Duisburg-Neumühl. .

Ein gewisses Grundwissen über Flora und Fauna in der näheren Umgebung hat doch eigentlich jeder, sollte man meinen. Auch wenn man nicht über den berühmten grünen Daumen verfügt. Weit gefehlt. Viele Stadtkinder haben dieses Wissen aber längst nicht mehr. Verfügen nicht über die Erfahrungen, die manch ältere Generation im Vorbeigehen sammeln durfte.

Die städtische Kinder- und Jugendeinrichtung Zitrone an der Kalthoffstraße 73 hat sich zum Ziel gesetzt, diese Zustände zu ändern. Fünf Jahre, nachdem die Idee geboren worden ist, konnte jetzt das nächste Projekt verwirklicht werden. Zusammen mit 20 Kindern und Jugendlichen wurden in den Osterferien im Rahmen von „60 Jahren offene Kinder- und Jugendarbeit in Duisburg“ ein Sumpfbiotop und ein Hochbeet samt Trockenmauer im schon sehr ansehnlichen Lerngarten angelegt. „Noch ist es ein wenig übersichtlich, da noch nicht die Zeit ist, um alle Pflanzen einzugraben“, erzählt Susanne Lohaus, Sozialarbeiterin in der Zitrone.

Stolz sind aber jetzt schon alle Beteiligten, ist nicht nur das Endprodukt das gewollte Ziel, sondern vielmehr der Weg dorthin. So wird der Bau in all seinen Phasen als Lernprojekt genutzt. Die ganze Truppe zog schon vor Wochen in den Landschaftspark und schaute sich dort an, was zukünftig im eigenen Garten stehen sollte. Jugendheim-Leiter Holger Venghaus freut sich über das Engagement seiner Gärtner: „Jeder hat hier ein Bewusstsein für das Geschaffene entwickelt.

Die Kinder identifizieren sich mit ihrer Arbeit über das Mitgestalten.“ Der fünfjährige Yusuf erzählt, dass er seit Anfang an dabei sei, „ich habe schon im Park Pflanzen gesammelt und gieße immer die Blumen.“ Für eine besondere Art der Wiederverwertung fühlt sich die siebenjährige Cassandra zuständig und sammelt fleißig Regenwürmer, „die lebenden kommen ins Beet und die Toten bekommen die Hühner.“

Neben dem neuen Sumpfbiotop und dem Hochbeet gibt es bereits einen Kräutergarten, ein Insektenhotel und einen Hühnerstall.

Dort können die Kinder lernen, woher eigentlich die Produkte, die sie sonst nur aus der Tüte oder frittiert kennen, kommen. Vor allem, was sich hinter dem Begriff „Bio“ eigentlich versteckt. Dabei steht Susanne Lohaus mit Rat und Tat zur Seite, scheint über gleich zwei grüne Daumen zu verfügen. „Hier kann man selbst als erwachsenes Stadtkind viel lernen,“ sagt Leiter Venghaus.

Allerdings steht nicht nur das Lernen im Vordergrund. Bei der Arbeit gehen selbst die sonst Aktivsten konzentriert zur Sache. „Es ist erstaunlich, mit welchem Eifer die Kinder bei der Sache sind“, so die Sozialarbeiterin. Kein Wunder: So treten die „Kleingärtner“ sogar mit ihrer eigenen Polizei auf. „Super-Zupis“ nennen sich die Umwelt-Gesetzeshüter der Zitrone. Jeder hat dort sein Revier und achtet genau auf die Einhaltung der Regeln. Auch außerhalb der Zitrone gehen die kleinen Aufpasser bei Ausflügen auf Patrouille. Bei Verstößen ermahnen die jungen Umweltschützer auch mal die Erwachsenen mit sichtlichem Stolz, ihren Müll nicht einfach so auf die Straße zu werfen.