Duisburg. .
Der Sozialverband VdK und der DGB warnen vor einer in den kommenden Jahren immens steigenden Altersarmut.
Ab 2020 würde die Zahl derjenigen, die von ihrer Rente allein nicht leben können, stetig auf bis zu 20 Prozent der dann über 60-Jährigen steigen. „Zur Zeit sind es im Bundesdurchschnitt 2,5 %“, so der VdK-Niederrhein-Vorsitzende, Horst Vöge. Im Jahr 2005 erhielten in Duisburg 4595 Personen eine Grundsicherung, davon waren 3127 Personen 65 Jahre und älter. Im Jahr 2011 bekamen 6158 die Grundsicherung, von ihnen waren 3953 Menschen 65 Jahre oder älter. Angelika Wagner (DGB): „Eine Steigerung um 34 Prozent.“
Mehrere Gründe
Die Gründe, warum immer mehr Menschen im Alter unter die Armutsgrenze rutschen, sehen VdK und DGB u.a. in der Langzeitarbeitslosigkeit, der steigenden Teilzeitarbeit und prekären Arbeitsverhältnissen – 10 000 Menschen gehen laut DGB in Duisburg arbeiten, haben aber durch die geringen Einkünfte Anspruch auf zusätzliche Leistungen. Und: „Ein Jahr Arbeitslosengeld II bedeuten ein verlorenes Jahr für die Rente“, so VdK-Geschäftsführer Robert Walter.
Es sei zudem ein Skandal, dass derjenige, der unverschuldet früher in Rente muss, mehr als zehn Prozent Abschläge in Kauf nehmen müsse. Sei der Ehepartner nicht arbeiten gegangen, bliebe ihm davon nur noch eine Hinterbliebenen-Rente von 60 %. Helfen würden da auch die 400-Euro-Jobs nicht: „Wer 45 Jahre lang einen 400-Euro-Job macht, bekommt später nur 139 Euro Rente“, rechnet Horst Vöge vor.
Modellrechnung des DGB
Der DGB befürchtet, dass die von der Bundesregierung geplante Senkung des Beitrags zu einer Senkung des Rentenniveaus führt.
So würde ein Metallarbeiter mit einem Brutto-Verdienst von 2624 Euro bei einem Rentenniveau von 50 % eine Rente von 1122 Euro bekommen.
Bei einer Absenkung des Rentenniveaus auf 43 % würde er nur noch 964 Euro bekommen, rechnet der DGB vor.
In Nordrhein-Westfalen seien zur Zeit 18,3 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt. In 40 Jahren würden es Berechnungen nach 31 Prozent sein. „Die Rente mit 67 und die zu erwartenden Absenkungen sind eine Katastrophe für die nächste Generation“, sind sich die Vertreter von DGB und VdK einig. Besonders betroffen würden Frauen sein, deren Durchschnittsrente schon jetzt mit 491 Euro weit unter der Grundsicherung von rund 670 Euro liege.
DGB und VdK fordern deshalb, jetzt gegenzusteuern. So sollte es keine Abschläge mehr geben, die Rente mit 67 solange ausgesetzt werden, bis altersgerechte Angebote von der Wirtschaft gemacht werden, und die Rentenpassungen sollte auf der Basis Beitragszahler/Rentenempfänger nicht „künstlich gesenkt“ werden.
Die aktuelle Kernforderungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes: den Beitrag nicht senken und ihn stattdessen in kleinen Schritten den demografischen Herausforderungen anpassen. Die dadurch gewonnenen Mittel sollten als „Demografie-Reserve“ zurückgelegt und die Erwerbsminderungsrente spürbar verbessert werden.