Herne. . Eine Protestaktion gegen die Fällung von 50 Bäumen für eine Parkplatzerweiterung führten Anwohner der Akademie Mont Cenis am Freitagnachmittag durch. Akademie-Leiter Detlev von Schmeling hat derweil die Forderung nach dem Bau neuer Stellplätze in einem Brief an die Stadt untermauert.

Die aktuellen Signale aus Verwaltung und Politik sprechen gegen die ursprünglich geplante Fällung von 50 Bäumen zur Parkplatzerweiterung an der Akademie Mont Cenis. Für die Anwohner noch lange kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen: Am Freitagnachmittag trommelten sie mit Unterstützung aus der Politik (Grüne, Linke, Unabhängige Bürger) und durch Hiltrud Buddemeier (BUND) für den Erhalt des Wäldchens vor ihrer Haustür.

„Wir sollen sterben“ – Raufasertapete mit schwarzen Kreuzen hatten die Bürger um die 50 Bäume geklebt, die die Stadt fällen lassen wollte. Einige Kinder hatten zusätzlich Plakate à la „Kein Platz für Autos“ gemalt und dazu Fotos von Fuchs, Igel, Eichhörnchen & Co. aufgestellt.

Betroffene fühlen sich bestätigt

Die Stimmung? Bestens! Vor allem die jüngsten Aussagen von Bezirksbürgermeisterin Henny Marquardt gegenüber der WAZ („Mit mir ist das nicht zu machen“) sind sehr positiv aufgenommen worden: „Wir setzen darauf, dass diese Worte Bestand haben werden“, erklärte Anwohner Udo Bredemeier.

Auch wenn die Entscheidung nach der Vertagung durch die Verwaltung nun wohl erst nach den Sommerferien in der Bezirksvertretung Sodingen fallen wird, wollen die betroffenen Bürger weiter präsent bleiben: „Unser Protest schläft nicht ein. Wir werden weitere Aktionen starten“, kündigt Anwohner Ingo Backenecker an. Ihre Argumente hätten sich in der bisherigen Debatte als richtig erwiesen. Sie seien zuversichtlich, dass sich dies auch bei der Prüfung aller Vorschläge durch die Stadt bestätigen wird.

Detlef von Schmeling sieht das etwas anders. In einem Brief an die Stadt hat der Leiter der Fortbildungsakademie erneut die Position seiner Einrichtung deutlich gemacht. Der bestehende Parkplatz mit 132 Plätzen habe sich „für einen voll ausgelasteten Betrieb der Akademie als zu klein erwiesen – ganz besonders dann, wenn auch der Bedarf der Anwohner und der weiteren Nutzer berücksichtigt werden“, so von Schmeling. Selbst die Erweiterung des Parkplatzes um 93 Plätze könne den Bedarf „bei weitem“ nicht decken, würde aber eine deutliche Entlastung bedeuten.

Der gesamte Wald umfasse nach Plan 350 Bäume. Bezöge man alle Anpflanzungen, die im Zuge des Akademiebaus entstanden seien, mit ein, wäre die Zahl wesentlich größer. Von den 50 betroffenen Bäumen könnten einige zudem noch umgepflanzt werden. Dass der ökologische Wert des Wäldchens zerstört würde, wie von einigen behauptet, „kann nicht nachvollzogen werden“, so von Schmeling.

Die komplette Stellungnahme von Detlef von Schmeling:

„Auch die Verwaltung der Fortbildungsakademie schätzt den Wert der Anpflanzungen rund um die Akademie und insbesondere den in Zusammenhang mit der Gestaltung des Parkplatzes entstandenen Eichen- und Kiefernwald. Wenn im Zuge der Erweiterung des Parkplatzes Bäume umgesetzt oder gefällt werden müssen, dann ist das in jedem einzelnen Fall zu bedauern.

Gleichwohl darf nicht außer Acht gelassen werden, dass dieser Wald auf der devastierten Industriefläche überhaupt erst entstanden ist durch die Planung und Errichtung der Akademie Mont-Cenis und die Entwicklung der angrenzenden Wohnbebauung. Leider hat sich der bestehende Parkplatz, für einen voll ausgelasteten Betrieb der Akademie als zu klein erwiesen - ganz besonders dann, wenn auch der Bedarf der Anwohner und weiteren Nutzer berücksichtigt wird.

Der Wald, der nachbarschaftlich von den Anwohnern und den Teilnehmern der Seminare der Akademie genutzt wird, umfasst nach Plan mehr als 350 Bäume. Bezöge man alle Anpflanzungen, die im Zuge des Akademiebaues entstanden mit ein, wie z.B. die Pappeln im Oval des Geländes, wäre die Zahl wesentlich größer. Von der Erweiterung sind ca. 50 Bäume betroffen, die zumindest teilweise umgepflanzt werden können. Die notwenige Parkplatzerweiterung greift in den vor ca. 15 Jahren entstandenen Wald ein. Dass dessen ökologische Wert zerstört wird - wie von manchen vorgetragen wird -, kann von hier nicht nachvollzogen werden.

Der öffentliche Parkplatz an der Akademie bietet nach unseren Zählungen 132 Einstellplätze. Die Anlieger der Wohnbebauung nutzen hiervon ständig ca. 30 Plätze, Berufstätige der anliegenden Betriebe nutzen etwa 40 Einstellplätze. Damit verbleiben für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwa 60 Parkplätze. Es ist unseres Erachtens nicht hilfreich, wenn die einzelnen Nutzergruppen gegeneinander ausgespielt werden. Wir wollen die vorhanden Ressourcen gerne auch weiterhin nachbarschaftlich nutzen. Nachdem die Akademie von der Landesverwaltung gut frequentiert wird, sind wir mit durchschnittlich 150 bis 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmern je Woche gut ausgelastet. Es ist auch nicht erkennbar, dass die Teilnahme sinken wird. Bei Großveranstaltungen im Bürgersaal begrüßen wir bis zu 250 Gäste. Wenn also der Parkplatz um 93 Einstellplätze erweitert wird, kann auch dies den Bedarf bei weitem nicht vollständig decken. Es handelt sich aber um eine deutliche Entlastung des Nachfragedrucks.

Bei einer Bürgerversammlung wurden aus dem Publikum verschiedene Alternativen vorgeschlagen, die gewiss bedenkenswert sind, aber nicht alle erfolgreich sein werden:

- Verstärkte Nutzung des ÖPNV durch die Seminarteilnehmer: Schon die Planer der Akademie rechneten mit einem hohen Anteil an Nutzern des ÖPNV. Der hat sich so leider nicht eingestellt. Tatsächlich kommen nur ca. 10% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem ÖPNV. Einige wenige reisen in Fahrgemeinschaften, manche werden mit dem Dienst-PKW gebracht. Seitens der Akademie lässt sich der Anteil leider nicht steigern. Die beobachtbare Entwicklung zu kürzeren und effektiveren Seminaren erhöht vielmehr die Teilnehmerfrequenz und senkt gleichzeitig die Bereitschaft mit dem ÖPNV zu reisen. Eine strategische Verknappung von Parkflächen wird den Parkplatz-Suchverkehr erhöhen und führt letztlich zu Verspätungen beim Seminarbeginn. Bußgeldbescheide für Verkehrsordnungswidrigkeiten durch Falschparken führen bedauerlicher Weise zwar zur Verärgerung aber nicht zum Wechsel auf den ÖPNV.

- Die Nutzung von Teilbereichen des EDEKA-Parkplatzes: Der Parkplatz des Einzelhandels wird bewirtschaftet. Er wird sehr stark frequentiert. Dass dort Freiräume für Seminarteilnehmer gewonnen werden können ohne andere Nutzergruppen zu verdrängen, können wir nicht beobachten.

- Einführung eines Shuttle-Busses zum Kurt-Edelhagen-Parkplatz: Auf diesen Parkplatz weisen wir bereits mit unserer Seminareinladung hin. Die Nutzung kann durch einen Shuttle nicht wesentlich erhöht werden, da bereits heute dort kein ausreichender Parkraum mehr zur Verfügung steht.

- Teilweise Bewirtschaftung des bestehenden Parkplatzes: Die vollständige Bewirtschaftung des Parkplatzes bei ausschließlicher Nutzung durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wäre für den Bedarf der Akademie nicht ausreichend, könnte aber eine Entlastung darstellen. Es wären dann nur noch ca. 25 Einstellplätze zusätzlich zu errichten. Diese Alternative wird von der Fortbildungsakademie allerdings nicht bevorzugt, da wir den Bedarf der anderen Nachbarn anerkennen und es letztlich nur zu einer Verlagerung des Parkverkehrs in andere Quartiere käme.“

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