Duisburg. Beate und Hermann Winter haben ihr schönstes Stück Duisburg direkt vor dem eigenen Haus. Wie ein kaputter Rasenmäher der Anstoß für den Bau einer asiatischen Ruheoase sein kann.

Beate und Hermann Winter haben sich ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Wie man es so macht, wenn die Silberhochzeit ansteht. Sie haben sich ihr schönstes Stück Duisburg geschenkt. Jetzt liegt es direkt vor ihrem Haus.

Und das Beste: Ich sitze mittendrin.

Zum „Chillen in unserem Garten“ hat mich Beate Winter eingeladen nach dem Aufruf zur Mithilfe bei dieser Serie. In ihre „private Oase“, wie sie schrieb. Als ich den ersten Schritt aus dem Wintergarten in Winters Garten setze, merke ich: „Oase“ ist nicht übertrieben. Warme Holztöne, wo man hinguckt.

Es blumt und grünt von allen Seiten

Es blumt und grünt von allen Seiten. Gemütliche Lounge-Möbel, eine Hängematte, ein Strandkorb, ein Pavillon. Alles ist terrassenartig in kleine Parzellen unterteilt. Beleuchtung, Deko – sehr stilvoll. Leises Plätschern aus dem kleinen Teich. Dazu schickt der ansonsten trübe August-Himmel ein paar Sonnenstrahlen. Eine Atmosphäre wie in einem Wellness-Hotel.

Schade, dass ich zum Arbeiten hier bin.

Hermann Winter inmitten seiner neuen Ruheosae.
Hermann Winter inmitten seiner neuen Ruheosae. © WAZ-Fotopool

„Erst hatten wir überlegt, eine Reise zu machen“, erzählt Beate Winter über ihr diesjähriges Ehe-Jubiläum. Daraus wurde aber nichts. Weil den Winters der Rasenmäher kaputtging. Und weil Hermann Winter sich weigerte einen neuen zu kaufen.

Ein Garten ohne Rasen

„Bei uns ist eigentlich sowieso nie wirklich schöner Rasen gewachsen“, sagt der 53-Jährige, „da ist die Idee von einem ganz neuen Garten entstanden“. Ein Garten ohne Rasen. Ohne Mäher.

Wie lustig. Und Danke für den leckeren Kaffee!

Hermann Winter begann zu grübeln. Eine Skizze entstand auf einem Matheblock. Die erste und letzte Skizze. Winter muss schmunzeln, als er auf das Papier deutet – es zeigt nur ein paar eher wüste Striche. Mit Kuli, ohne Lineal.

Den Plan im Kopf gemacht

„Den richtigen Plan habe ich im Kopf gemacht“, erklärt er, „das reichte aber auch. Ich war ja auch der Einzige, der das verstehen musste.“ Ehefrau Beate sieht meinen erstaunten Blick: „Ja, ja, das ist alles selbst gebaut.“

Aber wie geht das bitte, ohne Experte zu sein?

„Ich hab mich immer schon an alles rangetraut und es einfach gemacht.“

Und ich wollte schon nach dem Namen der Gartenbaufirma fragen...

Im März dieses Jahres wurde das Holz geliefert – der Startschuss für den gut viermonatigen Bau. Von Elektrik über Wasserleitungen bis hin zu Böden und Blumenkästen – alles machte Hermann Winter in Eigenregie und -arbeit. „Ich durfte höchstens mal was bei der Deko entscheiden“, wirft Beate Winter ein. Beide ließen Kreativität und Liebe zum Detail spielen, genauso wie ihre Leidenschaft für asiatische Kulturen.

Ideen auf Reisen in China, Indien und Thailand gesammelt 

Bonsai-Bäume am Teich, thailändische Windspiele in den Bäumen oder indische Skulpturen sorgen für einen fernöstlichen Touch, hier am Rande von Rheinhausen. Ideen dafür sammelten die beiden gebürtigen Rheinhauser auf gemeinsamen Reisen in China, Indien und Thailand. „Uns gefällt die Lebensweise in diesen Ländern“, meint Beate Winter, „sie ist irgendwie ruhiger. Davon wollten wir zu Hause auch was haben.“

Das ist Ihnen aber mal gelungen!

Am liebsten hat die 52-Jährige ihre „Sonneninsel“, eine Art runde Couch mit Schirm. Dort greift die gelernte Chemielaborantin nach getaner Arbeit gerne zum Buch. „Manchmal wird auch ein Mittagsschlaf daraus“. Hermann Winter dagegen kann keinen festen Lieblingsplatz in seinem neuen Garten benennen. „Eigentlich ist überall mein Lieblingsplatz. Man entdeckt hier immer wieder neue Perspektiven.“

Eintritt für den Garten

Eine richtige Einweihungsfete haben die Winters noch nicht gegeben. Zumindest aber wurde schon der Geburtstag von Hermann Winter gefeiert. „Mit 20 Leuten. Ging ziemlich lang.“ Und natürlich gab es direkt Lob von den Gästen. „Ein Bekannter hat gemeint, ich sollte dafür Eintritt nehmen“, erzählt Hermann Winter.

Ganz Unrecht hat er nicht...

Die Winters scheinen für den Moment genauso zufrieden mit ihrem neuen Stück Heimat zu sein wie ihre Gäste. Auch, wenn noch ein paar Arbeiten warten. Den Teich zum Beispiel möchte Hermann Winter noch ein bischen schöner machen. Mit einem Wasserfall, neuen Fischen.

"Ideen gibt es immer"

Ein paar Randsteine müssen noch weggeräumt werden. Und vielleicht bringt auch die bereits geplante Vietnam-Reise ein paar neue Denkanstöße. „Ideen gibt es immer. Fest geplant haben wir im Moment aber noch nichts“, sagt Hermann Winter. Ein Projekt hat der Hobby-Gartenbauer allerdings schon fest im Auge: „2013 müssen wir uns um einen richtigen Sommer kümmern.“

Sollte das klappen, werden die Winters ganz gemütlich anstoßen können. Auf ihrer Sonneninsel oder in der Hängematte oder im Strandkorb. Anstoßen auf ihren nächsten Hochzeitstag. Und sicherlich auch auf den Tag, an dem ihr Rasenmäher kaputtgegangen ist.