Wanheim.
Schwere Zeiten für die Kleingärtner der beiden Anlagen „Feierabend“ und „Ährenfeld“. Ihre Gärten sind mit Blei und Cadmium verseucht (wir berichteten). Welche Lösung dafür auch gefunden wird, nichts wird mehr so sein wie bisher. Das ergibt sich nach dem Vortrag von Gutachter Dr. Dietmar Barkowski aus Bielefeld am Dienstag in der Hauptschule Beim Knevelshof.
Ab einem Bodengehalt von 200 Tausendstel Gramm pro Kilo bei Blei bzw. von zwei Tausendstel Gramm bei Cadmium mussten die Behörden Ursachenforschung betreiben. Ende November lagen die Ergebnisse der 2010 genommenen Bodenproben (jeweils 25 pro Garten) vor. Ende März riet die Stadt den 108 Kleingärtnern, bis auf Strauch- und Baumobst auf jegliche Nutzpflanzen dort zu verzichten.
Dr. Barkowski rückte jetzt mit konkreten Zahlen heraus: Die Bleibelastung liege in der Anlage Ährenfeld, nördlich der Molbergstraße, im Durchschnitt bei 314 Tausendel Gramm und in der Anlage „Feierabend“, südlich der Molbergstraße, bei 377 Tausendstel. Bei Cadmium betragen die Durchschnittswerte fünf bzw. acht Tausendstel. Etliche Gärten würden zum Beispiel den Wert von 400 Tausendstel bei Blei überschreiten, ab dem saniert werden müsse. Einzelne Gärten könnten nicht saniert werden, sie seien alle irgendwie betroffen, entweder durch viel Cadmium, viel Blei oder beides in zu hoher Konzentration.
Wie die Sanierung aussehen kann, muss zwischen Kleingärtnern, ihren Funktionären und der Stadt verhandelt werden. Das Spektrum reicht dabei von der vollen Beibehaltung der Kleingarten-Nutzung bis hin zur Aufgabe beider Anlagen. Die Kleingärtner wollen die Anlagen aber erhalten. Unter dieser Bedingung reicht das Spektrum noch von voller künftiger Kleingarten-Nutzung bis hin zu Einschränkungen, die die Gärten quasi zu Ziergärten machen. Im ersten Fall müsste der Oberboden 60 Zentimeter tief ersetzt und alle Pflanzungen, Wege und Terrassen aufgehoben werden. Im zweiten Fall müsste nur auf Flächen, auf denen Kinder spielen, 35 Zentimeter tief ein Bodenaustausch stattfinden. Verschiedene Lösungen je nach Parzelle seien, so hieß es, nicht möglich.
An Umweltamt und Kleingärtnern liegt es nun, ein Konzept zu erarbeiten, das die Zustimmung der Kleingärtner erhält, aber auch die Beantragung entsprechender Fördermittel möglich macht.
„Wer sich an die Anbau-Empfehlungen hält, ist auf der sicheren Seite“, so Andreas von der Heydt, Leiter des Amtes für Umwelt und Grün.
Die Kleingärtner hatten viele von Fragen an die Experten. „Sind Dioxine auch ein Problem?, wollte jemand wissen. „Nein“, antwortete Dr. Barkowski, „die Gärten sind da völlig unauffällig.“ „Wie sieht es mit der Anlage ,Biegerhof’, nur 200 Meter weit entfernt, aus?“, wurde gefragt. Antwort: „Dort sorgt der Säuregehalt des Bodens dafür, dass die Schwermetalle nicht in die Pflanzen gelangen können.“ „Was ist jetzt zu machen?“, lautete eine weitere Frage. „Sonnenbaden und Grillen sind kein Problem“, so der Gutachter. Bei Pflegearbeiten sollte man Handschuhe tragen und sich hinterher die Hände waschen.
Zu den 500 betroffenen privaten Hausgärten in Wanheim gibt es noch keine Angaben. Hier laufen die Bodenproben gerade erst an. Die Anbau-Empfehlung der Stadt gilt auch für sie.
Blei gelangt überwiegend durch direkten Bodenkontakt in den Körper, etwa durch Erdkrümel in den Poren der Erdbeere, Cadmium über die Wurzeln von Gemüsepflanzen. Ab einer Blei-Konzentration im Blut von 50 Millionstel Gramm je Liter drohen bei Kindern geistige Entwicklungsschäden. Die Grundbelastung liegt in Duisburg bereits bei 30 Millionstel Gramm je Liter.