Duisburg. . Die Stadt Duisburg will 32 Platanen in der Innenstadt fällen lassen. Der Beschluss von SPD- und CDU-Mehrheit der Bezirksvertretung ist umstritten. Duisburgs Alt-OB Krings kritisiert: “Diese Entscheidung ist entsetzlich“. Grünen-Politiker zu Fäll-Beschluss: “Schlimmes Signal gegen Bürgerbeteiligung“.
Das mit Stimmen von SPD und CDU in der Bezirksvertretung Mitte beschlossene Abholzen von 32 Bäumen entlang der Mercatorstraße gegenüber des Hauptbahnhof Duisburg hat am vergangenen Samstag für viel Gesprächsstoff in der Innenstadt gesorgt. „Diese Entscheidung ist ein schlimmes Signal gegen Transparenz und Bürgerbeteiligung“, kritisierte Matthias Schneider, Mitglied im Kreisvorstand der Grünen. Einen Neuanfang könne er in der Art, wie diese Entscheidung gefällt worden sei, nicht erkennen.
Schneider ärgert, dass die gesunden Bäume gefällt werden sollen. „Zumal es eine Lösung geben kann, die die neue Verkehrsplanung sowie den Erhalt der Bäume berücksichtigt. Etwa dann, wenn die Fahrradwege in beide Richtungen über die Bahnhofsplatte gelenkt werden.“ Vor allem stört ihn aber, dass die SPD den Entschluss getroffen habe, ohne vorher mit den politischen Partnern gesprochen zu haben. „Dadurch hat das Rot-Grün-Rote Bündnis einen Knacks bekommen.“ Generell würden sich die Grünen Argumenten für eine Baumfällung nicht verschließen. „Aber viele Menschen sehen diese Bäume als integralen Bestandteil der Innenstadt.“
Duisburgs Alt-OB Krings kritisiert Fäll-Entscheidung als "entsetzlich"
Kritik an dem Beschluss kommt auch von Alt-OB Josef Krings. „Diese Entscheidung ist entsetzlich.“ Schon die Planung der neuen Gebäude, die an der Mercatorstraße entstehen sollen, habe ihn enttäuscht. „Langgestreckt und öde.“ Krings: „Jetzt vergreift man sich auch noch an den Bäumen.“ Die Aussage der Verwaltung, dass die 65 Jahre alten Platanen nicht mehr ins Stadtbild passen, will er nicht gelten lassen. „Das einzig moderne an neuen Bäumen ist, dass ihre Stämme kaum Umfang haben.“
Er stößt damit ins gleiche Horn wie Matthias Schneider, der ebenfalls unterstreicht, dass Baum nicht gleich Baum ist. „Bäume verbessern das Mikroklima. Im Winter bieten sie Schutz vor Eiswind, im Sommer spenden sie Schatten. Doch es braucht lange, bis Bäume entsprechend gewachsen sind.“ Ein junger Baum erzeuge überdies noch keinen Sauerstoff.
CDU sieht "Entscheidung zwischen Ökologie und Ökonomie"
Zerbricht an dem Thema die rot-rot-grüne Kooperation?
Es ist eines der urgrünen Themen, dementsprechend hatte sich die Partei klar gegen die Fällung positioniert. Jetzt ist sie beschlossen und Matthias Schneider, Sprecher des Grünen-Kreisverbandes, reagierte erbost: „Diese Entscheidung ist gefährdend für unsere Kooperation im Rat. Aus meiner Sicht haben wir ein echtes Kooperationsproblem.“ Die Partner, SPD und Linke, seien in keinster Weise diskussionsbereit gewesen. Schneider betonte, dass man sich mit klaren Aussagen, auch gegen die Kooperationspartner, nicht zurückhalten werde. „Am Wochenende ist passenderweise der Umweltmarkt. Dort werden wir die Abholzung aufgreifen und werden sie auch zum Wahlkampfthema machen.“
Widerspruch indes von der CDU: „Die Fällung der Bäume war in allen Vorplanungen enthalten. Da die genaue Verkehrsplanung noch nicht feststand fehlte lediglich die Zahl“, betont dagegen der CDU-Ratsherr Joachim Schneider. „Es galt jetzt, sich zwischen Ökologie und Ökonomie zu entscheiden.“ Während in der Beschlussvorlage steht, dass „Ersatzpflanzungen im Zuge der Umgestaltung Mercatorstraße und Friedrich-Wilhelm-Straße vorgenommen werden, stellte Joachim Schneider eine „fünffache Ersatzpflanzung auf dem Krieger-Gelände“ in Aussicht. Alt-OB Krings macht der Hinweis auf Ersatzpflanzungen dagegen skeptisch: „Wir haben es schon oft erlebt, dass neue Bäume in entfernten Bezirken gepflanzt wurden.“
BUND lehnt Baum-Fällungen als "Planungen des letzten Jahrhunderts" ab
„Für Straßenführungen komplette Baumreihen zu fällen sind Planungen des letzten Jahrhunderts“, so die Kritik im vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) entworfenen Infoflyer. Zudem habe schon der Foster-Plan besagt, dass die Innenstadt ein Drittel mehr Grün benötige. Zwar habe es für den Umbau der Mercatorstraße vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger gegeben. „Die neue Straßenverkehrsführung war allerdings nicht Gegenstand der Diskussion.“
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Während Grüne und BUND seit einigen Tagen Unterschriften gegen die Fällung sammeln, löste die Aussicht auf eine Mercatorstraße ohne Platanen bei Oreste Leone dagegen große Freude aus. Seit 1979 betreibt er das Restaurant „Mamma Leone“ und ebensolange stören ihn die Platanen vor seiner Haustür. „Inzwischen sind die Bürgersteige von den Wurzeln überall hochgedrückt worden.“ Am meisten sei er aber von dem dauernden Dreck genervt. „Sogar im Sommer müssen wir ständig Laub fegen. Die Stadt kümmert sich während des ganzen Jahres kaum darum.“ Ganz schlimm werde es, wenn die Samenkapseln herunter fallen. „Sie platzen auf und uns fliegt alles ins Haus hinein.“