Duisburg. . Anlässlich des dritten Jahrestages des Loveparade-Unglücks sind Angehörge und Überlebende zum Gedenken geladen: Es soll eine “Gedenkzeit“ geben. Der Verein Loveparade Selbsthilfe hingegen fordert von OB Link Taten statt Worte: Er hatte versprochen, die Aufarbeitung des 24.07.2010 voranzubringen.
„Inzwischen sind drei Jahre vergangen, drei unendlich lange und schwierige Jahre, seitdem wir eure Gesichter gesehen, eure Stimmen gehört und euren Duft eingeatmet haben. Die Zeit vergeht, und ihr fehlt uns unendlich.“ Der Mutter eines der Loveparade-Opfer wird der Verlust ihrer Tochter unmittelbar vor dem dritten Jahrestag besonders schmerzhaft bewusst – und ähnlich geht es vielen Eltern der Opfer, so die Notfallseelsorge.
Ein Team der Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland hat Angehörige und verletzte Überlebende auch zum heutigen dritten Jahrestag des Unglücks zu Treffen, Andachten und zum Gedenken eingeladen; es haben sich aus den Familien von 15 der 21 der Opfer etwa 60 Personen zu einem Treffen der Hinterbliebenen angemeldet und für das Verletztentreffen etwa 20 Überlebende des Unglücks; auch aus Spanien, Australien, China, Italien und den Niederlanden werden Angehörige anreisen.
23 Mitarbeiter der Notfallseelsorge
Bereits am Dienstag bot die Notfallseelsorge Hinterbliebenen und Überlebenden die Möglichkeit, gemeinsam die Gedenkstätte zu besuchen. Heute wird es am Gedenkort an der Duisburger Karl-Lehr-Straße jeweils eine für verletzte Überlebende und für Hinterbliebene vorbehaltene Gedenkzeit geben.
Gedenkstätte für Loveparade-Opfer
In die Begleitung zum Jahrestag sind 23 Mitarbeitende der Notfallseelsorge eingebunden, darunter fünf Dolmetscher, die Angehörige aus dem Ausland betreuen: „Die Betroffenen dieses Unglücks sind weiterhin ständig mit den Folgen konfrontiert“, so Uwe Rieske, Landespfarrer für Notfallseelsorge : „Unsere Angebote sollen helfen, mit Verlusten und Traumafolgen besser leben zu lernen und Raum für Gespräche öffnen.“
Gespräche zwischen Investor und Betroffenen
Seit dem Unglück habe die Stiftung Notfallseelsorge Angehörige und Verletzte zu insgesamt 16 Treffen eingeladen. Ziel war es, den Angehörigen und Verletzten den Aufbau von eigenständigen Kontakten und Netzwerken in der von dieser Katastrophe betroffenen „Schicksalsgemeinschaft“ zu ermöglichen. Dabei wurden auch Begegnungen von Ersthelfern und Hinterbliebenen sowie von Überlebenden und Angehörigen begleitet, aus denen sich einige Freundschaften entwickelt haben.
Baustelle Loveparade-Gedenkstätte
Auch die Bemühungen um den Erhalt und die Gestaltung des Unglücksortes hat die Stiftung Notfallseelsorge moderiert und zu Gesprächen zwischen dem Investor und den Betroffenen eingeladen. Die Tragödie des Duisburger Loveparade-Unglücks sei für die Betroffenen niemals zu vergessen, so Rieske: „Ziel unserer Arbeit ist es, dass sie ihren eigenen, selbstbestimmten Umgang mit Trauer und Verlust finden, aus Begegnungen Kraft schöpfen und das Geschehene ins eigene Leben integrieren können. Wir stellen nun dankbar fest, dass bei den Verletzten wie bei den Hinterbliebenen inzwischen viele eigenständige Netzwerke und feste Freundschaften entstanden sind, die Betroffenen sehr wertvoll sind.“
Verein fordert Taten statt Worte
„Den Worten müssen Taten folgen!“, fordert der Verein Loveparade Selbsthilfe von Oberbürgermeister Sören Link anlässlich des dritten Jahrestages der Loveparade-Katastrophe. Der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link habe in seiner Rede zum zweiten Jahrestag der Tragödie ein Versprechen abgegeben, die Aufarbeitung des 24. Juli 2010 zu unterstützen und voranzubringen.
Ein Jahr später habe die Stadtverwaltung nicht ein einziges neues Dokument zur Loveparade-Katastrophe veröffentlicht. Kein verantwortlicher Mitarbeiter der Stadt Duisburg sei auch nur versetzt, geschweige denn ein Disziplinarverfahren in Gang gesetzt worden.
AXA-Vertrag sollte gekündigt werden
Es sei kaum zu ertragen, dass die Stadt Duisburg auf der überholten Verwaltungsmeinung der Ära Sauerland, Greulich und Rabe vom Herbst 2010 verharre. Der Verein schlägt vor, die Dokumente zum Abschlussbericht der Stadt vollständig zu veröffentlichen und Dienstvergehen zu ermitteln. Es gebe den begründeten Verdacht, dass Dezernenten und andere städtische Mitarbeiter E-Mails zur Loveparade gelöscht haben. Auch sollte der AXA-Vertrag gekündigt werden. Warum sich die Stadt Duisburg ausgerechnet durch die Haftpflichtversicherung von Rainer Schallers Firma Lopavent gegenüber den Geschädigten vertreten lasse, hätten weder Adolf Sauerland noch Sören Link begründet.
Die Stadt Duisburg sollte daher so schnell wie möglich aus dem Joint Venture mit der AXA aussteigen und direkt in öffentlicher Verantwortung auf die Geschädigten der Loveparade zugehen, so der Verein.