Duisburg. Nach der Großrazzia der Polizei, die am Dienstag im Bergheimer “Problemhaus“ die Personalien von 256 Bewohnern aufnahm, will der Vermieter den Mietern aus Rumänien und Bulgarien kündigen. „Lieber auf Mieteinnahmen verzichten als weiter Ärger am Hals haben“, sagte Eigentümer Branko Baresic.

In die Nachbarschaft des Bergheimer „Problemhauses“ In den Peschen könnte zum Jahresende Ruhe einkehren. Eigentümer Branko Baresic kündigte am Tag nach der Großrazzia auf Nachfrage der Redaktion an, er habe die Hausverwaltung angewiesen, das Haus schrittweise leerzuziehen, erste Kündigungen seien bereits unterwegs. Baresic: „Lieber verzichte ich auf die Mieteinnahmen, als dass ich weiter diesen Ärger am Hals habe.“

Zwischen den Mietern, hauptsächlich Roma aus Bulgarien und Rumänien, und den Nachbarn hatte es oft Konflikte gegeben. Vor allem das Müllaufkommen rund um die überbelegten Wohnungen - die Polizei gab nach einer großen Durchsuchung am Montag an, in den 22 Wohnungen 256 Personen vorgefunden zu haben - hatte für Unmut gesorgt. Bezüglich der Überbelegung wäscht Baresic seine Hände allerdings in Unschuld: Er selber, sagt er, sei von den Leuten, die offiziell als Mieter auftreten, hinters Licht geführt worden: „Da bewerben sich zwei Leute als seriös wirkendes Paar um eine Wohnung, und ein paar Tage später kommen zehn hinterher.“

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Gespräche mit der Stadt

Gespräche zwischen Baresic, der auch diverse Immobilien im Duisburger Rotlichtviertel rund um die Vulkanstraße besitzt, und der Duisburger Stadtverwaltung waren auf Initiative des Rheinhauser Sozialarbeiters Rolf Karling vom Verein „Bürger für Bürger“ zustande gekommen. Karlings Verein betreibt an einer von Baresics „Gewerbeimmobilien“ einen Container, in dem Prostituierten medizinische Versorgung angeboten wird. Im Rahmen dieser Gespräche hatte Baresic angekündigt, das Haus zu entmieten.

Kenner der Materie beurteilen Baresics Ankündigung skeptisch. Der Rheinhauser Pfarrer Heiner Augustin etwa, der den „runden Tisch offenes Rheinhausen“ leitet, gibt zu bedenken, dass die Menschen, die zur Zeit noch im Hochhaus wohnen, Duisburg auch nach einer Kündigung nicht verlassen werden. „Damit kehrt möglicherweise rund um das Haus In den Peschen etwas Ruhe ein, gelöst sind die Konflikte damit aber keinesfalls.“ Die Menschen in dem Roma-Haus würden nicht spurlos verschwinden, in andere Wohnungen in der Umgebung ziehen. „Man findet sie dann möglicherweise dort, wo die Nachbarn nicht so laut schreien wie in Bergheim.“

Pfarrer Heiner Augustin gibt zu bedenken, dass die Probleme mit dem Armutsflüchtlingen durch eine Kündigung nicht gelöst werden.
Pfarrer Heiner Augustin gibt zu bedenken, dass die Probleme mit dem Armutsflüchtlingen durch eine Kündigung nicht gelöst werden. © WAZ FotoPool

Der Stadt bleibt, so Augustin, das Problem erhalten, die Integration von Menschen aus Südosteuropa eine große Aufgabe. „Es wird ein weiterer Schub kommen, wenn es für die Menschen ab 2014 Arbeitsgenehmigungen gibt. Zudem wartet Serbien auf die Aufnahme in die Europäische Union.“