war gespickt mit Gänsehautmomenten. : Der Atem stockte vielen, als die laut vorgelesenen Vornamen der 21 Opfer im Hall des Kirchenschiffs erklangen. Zu jedem Namen wurde eine Kerze entzündet.
    Die einstündige Zeremonie war gespickt mit Gänsehautmomenten. : Der Atem stockte vielen, als die laut vorgelesenen Vornamen der 21 Opfer im Hall des Kirchenschiffs erklangen. Zu jedem Namen wurde eine Kerze entzündet. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    In seiner Ansprache sagte OB Sören Link: „Niemand kann wieder gutmachen, was am 24. Juli 2010 passiert ist, kann Leid und Verletzungen ungeschehen machen. Aber wir können den Opfern ein würdiges Gedenken schaffen.“
    In seiner Ansprache sagte OB Sören Link: „Niemand kann wieder gutmachen, was am 24. Juli 2010 passiert ist, kann Leid und Verletzungen ungeschehen machen. Aber wir können den Opfern ein würdiges Gedenken schaffen.“ © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Link weiter:
    Link weiter: "Ich wünsche mir für alle Beteiligten, dass das lange Warten auf juristische Klarheit endlich seinen Abschluss findet". Hannelore Kraft übersetzte die Worte für eine spanische Famlilie und sprach vielen anderen Angehörigen Trost und Mut zu. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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    Die zentrale Botschaft an Hinterbliebene, Verletzte, Traumatisierte und alle Helfer lautete...
    Die zentrale Botschaft an Hinterbliebene, Verletzte, Traumatisierte und alle Helfer lautete... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    "Ihr seid nicht allein!" © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
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    Am Vorabend des Jahrestages hatte der Gründer der Berliner Loveparade, Dr. Motte, bei der
    Am Vorabend des Jahrestages hatte der Gründer der Berliner Loveparade, Dr. Motte, bei der "Nacht der 1000 Lichter" Kritik am Sicherheitskonzept von Lopavent geübt. Der Veranstalter hätte nach größeren Paraden wie in Dortmund sogar mit noch mehr Besuchern rechnen müssen. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Am Jahrestag selbst weilte Dr. Motte wieder in Berlin. Unter der Siegessäule hielten sie mit einigen Mitstreitern ein stilles Gedenken für die Opfer Duisburger Loveparade ab.
    Am Jahrestag selbst weilte Dr. Motte wieder in Berlin. Unter der Siegessäule hielten sie mit einigen Mitstreitern ein stilles Gedenken für die Opfer Duisburger Loveparade ab. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Bereits am Vorabend hatten viele Menschen bei der Nacht der 1000 Lichter der Opfer gedacht.
    Bereits am Vorabend hatten viele Menschen bei der Nacht der 1000 Lichter der Opfer gedacht. © dpa
    Mehr als 1500 Betroffene und Bürger dieser Stadt hatten sich an der neu gestalteten Gedenkstätte im Karl-Lehr-Tunnel versammelt, um eines der weißen Grablichter zu entzünden.
    Mehr als 1500 Betroffene und Bürger dieser Stadt hatten sich an der neu gestalteten Gedenkstätte im Karl-Lehr-Tunnel versammelt, um eines der weißen Grablichter zu entzünden. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Später gesellten sich auch die Hinterbliebenen der 21 Todesopfer hinzu.
    Später gesellten sich auch die Hinterbliebenen der 21 Todesopfer hinzu. © dpa
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    Szenenwechsel: An der Einmündung zur Karl-Lehr-Straße scheinen viele Autofahrer, Auswärtige und Duisburger, das Sackgassen-Schild zu übersehen. Sie biegen in die Straße ein, sehen die Sperren vor dem Tunneleingang, die Kamerateams und Fotografen, drehen und fahren davon. Die Angehörigen kommen, in Zweier-, Dreiergruppen, häufig ins Gespräch vertieft. Die Sicherheitsleute räumen die Sperren vom Bürgersteig, machen Platz zum Eingang in die Unterführung. Jene Unterführung, die für 21 Menschen, die zum Feiern nach Duisburg kamen, den Tod bedeutete. Die Sperre wird geschlossen, die trauernden Menschen sind unter sich.