Duisburg. .
Immer mehr Senioren müssen ihre Rente durch Mini-Jobs aufbessern, weil die Altersarmut steigt. Zur Zeit liegt der Anteil derjenigen, die im Alter von der Grundsicherung abhängig sind, in Duisburg bei zwei bis drei Prozent.
Experten rechnen nach Angaben des Sozialverbandes VdK damit, dass es in zehn Jahren etwa 20 Prozent der Menschen über 65 sein werden. Am stärksten betroffen: alleinerziehende Frauen, die zunächst wegen der Kinderbetreuung und später wegen der Pflege von Angehörigen keine ausreichende Rente erarbeiten konnten.
Mitgliederrekord beim VdK
„Aus diesem Grund fordert der VdK auch, dass die Pflege von Angehörigen im gleichen Maß bei der Rente angerechnet wird wie Kindererziehungszeiten“, sagte der Kreisverbandsvorsitzende Horst Vöge bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2011.
Mit über 18.500 Mitgliedern – davon über 5000 allein in Duisburg – verzeichnet der VdK-Kreisverband Niederrhein einen Rekord: „Immer mehr Menschen suchen bei uns Rat und Hilfe.“ Während die Erstberatung kostenlos ist, muss man Mitglied werden, wenn der VdK tätig werden soll.
„Das kostet 4,50 Euro im Monat. Dafür schreiben wir Anträge und Widersprüche, führen Klagen vor den Sozialgerichten. Wir sind die Ombudsstelle der kleinen Leute“, so Vöge und listet allein für Duisburg 3755 Sprechstundenbesuche im letzten Jahr auf. Im vergangenen Jahr wurden 2600 neue Mitglieder im Kreisverband aufgenommen. „Die Ratsuchenden werden immer jünger und 85 % kommen mit konkreten Problemen in die Beratungsstunden“, so der Geschäftsführer des Kreisverbandes, Robert Walter.
Missverständnisse ausräumen
In den meisten Fällen geht es um Rentenfragen, vor allem um die Erwerbsminderungsrente, und um die Leistungen der Pflegeversicherung. Gerade hierbei gebe es immer wieder Missverständnisse, die in den Beratungsstunden ausgeräumt werden müssen. Erscheinen Ablehnungen von Leistungen unbegründet, wird der VdK tätig.
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In Duisburg erhalten rund 16 000 Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Bedürftig sind nach Auffassung des VdK aber erheblich mehr. „Wir sind enttäuscht von der Politik, die 2011 zum ,Jahr der Pflege’ erklärt hatte.“
Ein neues Pflegegesetz müsse her, das Demenz vollständig in das Leistungsspektrum der Versicherung einbeziehe. Prävention und Rehabilitation müsse vor Pflege kommen und pflegenden Angehörigen besser geholfen werden. „Es zwar keine genauen Zahlen, aber wir schätzen, dass es in Duisburg etwa 15 000 Demenzkranke gibt, die von Verwandten oder Menschen aus ihrem Umfeld betreut werden.“
Nachholbedarf in Sachen Behinderungen
Eine weitere politische Forderung des VdK ist die Umsetzung der UN-Behinderten-Konvention. In Duisburg leben rund 50.000 Menschen mit Behinderungen, davon sind 4000 unter 15 Jahre alt. Wie sie in der Regelschule unterrichtet werden können, sei bei vielen Politikern nur ein blasse Vorstellung.
„Alle schauen immer nur Richtung Land. Aber die Kommunen sind die Schulträger“, sagte Vöge und nennt ein Beispiel aus einer anderen Stadt. Dort hieß es auf die Frage, wie sich denn im Brandfall ein behinderter Schüler im Rollstuhl verhalten müsse: „Warten bis Helfer kommen, während alle anderen Schüler das Gebäude verlassen.“ Man sehe, dass hier „eine gewisse Ahnungslosigkeit“ herrsche.
Engagement gegen Altersarmut
Drittes großes Thema: Die Bekämpfung der Altersarmut, denn durch Teilzeit- und Minijobs bekomme man später keine ausreichende Rente. Zusätzlich sei ab diesem Jahr noch im Falle von Arbeitslosigkeit die minimale Anrechnung von 4,10 Euro pro Jahr weggefallen. Der VdK kritisiert, dass die Altersarmut zusätzlich auch dadurch produziert werde, dass man zunächst sein Vermögen – auch wenn es der Alterssicherung dienen sollte – aufbrauchen müsse und nun auch keine Rentenpunkte mehr als Arbeitsloser bekomme.
Der VdK ist außerdem auf der Suche nach Mitgliedern, die ein Ehrenamt wollen. „Wir schulen sie auch“, so der Duisburger Ortsverbandsvorsitzende Raimund Bohsmann. Gesucht werden Ehrenamtler ebenso für Krankenbesuche wie für die Organisation von Sprechstunden oder die Übernahme von Vereinstätigkeiten.
Informationen bei Robert Walter: 02843-9592-0.