Duisburg/Ratingen. Der nach den Schüssen auf einen Hells-Angels-Unterstützer festgenommene Bandido muss wegen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft. Am Donnerstag brannte indes die Harley Davidson des Satudarah-Mitglieds Jan Sander ab. „Miami Gianni“ relativiert seine Kritik an den Hells Angels.

Der Kölner Bandidos-Rocker, den die Polizei am Donnerstag festgenommen hat, muss wegen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft. Das entschied am Freitagnachmittag ein Richter. Während die Duisburger Mordkommission weiter nach dem zweiten Mann fahndet, der am Sonntag in Oberhausen auf einen Unterstützer der Hells Angels geschossen haben soll, kommt die Rockerszene nicht zur Ruhe: In der Nacht auf Donnerstag brannte in Ratingen die Harley Davidson des Satudarah-Mitglieds Jan Sander ab. Ein Sprecher der Polizei Duisburg bestätigt: „Wir können einen Zusammenhang vor dem Hintergrund der angespannten Lage im Rockermilieu nicht ausschließen. Wir ermitteln in alle Richtungen.“

Um kurz nach 1 Uhr waren Flammen aus der Sitzbank der in einer Grundstückseinfahrt geparkten Maschine geschlagen. Beinahe wäre das Feuer auf ein Einfamilienhaus übergesprungen. Die Ratinger Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindern, das Motorrad aber nicht mehr retten. Es wurde komplett zerstört. Die Kripo will neben Brandstiftung auch einen technischen Defekt noch nicht ausschließen und bittet mögliche Zeugen um Hinweise (02102/9981-6210). Die Spurensicherung untersucht, was von der Harley übrig geblieben ist.

Von Gremium „Bosporus West“ zu Satudarah „Clown-Town“

Das Motorrad gehörte dem polizeibekannten ehemaligen Bordellbetreiber Jan Sander, der in Hamburg als „Miami Gianni“ bekannt wurde und dort vor Jahren in blutige Kämpfe im Rotlichtmilieu verwickelt war. Zu der aktuellen Rocker-Fehde in Duisburg, die vor Mitte Februar mit einer Massenschlägerei zwischen Satudarah- und Hells-Angels-Rockern in Rheinhausen begann und am Sonntag in den Schüssen auf einen Duisburger gipfelte, will sich der 35-Jährige nicht äußern.

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Stattdessen ist es dem 2012 nach Ratingen zurückgekehrten Bodybuilder wichtig, seine martialisch klingenden Aussagen über die Hells Angels zu relativieren, mit denen er nach dem Anschlag in Oberhausen von Focus online zitiert worden war. Zumal er erst beim Clubabend des Satudarah-Chapters „Brotherhood-Clowntown“ am heutigen Freitagabend von dessen Präsident Ali Osman als Pressesprecher eingesetzt worden sei. Erst seit Ende 2012 sei er Mitglied der Gruppe. Zuvor hatte er sich dem 2012 in Dinslaken gegründeten Chapter „Bosporus West“ des Motorradclubs Gremium angeschlossen. Als sich dieses Ende des Jahres auflöste, wechselte er mit anderen Mitgliedern zur Duisburger Filiale des Motorradclubs, der von niederländischen Behörden immer wieder mit organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht wird und am Niederrhein offenbar expandieren will.

„Lassen uns nicht diktieren, wo wir keinen Döner essen dürfen"

Zum anderen, so Sander, seien „nicht immer nur Streitereien ums Scheiß-Geschäft“ Auslöser der Gewaltausbrüche. Oft geht es da um ganz banale Dinge, darum zum Beispiel, dass uns die Hells Angels vorschreiben wollen, wo wir herlaufen und -fahren dürfen und wo nicht. Aber wir lassen uns zum Beispiel nicht diktieren, dass wir in einem bestimmten Duisburger Imbiss keinen Döner essen sollen. Wir sind Rebellen.“

Der 35-Jährige, der verharmlosend gesteht, selbst „sicher auch kein Heiliger“ zu sein, beruft sich auf sein „Recht auf Freiheit“ und betont die angeblich „friedliche Grundhaltung von Satudarah“: „Wir wollen in Gemeinschaft mit anderen Clubs leben. Mit uns kann man über alles reden, wenn man als Freund zu uns kommt. Aber vorschreiben lassen wir uns nichts.“

Sander sucht die Öffentlichkeit zurzeit auch aus einem anderen Grund: Ab dem 13. März wird das Buch im Handel erhältlich sein, das er gemeinsam mit einem Journalisten über seine Erfahrungen im Milieu geschrieben hat. Der Titel allein lässt erahnen, dass der Autor und die Höllenengel keine Freunde mehr werden: „Rotlichtkrieg. Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels“.

Neue Rockervereinigung in Duisburg

Mitglieder des Motoradclubs
Mitglieder des Motoradclubs "Brotherhood Clown Town" aus Duisburg und den "Satudarah" aus Holland haben sich zusammengeschlossen. © WAZFotoPool
Nur wenige sind aber mit den Motorrädern angereist, obwohl...
Nur wenige sind aber mit den Motorrädern angereist, obwohl... © WAZFotoPool
... die Vereinigung der Clubs stattfindet, um gemeinsam Motorrad zu fahren und zu feiern.
... die Vereinigung der Clubs stattfindet, um gemeinsam Motorrad zu fahren und zu feiern. © WAZFotoPool
Auf der Pressekonferenz betonten die Rocker, es gehe beim Zusammenschluss nicht um Prostitution oder Drogenhandel,...
Auf der Pressekonferenz betonten die Rocker, es gehe beim Zusammenschluss nicht um Prostitution oder Drogenhandel,... © WAZFotoPool
... sondern um Freundschaft und Grillfeste. Beobachtet wurde das Treffen dennoch von der Polizei.
... sondern um Freundschaft und Grillfeste. Beobachtet wurde das Treffen dennoch von der Polizei. © WAZFotoPool
Der Club
Der Club "Satudarah" ist in Holland angeblich in Drogengeschäfte verwickelt und verfeindet mit den Hells Angel. © WAZFotoPool
Sie nennen sich jetzt Satudarah MC Duisburg. Die Duisburger haben ihre Kutten gegen die der Niederländer getauscht.
Sie nennen sich jetzt Satudarah MC Duisburg. Die Duisburger haben ihre Kutten gegen die der Niederländer getauscht. © WAZFotoPool
In einem Garagenhof wollten die Rocker nun gemeinsam feiern.
In einem Garagenhof wollten die Rocker nun gemeinsam feiern. © WAZFotoPool
Treffen zweier Motoradclubs in Duisburg
Treffen zweier Motoradclubs in Duisburg
Treffen zweier Motoradclubs in Duisburg
Treffen zweier Motoradclubs in Duisburg
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Zum Buch gab der muskelbepackte Ratinger Stern TV bereits ein Interview im Satudarah-Vereinsheim in Rheinhausen. Am 13. März tritt er in der Sendung mit Steffen Hallaschka auf: „Ich lass mir von niemandem den Mund verbieten.“ Auch sein Präsident Ali Osman geht in die mediale Offensive: Interviews mit ihm und solche mit Mitgliedern der Hells Angels strahlt am Sonntagabend Spiegel-TV aus.