Essen. Bei der RTL-Sendung Stern TV geben sich die Satudarah-Rocker Jan Sander alias „Miami Gianni“ und „Ali Osman“ als friedfertig und freiheitsliebend. Sie wollen doch nur Motorradfahren. Moderator Steffen Hallaschka kann das nicht so ganz glauben. Er hakt nach – kann die Rocker aber nicht packen.
In Deutschland herrscht ein Rockerkrieg.“ So kündigt Steffen Hallaschka bei Stern TV die beiden „Satudarah Rocker“ Jan Sander alias „Miami Gianni“ und „Ali Osman“ des Satudarah Chapters "Clown-Town" aus Duisburg an. Der Pressesprecher der Gruppe und sein Präsident sind in das RTL-Studio gekommen, um Stellung zu den Auseinandersetzungen zwischen den Rockergruppen zu beziehen, die sich seit einiger Zeit erneut an Rhein und Ruhr bemerkbar machen.
In einem Einspielfilm wird die Entstehung des deutschen Satudarah-Chapters in Duisburg erklärt, die Verbundenheit mit den niederländischen Brüdern betont. Der Ursprung des Motorrad Clubs Satudarah liegt in dem Benelux-Land. Auch die Provokation rivalisierender Rocker wird in dem Einspieler sichtbar: Die Satudarahs positionieren sich demonstrativ vor einem Bordell im Duisburger Rotlichtviertel, das von den Hells Angels kontrolliert werden soll. Angeblich nur, um dort ein bisschen Zeit zu verbringen: „Wir sind ganz friedlich hier“, sagt „Ali Osman“. Der 35-jährige Jan Sander, der in Hamburg als „Miami Gianni“ bekannt wurde, schlägt in dem Filmchen schon rauere Töne an: „Das hier ist ein hartes Geschäft. Ein tödliches Geschäft.“
Friedlich und freiheitsliebend – so geben sich die Rocker bei Stern TV
Im Gespräch mit Stern-TV Moderator Steffen Hallaschka geben sich dann beide Satudarah-Rocker friedlich und freiheitsliebend. „Ali Osman“, der seinen echten Namen nicht preisgeben möchte, betont, er wolle einfach Motorradfahren und sich in seiner Freiheit nicht einschränken lassen. Dabei hielt sich „Osman“ Anfang März nicht mit verbalen Attacken gegen die Hells Angels zurück: Der Krieg sei in vollem Gange. Die Hells Angels würden bald keine Rolle mehr spielen; in Duisburg die Zukunft Europas entschieden.
„Miami Gianni“ Jan Sander gibt sich ebenso friedfertig: „Brüderlichkeit, Zusammenhalt, gemeinsam das Leben bestreiten“ – darum geht’s.“ Von den markigen Sprüchen aus dem Einspielfilm oder auch seinem Buch „Rotlichtkrieg“, das er gemeinsam mit einem Journalisten geschrieben hat, ist nichts mehr zu hören. In diesem steht beispielsweise der Satz „Jeder weiß, dass der Krieg losbrechen wird.“ Darauf von Steffen Hallaschka angesprochen, betont er immer wieder: „Laut Medien führen wir einen Krieg. Ich habe nur die Medien zitiert.“
Laut Sander wirbt Satudarah um Securitydienste in Düsseldorf
Steffen Hallaschka traut dem Frieden nicht. Vor dem RTL-Studio in Köln-Hürth stünden eine ganze Gefolgschaft von Satudarah-Anhängern und ein Polizeiaufgebot gleich dazu. Und das alles, nur weil sie in Ruhe Motorradfahren wollten? Doch aus Sander und „Osman“ ist nichts heraus zu bringen. Wie „Ali Osman“ seinen Lebensunterhalt bestreitet? Kein Kommentar. Jan Sander und „Ali Osman“ waren beide schon mal im Knast? Alles schon jahrelang her.
Auch wenn es um Geschäfte im Milieu geht, hält sich Sander im Stern TV-Interview bedeckt. Wenn sich mal Geschäfte ergäben sei das okay, dies wäre aber nicht der eigentliche Grund für das Zusammenkommen der Satudarah-Mitglieder. In dem Buch „Rotlichtkrieg“ geht er allerdings durchaus auf die geschäftlichen Interessen ein, die sich durch die Mitgliedschaft bei den Satudarah ergeben: Der Zusammenhalt der Mitglieder und die Unterstützung ihrer niederländischen „Brüder“ gebe ihnen „die nötige Stärke, um sogar offen im Rotlichtmilieu von Düsseldorf um Türen zu werben. Die ersten Clubs sollen bereits erwägen, die Absprachen mit den Hells Angels zu brechen und dafür mit Satudarah zusammenzuarbeiten.“
Bernhard Wittau, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, möchte auf die Brisanz hinweisen, die vom MC Satudarah ausgehen soll. Er verweist darauf, dass es den Rockergruppen aus Polizeisicht eben doch darum ginge Geschäfte zu machen. In den Niederlanden seien die Satudarah-Rocker häufig mit dem Thema Rauschgift in Verbindung gebracht worden. Doch Sander und „Osman“ schweigen und lächeln. Davon, dass Sander im Sommer ein eigenes Chapter, also eine eigene Ortsgruppe, names „Dirty Town“ in Düsseldorf führen soll, ist keine Rede.
Steffen Hallaschka hakt nach – und kommt doch nicht weiter. Am Ende schließt er die Runde mit den Worten: „Wir werden Sie im Auge behalten.“ Ein wirkliches Gespräch ist an diesem Abend nicht zustande gekommen.