Duisburg. . Die Schuld am Millionen-Debakel bei der Erweiterung der Küppersmühle lässt sich offenbar nicht nur auf die insolventen Firmen abwälzen. Rechnungsprüfer kreiden dem dreiköpfigen Ex-Vorstand gravierende Fehler an. Nach NRZ-Informationen sollen sie zudem den Aufsichtsrat belogen haben.

Die Schuld an dem Millionen teuren Debakel bei der Erweiterung des Museums Küppersmühle lässt sich offenbar nicht nur auf die mit dem Bau des Stahlkubus beauftragen und heute insolventen Firmen abwälzen. Auch der ehemalige Vorstand der Gebag soll für die Misere verantwortlich sein.

Das geht aus einem neuen, internen Bericht der städtischen Rechnungsprüfer hervor, die Licht bringen sollen in die dubiosen Vorgänge, die zum Bau-Fiasko und dem finanziellen Desaster für die Gebag geführt haben.

So soll der Pfusch beim Stahlbau für den Baustopp zwar ausschlaggebend, aber „nicht unvermeidbar“ gewesen sein. Der „jetzige Zustand des Projekts“ sei „größtenteils durch die Gebag selbst verschuldet worden“, heißt es in dem nicht-öffentlichen Papier, das der NRZ vorliegt.

Millionen Euro teure Skandal-Baustelle: Das Museum Küppersmühle und der rostende Stahlkubus am Boden.
Millionen Euro teure Skandal-Baustelle: Das Museum Küppersmühle und der rostende Stahlkubus am Boden. © www.blossey.eu

Der über 30-seitige Bericht erhebt schwere Vorwürfe gegen den damaligen Vorstand. Neben den beiden fristlos gefeuerten Gebag-Chefs Dietmar Cremer und Marianne Wolf-Kröger gehörte dazu auch der frühere Baudezernent Jürgen Dressler. Durch die Bauprotokolle sei belegbar, dass der Vorstand über die Probleme im Bauverlauf informiert gewesen sei. Er habe es aber „versäumt, aktiv gegenzusteuern“, heißt es. Den Aufsichtsrat habe er über die Probleme nicht informiert, er habe dem Gremium sogar „durch gezielte Fehlinformationen“ einen positiven Bauverlauf vorgegaukelt.

Auch bei der Bauüberwachung soll die Gebag-Führung versagt haben. Anzeichen, dass die ausführenden Firmen unzuverlässig waren, habe der Vorstand offenbar ignoriert, zumindest seien sie ihm bekannt gewesen. Zudem hätte die „schlechte Planung“ sowie die „inkompetente Betreuung und Kontrolle“ den chaotischen Verlauf und die Kostenexplosion begünstigt, vermerken die Rechnungsprüfer in ihrem neuen Bericht. Ihr Fazit: Die Gebag sei „eindeutig“ mit dem komplexen Bauvorhaben „überfordert“ gewesen.

Bereits die Baugenehmigung habe den Grundstein für das spätere Chaos an der Küppersmühle gelegt. So soll es eine Ausnahmeregelung gegeben haben, die Prüfstatik erst zum Baubeginn vorzulegen. Die Baugenehmigung hatte der damalige Baudezernent Dressler unterzeichnet, der gleichzeitig auch als Gebag-Vorstand agierte. Nach Ausführung der Rechnungsprüfer soll die Genehmigung weitere Risiken beinhaltet haben. So habe der Bau ohne ordnungsrechtliche Sicherheiten begonnen.

Der Fokus der Gebag-Chefs lag offenbar stets darauf, den angekündigten Fertigstellungstermin einhalten zu können. Die Rechnungsprüfer gehen sogar davon aus, dass deshalb „bewusst gegen die Baugenehmigung verstoßen“ wurde.

Der Bericht wird jetzt Thema auf der nächsten Sitzung des Gebag-Aufsichtsrats sein. Bekanntlich hat das Gremium bereits eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, die eine Klage auf Schadensanspruch gegen den Ex-Vorstände vorbereiten soll.