Duisburg. Ein Angebot für diejenigen, die nicht unter vielen Menschen sein wollen – aber auch nicht allein in der Wohnung sitzen möchten, hat der Verein Loveparade Selbsthilfe geboten. Betroffene trafen sich im Kantpark, um sich auszutauschen.
„Das hier ist ein Angebot für diejenigen, die heute nicht unter vielen Menschen sein wollen – aber auch nicht allein in der Wohnung sitzen möchten“, sagt Lothar Evers. Er, und ein kleines Grüppchen Betroffener – Menschen, die selber auf der Loveparade waren, oder Angehörige verloren haben – sitzen im Kantpark. Der Verein Loveparade Selbsthilfe lud alle, die ungezwungen zusammensitzen wollten, zum gemeinsamen Picknick ein.
Auch Patricia aus Unna ist da. Sie war bei der Katastrophe vor drei Jahren selber im Geschehen dabei. Bisher hat sie immer wieder verdrängt, was an diesem Tag passiert ist, doch nun ist sie bereit, es aufzuarbeiten. „Es kommt mir heute noch so vor, als sei alles erst gestern passiert. Bisher habe ich versucht, allein damit klar zu kommen, doch zu schaffen ist das kaum“, sagt sie. Patricia und ihre Freunde sind am Ende übrigens alle heil aus dem Geschehen gekommen.
Anders geht es da Christiane Krause aus Bremen. Sie war die Pflegemutter des verunglückten Kevin Böttcher. Verarbeitet hat auch sie das Unglück noch nicht. „Es ist immer noch traurig und verstörend – aber auch nicht mehr so schlimm wie vor drei Jahren“, sagt sie. Heute Mittag hat sie schon einen Kranz an der Unglücksstelle niedergelegt. Herbe Kritik übt sie derweil an Oberbürgermeister Sören Link. „Er hat uns noch bei seinem Amtsantritt Aufklärung versprochen – und bis heute ist nichts passiert.“
Neben der Fassungslosigkeit brennt die Wut
Neben der Fassungslosigkeit brennt auch in Jürgen Haardt noch die Wut. Vieles, so Haardt, hätte vorher anders geplant werden können. Enttäuscht ist er aber nicht nur von den Verantwortlichen der Tragödie. „Ich finde es traurig, dass die Prominenten, die auf der Loveparade auf den Wagen schön kassiert haben, sich jetzt kaum noch blicken lassen.“
Auch er war vor drei Jahren mittendrin. Kurz vorher ging er zu der Gedenkstätte, musste aber raus, raus aus der beklemmenden Situation. „Ich habe Herzrasen bekommen, bekam schlecht Luft.“ Auch wenn ihn der Ort quält, die Menschen sollen durch ihn erinnert werden. „Egal wie viele Jahre vergehen.“ Während sich einige mit Olivenstangen und Salat versorgen, stellt Johann Tekath eine Kerze auf. Sie hat für ihn eine besondere Bedeutung. „Die ist von meiner Lebensretterin. Hätte sie den Weg nicht bestimmt, säße ich vielleicht gar nicht hier.“ Die damals für ihn fremde Frau, ist nun eine gute Freundin geworden. Seit dem 24. Juli 2010 geht der Duisburger jeden Tag zum Unglücksort. Besucht die Gedenkstätte, pflegt sie. Dass sie erhalten bleibt, dafür kämpfte er mit aller Kraft. „Das war ein Ziel, das ich für mich erreichen wollte.“
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