Duisburg. .

Seinen Spitznamen hat er schon weg: Er ist der „UKW-Direktor“, dabei hat er mit dem Radio gar nichts zu tun. Volker Meißner ist Direktor für Unternehmenskultur und Werte im Helios-Klinikum Duisburg. Und damit recht einzigartig in der medizinischen Landschaft.

Entstanden ist sein Amt beim Verkauf des Katholischen Klinikums an Helios (51 %) und die Kosmas und Damian GmbH im letzten Jahr. Einig war man sich, dass die christliche Tradition gewahrt werden soll. Im Vorstand steuert Meißner nun den ethischen Blickwinkel bei. Der ärztliche Direktor frage, ob es medizinisch machbar ist, der Ökonom frage, was es kostet „und ich frage, ob wir das überhaupt wollen und ob wir das sollen“, beschreibt Meißner sein Handlungsfeld. Die Prämisse sei, dass der Vorstand gemeinsam entscheide. Ein Veto-Recht hat Meißner nicht, aber die Gesellschafter haben ohnehin in einer Selbstverpflichtung festgelegt, dass keine Abteilungen aufgebaut werden, die den Werten widersprechen.

Als wichtigste Ideale für seine tägliche Arbeit nennt Meißner den Schutz des Lebens - am Anfang wie am Ende. Und das Selbstbestimmungsrecht jedes Einzelnen.

Der Themenschwerpunkt Babyklappe

Beim heiß diskutierten Thema Babyklappe habe schließlich die Orientierung am christlichen Menschenbild den Ausschlag gegeben: für den Erhalt. „Der Schutz des Lebens ist ein so hoher Wert, dass alles andere zwar ernst zu nehmen, aber nicht ausschlaggebend ist“, erklärt Meißner. Die Babyklappe am St. Johannes-Hospital in Hamborn bleibt also trotz öffentlicher Diskussionen, aber weitere Hilfsangebote sollen entwickelt werden.

Die Frage nach der Ethik sei im Krankenhaus täglich präsent. Muss man bei einem Patienten ohne Heilungschancen trotzdem das maximal medizinisch mögliche leisten oder ist es womöglich eher in seinem Sinne, friedlich und schmerzfrei abschließen zu können, fragt Meißner. „Es ist ja der Übergang in ein neues Leben und nicht die Katastrophe“, macht er seinen Glauben deutlich. Aufgabe der Gesellschaft sei es, den Menschen auch an seinem Ende zu begleiten. Aufgabe des Arztes entsprechend, so zu handeln, „dass die Menschen ihre letzten Tage halbwegs bewusst im Kontakt mit anderen erleben“. Für ihn ist das der Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf: „Wir können unseren Anfang nicht bestimmen, also können wir auch nicht den Schlusspunkt setzen.“ Medizin möchte er jedenfalls nicht missverstanden wissen als eine „Lebensverlängerung um jeden Preis“. Er selbst hat allerdings noch keine Patientenverfügung, gesteht er selbstkritisch.

Neubau setzt neue Zeichen

Als Zeichen der Unternehmenskultur wertet er, dass der geplante Neubau am Standort St. Johannes in Hamborn auch Räume für die Begleitung und Verabschiedung von Sterbenden haben wird.

Auch Menschen mit Demenz hat Meißner als sein Arbeitsfeld erkannt. „Die fallen im Krankenhaus durchs Raster, hier geht alles schnell, die Mitwirkung der Patienten wird praktisch vorausgesetzt“, beschreibt er. Also müssen Konzepte verändert werden, um auch den Schwächeren gerecht zu werden.

Bei der Einstellung von Personal ist Meißner neben der fachlichen Qualifikation eine „Offenheit für die religiöse Dimension“ wichtig, Nächstenliebe zu üben, sei existenziell. „Dazu müssen die Mitarbeiter bereit sein, die Lebensgeschichte kann dann ja ganz individuell sein.“

Ihnen allen und auch den Patienten wird in diesem Jahr ein Ostergruß entboten. Für den Theologen ist es das große Hoffnungsfest, auf das er sich fastend vorbereitet hat. „Ich kann nie tiefer fallen als in die Hand Gottes.“ Das ist seine tiefe Überzeugung. Diese Überzeugung teilt aber nicht jeder, insbesondere nicht die Patienten, die mit ihrem Schicksal hadern.

Dass Patienten in ihrem Leid auch zweifeln, gehört für Meißner dazu. „Glaube hat mit Vertrauen zu tun und das kann erschüttert werden.“ Umso wichtiger sei es, dass professionelle Seelsorger im Krankenhaus arbeiten.