Duisburg-West. . Das Ehepaar Graßhoff schuf einen Garten, an dem sich auch die Nachbarn erfreuen. Jahrelange Arbeit schuf einen Garten, der durchaus das Adjektiv „spektakulär“ verdient.
„Natürlich gibt es spektakulärere Gärten. Aber das hier ist unserer. Hier haben wir alles selber aufgebaut, und er ist genau so, dass wir uns hier wohl fühlen“. Und auch wenn es in der Tat spektakulärere Gärten gibt, hat der von Willi und Gudrun Graßhoff dem Betrachter auch schon einiges zu bieten. Und dass die Beiden sich dort wohl fühlen, glaubt man gern.
Schweres Gerät
Angefangen hatte alles vor 33 Jahren damit, dass das Geld bei zwei frischgebackenen Häuslebauern an der Van-Gogh-Straße in Trompet nicht all zu locker saß: „Wir hatten gerade gebaut, das war schon nicht billig“, erzählt der damalige Friseur Willi Graßhoff,, der seinen Salon bis vor drei Jahren an der Breslauer Straße in Bergheim hatte (inzwischen betreibt ihn die laut Düsseldorfer Handwerkskammer beste Friseurmeisterin des Jahrgangs 2011, wir berichteten). „Und dann sollte das Herrichten des Gartens noch mal 25 000 D-Mark extra kosten.“ Also nahm er, dessen Handwerkszeug eigentlich Schere, Kamm und Fön sind, schwereres Gerät zur Hand: „Mit Schippe und Schubkarre hab’ ich mich dann an die Arbeit gemacht, erst mal die Reste von der Baugrube verfüllt, und dann ging’s weiter.“
Und weil der Figaro sich einmal dran gewöhnt hatte, kräftig reinzuklotzen, mauerte er auch den Kamin aus Feldbrandsteinen - Reste von einem abgerissenen Bauernhaus bei Wesel, der Tipp kam von einem befreundeten Stuckateur - gleich selber. „Als Friseur!“, wie er stolz betont. Aber die Siedler in Trompet mussten damals ohnehin etwas kräftiger anpacken, als man das heutzutage gewohnt ist: „Die Straße war die ersten 20 Jahre nur ein Schotterweg ohne Bürgersteig, und für die Baugenehmigung mussten wir zusagen, sie selbst in Schutt zu halten.“
Das ging so weit, dass die Nachbarn über befreundete Stahlarbeiter einen Lkw voll Schlacke vom Hüttenweg organisierten, um zumindest so etwas ähnliches wie einen Bürgersteig aufzuschütten.
Während Willi Graßhoff also auch mit seinen 71 Jahren noch die bauliche Gestaltung des Gartenidylls in Händen hat - seit er vor drei Jahren aus dem eigenen Friseursalon in den Ruhestand wechselte, mehr denn je -, ist Ehefrau Gudrun für alles, was grünt und blüht verantwortlich.
Und so, wie bei der Einrichtung so manches „Strandgut der Straße“ kreativ aufgearbeitet die grüne Oase aufhübscht, so kommen auch viele der Pflanzen aus ungewöhnlichen Quellen. Da gehören die Blumen, deren Samen in einem Tütchen an einer Postkarte hingen, noch zum Unspektakulärsten. Auch die Sonnenblume, deren Samen eigentlich als Vogelfutter in den Garten gestreut wurde, gibt es häufiger.
Schon weniger gewöhnlich: Die Hortensie im Kübel vor der Terrasse, zur Zeit Gudrun Graßhoffs ganzer Stolz. Die kommt von den Azoren. Esmaralda, die spanische Schwiegertochter des Trompeter Paares, hat sie von dort aus dem Urlaub mitgebracht: „Das waren zwei dürre, vertrocknete Stängel. Ich hätte nie gedacht, dass daraus überhaupt etwas wächst.“ Tat es aber, und zwar beeindruckend.
Dabei hat Gudrun Graßhoff kein Geheimrezept, keinen Spezialdünger und keine besondere Erde, die ihren „grünen Daumen“ erklären würde. Einziger „Geheimtipp“: „Man muss mit den Pflanzen reden. „Oh ja, das tut sie“, bestätigt Willi.
Kartoffel eingepflanzt
Aber es hilft. Und spätestens, wenn die selbst gezogenen Tomaten „einfach besser als alles, was man im Supermarkt kriegt“ schmecken, gibt es keine Kritik mehr an den Methoden. Denn neben reichlich Ziergewächsen gibt es bei Graßhoffs auch das eine oder andere essbare Gewächs. Das geht bis zur Kartoffel, die Gudrun „einfach mal eingepflanzt“ hat, „um zu gucken, was passiert“. Über der Erde ist in puncto Stängel und Erde schon so einiges passiert, es könnte also im Herbst eine interessante Ernte geben.
Kyrill warf die Tanne um
Dass bei Gudrun Graßhoffs grünem Daumen alles wächst und gedeiht, hat zuweilen auch seine Schattenseiten: Die Fichte etwa, die die beiden kurz nach dem Einzug hinterm Haus gepflanzt hatten, hatte über die Jahre stolze 22 Meter erreicht - das war Willi Graßhoff dann doch etwas viel: „Ich hab’ schon überlegt, wie ich es anstellen soll, die ohne Gefahr für die Nachbarn zu fällen.“ Zumindest diese Überlegung hatte sich im Januar 2007 erledigt. Orkan „Kyrill“ tobte auf seinem Weg durch halb Europa auch über dem Niederrhein, die Graßhoffs saßen sicher hinter heruntergelassenen Rollläden im Haus, als ihnen dämmerte: „Hör’ mal, ich glaube, der Baum bewegt sich...“ - und dann kam er. Zum Glück nicht in Richtung Haus, sondern auf die Garage. „Die schöne Pergola hat er allerdings mitgenommen.“
Inzwischen ziert eine kleine Terrasse den Mittelteil des Gartens, in dem der entwurzelte Nadelbaum ein metertiefes Loch hinterlassen hatte. Vermutlich steckt da eine Menge Arbeit drin. Aber Graßhoffs haben ja jetzt viel Zeit für ihren Garten.