Duisburg.

Heizen mit Sonnenstrahlen. Kochen mit Windkraft. Fernsehen mit Wasserenergie. Möglich wäre das: Duisburg hat das Zeug dazu, alle Einwohner mit „grünem“ Strom komplett zu versorgen.

Wo welche Kräfte schlummern, listet die 2008 von der Stadt erarbeitete „Potenzialanalyse regenerativer Energiequellen in Duisburg“ akribisch auf. In Wasser, Boden, Luft, Sonne oder auch Bioabfällen. Mit entsprechenden Projektvorschlägen. „Wir waren mit der Potenzialanalyse von 2008 schon ziemlich weit vorne“, sagt Andreas von der Heydt, „erst mittlerweile wird die Idee aufgegriffen. Der Regionalverband Ruhr will das nun fürs Gesamtgebiet angehen.“ Die Analyse selber war ein goldrichtiger Schritt, lässt der Leiter des Umweltamts durchblicken, als Energiereferentin Angela Müller eine 14-Punkte-Liste auf den Tisch legt.

Darauf steht: Rhein-Ruhr-Bad mit Grubengas beheizt. Photovoltaikanlagen auf Schulen, Pelletheizung hinein. Schule am Knevelshof mit Geothermie-Anlage versorgt. Zoo heizt mit Holzhackschnitzeln. Grevenbroicher Windkraftanlage ans Laufen gebracht. Bad Mattlerbusch an Abwärme des Emscherklärwerks angeschlossen. Solarkataster initialisiert. Summa summarum wurde der CO2-Ausstoß im Jahr um 3353 Tonnen gesenkt.

Pflanzentests für Biogasanlage

Manches ist noch in der Mache: Die Pflanzentests für eine Biogasanlage wurden gestartet. Für die im Prüfverfahren feststeckende Wasserturbine am Ruhrwehr geht’s wohl weiter, sagt Müller: „Derzeit steht die Ampel wieder auf Grün. Es scheint EU-Mittel für die notwendige Fischtreppe zu geben.“ Doch im Vergleich zur Analyse mit gigantischen Energiewerten wirken die Schritte minimal. „Vieles ist derzeit nicht wirtschaftlich, weil man viel investieren müsste“, sagt von der Heydt: „Die Projekte laufen ganz klar immer vor dem Hintergrund der Haushaltssanierung.“

Mit wenig Personal muss man sich fokussieren, trotzdem ist das Ende der Fahnenstange immer in Sicht. Müller: „Selbst die Analyse hat die Stadt nicht zahlen können. Das ging nur mit den Stadtwerken zusammen“, die als verlängerter Arm in Richtung Energiewende fingieren.

„Wir haben als Stadt sicher eine wichtige Vorreiterrolle, trotzdem werden wir das Ruder nicht herumreißen“, stellt von der Heydt klar. Duisburg sei nicht Freiburg, das alle benötigte Energie aus eigenem Gebiet schöpfen möchte. „95 Prozent geht hier in die Industrie, nur 5 Prozent in die Haushalte“, so der Umweltamtsleiter. Da bleibe man zwar in der Rolle des Antreibers und Koordinators -- aber eben auch in der des Sparkommissars.

Steigende Energiepreise

„Steigende Energiepreise stärken sicher das Interesse an Erneuerbaren Energien. Aber zuerst einmal haben wir ein riesiges Einsparpotenzial im Verbrauch“, sagt von der Heydt. Müller: „Diese Verschwendung müssen wir eindampfen. Und erst dann auf dieser Ebene macht es Sinn, mit regenerativer Energie nachzubessern.“

Bis dahin fuchst sich das Umweltamt weiter durch, behält ein wachsames Auge auf Technologie- und Preisentwicklungen und auf politische Wegweiser, erklärt von der Heydt: „Wir können zwar Überzeugungsarbeit leisten. Aber einen wirklichen Effekt hat dann doch eher eine Förderung des Bundes, das bemerkt man immer schnell.“ Und wenn die Solarförderung auch schrumpft, ein Lichtblick bleibt: der Abfall. Die Biotonne soll kommen, und auch dafür steht das Potenzial schon fest: „Nicht unerheblich.“