Rheinhausen-Friemersheim. . Einmal im Monat ist im Friemersheimer Lehrerhaus Großreinemachen angesagt. Insgesamt sind jedes Mal rund 300 Quadratmeter zu reinigen - alles im Ehrenamt, versteht sich! Für die Außenfläche sind dann die Männer des Vereins zuständig.

Scheppern und Rasseln der Eimer entfällt, weil diese Behälter heute aus Kunststoff gefertigt sind. Auch Putzkittel sieht man keine beim monatlichen Großreinemachen. Aber jede Menge fleißige Hände mit Mobs, Schrubbern und Staubtüchern. Zehn ehrenamtlich tätige Frauen, Mitglieder des Vereins Freundeskreis der Lebendigen Grafschaft, garantieren seit mehr als 20 Jahren Reinlichkeit im Friemersheimer Vorzeigegebäude, dem unter Denkmalschutz stehenden Lehrerhaus in Friemersheim Dorf am Rhein.

Der Freundeskreis der Lebendigen Grafschaft wurde 1975 als „Nachwehe“ der Eingemeindung gegründet, um die eigene Geschichte der Region auf der linken Rheinseite zu bewahren und damit die eigene Identität zu sichern. Mit der Übernahme des Lehrerhauses als Museum für heimatliche Kultur gelang das auch vorzüglich. Zunächst wurde der untere Trakt mit der alten Lehrerwohnung mit Wohnungsgegenständen vergangener Zeiten ausgerüstet. Da gibt es ein Schlafzimmer mit Betten, wie sie vor 150 Jahren benutzt wurden. Auch alte Kücheneinrichtungen werden Besuchern präsentiert. Das Schmuckstück des Hauses ist das sogenannte „Brautzimmer“ an der Ecke Friemersheimer Straße/Innenhof. Hier finden seit fast 20 Jahren auch standesamtlich Hochzeiten statt (wir berichteten kürzlich über die 1000. Eheschließung).

Bänke, Pulte, Schiefertafeln

1999 pachtete der Verein den hinteren Trakt, indem bis dahin der Segelflugverein seine Werkstatt eingerichtet hatte und gestaltete einen Klassenraum im Stil der Anfänge des 20. Jahrhunderts mit Bänken, Tintenpulten und Schiefertafeln.

Die Frauen reinigen den Innenraum, für draußen sind die Männer zuständig. Foto: Udo Milbret
Die Frauen reinigen den Innenraum, für draußen sind die Männer zuständig. Foto: Udo Milbret © WAZ-Fotopool

Insgesamt sind jedes Mal rund 300 Quadratmeter zu reinigen. Die älteste im Wisch- und Schwappregiment ist Lotte Iwen (87). Gegründet wurde der Kreis von Monika Pfeiffer und Hanni Mootz. Die fast 100 Glasscheiben in den hohen schmalen Fenstern des Lehrerhauses können sich die Frauen sparen. Günter Pfeiffer: „Ich kann unseren älteren Damen nicht zumuten, auf die Leiter zu steigen. Das macht einmal im Quartal ein Unternehmen.“

Für die Außenfläche sind die Männer des Vereins zuständig. Vorsitzender Günter Pfeiffer (73), Kassierer Karlheinz Jordaan und Günter Bittlinsky schneiden den Rasen vor und hinter dem Gebäude, fegen den Hof und kehren das Laub zusammen. Regelmäßig werden auch die neuen Siebe der Regenrinnen nach Blattabfall abgesucht und die Blätter entfernt.

Um die Kräuter im kleinen schmalen, aber rund 30 Quadratmeter großen Garten kümmert sich Willi Bingen. Da gibt es Salbei, Liebstöckel, Dost und Eberraute, aber auch Küchenzutaten Knoblauch, Dill, Rosmarin, Petersilie und Bohnenkraut.

Wenn nach ungefähr zwei Stunden die Arbeit verrichtet ist, setzen sich die Helfer zum gemütlichen Kaffeeklatsch zusammen. Dann werden die Kräuter in flüssiger Form getestet. Dieses Mal hat Luise Schlicht eine Flasche selbst gebrannten Hochprozentigen aus Eberraute mitgebracht. Vorsitzender Pfeiffer kostet und fällt sein fachgerechtes Urteil: „Der schmeckt, ist aber zu süß. Da muss noch eine Portion Klarer rein!“