Duisburg.
Das Nordpoleis schmilzt zu schnell, Unwetter nehmen zu, Keller laufen voll. Der Klimawandel ist nach Expertenmeinung in vollem Gange. In Duisburg gibt es eigens ein Duales Klimakonzept, das Maßnahmen entwickelt, um den Folgen zu begegnen. Aber was sagen die Bürger dazu?
Dynaklim heißt das Forschungsprojekt zur regionalen Bewältigung der Folgen des Klimawandels. Dafür befragt das Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung (RISP) e.V. der Universität Duisburg-Essen 2010, 2012 und 2014 Bürger der Region, was sie von der Politik erwarten, was sie selbst tun, und wie sie die Folgen des Klimawandels wahrnehmen.
Klimawandel für fast 80 Prozent der Befragten wichtig
Befragt wurden 1014 Bürger per Telefon im ganzen Revier, rund 25 Minuten dauerte es, bis alle Fragen beantwortet waren. Wichtigste Erkenntnis für die Empiriker: Für 78,5% ist der Klimawandel ein wirklich wichtiges Thema. 47,3% fühlen sich sogar schon konkret betroffen. Sie benennen Folgen wie Starkregen, Hitzestau in Innenstädten, Hochwasser, gesundheitliche Risiken oder Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt.
Für den Sozialwissenschaftler Joachim Liesenfeld, der den Fragebogen mit seinem Team im RISP entwickelt hat, ergaben sich einige Auffälligkeiten im Vergleich zu 2010. Die persönliche Betroffenheit etwa ist deutlich gestiegen - sei es durch die intensivierte Medienberichterstattung, sei es durch den eigenen vollgelaufenen Keller. Wichtigste Informationsquellen im Umweltbereich sind im Ruhrgebiet weiterhin die traditionellen Medien: Fernsehen, Radio und die Lokalzeitung, das Internet ist noch weit abgehängt. Satte 77% wünschen sich eine noch stärkere Berichterstattung über das Thema.
Keine Akzeptanz beim Fracking
Ein anderes deutliches Ergebnis zeigte sich zum Thema Fracking, also die Förderung von Erdgas oder Erdöl: Hier konnte durch die Bundespolitik offenbar keine Akzeptanz hergestellt werden. Mit 15% ist Fracking bei der Gestaltung der zukünftigen Energieversorgung und ökologischen Gestaltung ganz weit abgeschlagen. Windräder und Umweltzonen fanden deutlich mehr Zustimmung.
Insgesamt ist der Klimawandel im Bewusstsein der Befragten hoch angesiedelt. Wichtiger ist nur der Bereich Arbeit/Wirtschaft. Auf Platz 3 landet die Innere Sicherheit. Entsprechend deutlich ergab sich in der Studie auch das Signal an die Kommunalpolitik: Kümmert Euch! Das Engagement der Lokalpolitik in Umweltbelangen wird lediglich von 15,4% der Befragten als gut bezeichnet, 77% sehen es als eher mittelmäßig an. 48,6% der Befragten glauben, dass die Themenfelder Klima und Umwelt bei der nächsten Wahl mobilisierend und womöglich sogar wahlentscheidend sein könnten.
Eigen-Engagement ist übersichtlich
Das eigene Engagement ist allerdings ebenso übersichtlich. Den Wohnort würden wegen Umweltproblemen nur die wenigsten wechseln, deutlich mehr Befragte würden weniger Fleisch essen oder häufiger das Licht ausschalten. Als echte Umweltaktivisten sehen sich lediglich 10%, rund die Hälfte kann sich aber eine Bürgerbeteiligung vorstellen - sei es im Rahmen von Infoabenden, Bürgerinitiativen oder ehrenamtlicher Tätigkeit. Liesenfeld selbst hat sein Verhalten seit der Arbeit an der Studie auch verändert: Der Zweit-Kühlschrank im Keller wurde jetzt abgeschaltet - zum Leidwesen des Sohnes, der gekühlte Getränke schätzt.