Duisburg. . Der private Krankenhaus-Betreiber Sana will seinen Anteil an den einstigen städtischen Kliniken aufstocken und der Stadt Anteile abkaufen. Das scheint ihr zumindest nachvollziehbar, aber es gibt schon erste Kritik von der Gewerkschaft Verdi.

Es geht gerade mal um schlappe 10.000 Euro Beteiligungskapital an der Klinikum Duisburg GmbH. Das sind zwei Prozent der Gesamteinlage des Klinik-Kolosses nahe des Wedau-Stadions mit einem Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro. Der private Krankenhaus-Betreiber Sana will diese zwei Prozent von der Stadt kaufen, um mit 51 % Beteiligung endlich die Mehrheit an den ehemaligen städtischen Kliniken zu haben.

Am Mittwoch überraschte die Klinikum-Geschäftsführung damit, dass sie bei ihrer Fünf-Jahres-Pressebilanz nach dem Einstieg von Sana in das einst kommunale Krankenhaus ihre Begehrlichkeiten so offen formulierte und zugleich mit Investitionen von 120 bis 140 Mio € lockte, um die in die Jahre gekommene Klinik zukunftsfähig zu machen.

Für Duisburgs Rathaus-Kämmerer Peter Langner, zugleich Wächter über die städtischen Beteiligungen, kommt das Ansinnen dagegen nicht überraschend. Erst Ende letzten Jahres hatte er im Rat die Zustimmung eingeholt, die auslaufende Kaufoption für die zwei Prozent nach fünf Jahren um ein Jahr zu verlängern. Die Politik hatte den Kopf voll mit dem Sauerland-Streit, dass sich auch Sana nicht traute, das Thema 2011 anzupacken. Jetzt scheint der Kopf frei.

Verantwortungsbewusst in die Zukunft schauen

Für Langner ist unstrittig, dass das Klinikum aus den 70er Jahren dringenden Sanierungsbedarf hat. Ein Gutachten beziffert den Betrag auf 100 Millionen Euro. „Unstrittig“ ist für ihn ebenfalls, dass die verschuldete Stadt kein Geld hat, um in seine medizinische Beteiligung zu investieren. Und als „nachvollziehbar“ bezeichnet es Langner, dass Sana ein Interesse an der Mehrheitsbeteiligung hat – so wie bei den meisten der 43 Kliniken der Aktiengesellschaft.

Gegenwehr gegen einen möglichen Anteilsverkauf hört sich anders an. Dabei spielt für den Kämmerer nicht mal eine gewichtige Rolle, dass der Verkauf die schon vor fünf Jahren vereinbarten 13 Millionen Euro in die leere Haushaltskasse spülen würde. „Wir müssen verantwortungsbewusst in die Zukunft schauen“, erklärt er mit Blick darauf, dass das Klinikum dringend etwas tun muss.

Krankenhaus-Geschäftsführer Hans-Joachim Ehrhardt sagt und muss es wohl sagen, dass der Sana-Vorstoß nichts mit der neuen privaten Konkurrenz von Helios zu tun hat, die 2011 die vier KKD-Krankenhäuser übernahm und 170 Mio € in gleich zwei neue Kliniken in Hamborn und Hochfeld investieren wird. Der Druck aufs Klinikum sei ohnehin da, erklärt er und zeichnet ein kräftiges Bild der Duisburger Krankenhauslandschaft, wenn Sana und Helios beide loslegen und Duisburgs Medizinkompetenz für die nächsten 30 Jahre absichern.

Das Klinikum Duisburg

Rundgang durch das Klinikum Duisburg in Wedau.
Rundgang durch das Klinikum Duisburg in Wedau. © WAZ FotoPool
Rundgang durch das Klinikum Duisburg in Wedau.
Rundgang durch das Klinikum Duisburg in Wedau. © WAZ FotoPool
Rundgang durch das Klinikum Duisburg in Wedau.
Rundgang durch das Klinikum Duisburg in Wedau. © WAZ FotoPool
Rundgang durch das Klinikum Duisburg in Wedau.
Rundgang durch das Klinikum Duisburg in Wedau. © WAZ FotoPool
Die Terrasse der Cafeteria.
Die Terrasse der Cafeteria. © WAZ FotoPool
Der Eingangsbereich der Kinderklinik.
Der Eingangsbereich der Kinderklinik. © WAZ FotoPool
Am Dienstag 10. Mai bei einem Rundgang im Klinikum Duisburg in Wedau. Im Rahmen der WAZ Krankenhaus Serie wird das Klinikum vorgestellt Der Kiosk Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool
Am Dienstag 10. Mai bei einem Rundgang im Klinikum Duisburg in Wedau. Im Rahmen der WAZ Krankenhaus Serie wird das Klinikum vorgestellt Der Kiosk Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Das Aquarium im Foyer
Das Aquarium im Foyer © WAZ FotoPool
Der Eingangsbereich
Der Eingangsbereich © WAZ FotoPool
Am Dienstag 10. Mai bei einem Rundgang im Klinikum Duisburg in Wedau. Im Rahmen der WAZ Krankenhaus Serie wird das Klinikum vorgestellt Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool
Am Dienstag 10. Mai bei einem Rundgang im Klinikum Duisburg in Wedau. Im Rahmen der WAZ Krankenhaus Serie wird das Klinikum vorgestellt Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Der Eingangsbereich der Kinderklinik
Der Eingangsbereich der Kinderklinik © WAZ FotoPool
Dr Francisco Brevis auf der Intensivstation für Frühgeborene
Dr Francisco Brevis auf der Intensivstation für Frühgeborene © WAZ FotoPool
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Physiotherapeut Markus Landßun präsentiert ein Gerät, das neurologischen Patienten helfen soll zu stehen. Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool
Physiotherapeut Markus Landßun präsentiert ein Gerät, das neurologischen Patienten helfen soll zu stehen. Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Professor Dr. Friedhelm Brassel von der Neuroradiologie
Professor Dr. Friedhelm Brassel von der Neuroradiologie © WAZ FotoPool
Ein Balkon für Patienten.
Ein Balkon für Patienten. © WAZ FotoPool
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Haustechniker Harald Heutink steuert das automatische Warentransportsystem. Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool
Haustechniker Harald Heutink steuert das automatische Warentransportsystem. Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Das automatische Warentransportsystem versorgt die gesamte Klinik.
Das automatische Warentransportsystem versorgt die gesamte Klinik. © WAZ FotoPool
Ein Aufenthaltsraum für Patienten.
Ein Aufenthaltsraum für Patienten. © WAZ FotoPool
Pfleger Naser Numanovic
Pfleger Naser Numanovic © WAZ FotoPool
Das alte Taxi auf dem Balkon diente früher zur Bewegungstherapie in der Geriatrie .Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool
Das alte Taxi auf dem Balkon diente früher zur Bewegungstherapie in der Geriatrie .Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Eines der Patientenzimmer. Alle Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool
Eines der Patientenzimmer. Alle Foto: Matthias Düngelhoff / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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"Keine weiteren Privatisierungen"

Das Sagen hat Sana im Tagesgeschäft über den Management-vertrag ohnehin. Jetzt will die Konzernmutter auch die Mehrheitsbeteiligung, wenn es denn allein ohne Stadtgelder dreistellig in das Duisburger Haus investiert. „Ich glaube wir haben bewiesen, dass wir vernünftig arbeiten, und die Stadt Vertrauen gewonnen hat“, wirbt Ehrhardt um Zustimmung.

Zahlen sollen das belegen: Die Mitarbeiterzahl ist gestiegen, das Haus schreibt sogar wieder Millionengewinne, die in die Rücklagen fließen. Und etwa mit der Neurologie, der Kinder- und Geburtsklinik und zunehmend mit der Geriatrie hat das Klinikum regionale Bedeutung und bietet Spitzen-Medizin. Aber auch Ehrhardt weiß, wo es hapert. In der Bausubstanz vor allem, aber auch beim Ruf, der einen noch stärkeren „Dienstleistungsgedanken“ verlangt.

Also alles gut und alle machen mit? Verdi-Chef Thomas Keuer ist der Kampf gegen die Teilprivatisierung und der gescheiterte Bürgerentscheid 2007 gegen ein 51-Prozent-Mehrheit von Sana noch gut in Erinnerung: „Eine weitere Privatisierung kommt für uns nicht in Frage. Die öffentliche Daseinsfürsorge ist für uns wichtig.“ Der Investitionsstau sei nicht von der Hand zu weisen, aber Sana „spekuliert darauf, dass sich dass die Stadt nicht leisten kann. Sagt der Gewerkschafter. Nur Keuer ist auch Stadtverordneter der Linksfraktion. Und die bildet mit SPD und Grünen ein Ratsbündnis. Und in dessen Kooperationsvertrag von 2011 steht geschrieben: „keine weiteren Privatisierungen.“

Klinikum Duisburg geräumt

Weil neben dem Klinikum Duisburg eine zehn Zentner schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt wurde, ...
Weil neben dem Klinikum Duisburg eine zehn Zentner schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt wurde, ... © WAZ FotoPool
...musste am Dienstagmorgen auch ein großer Teil des Krankenhauses an den Rehwiesen geräumt werden. (Fotos: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool)
...musste am Dienstagmorgen auch ein großer Teil des Krankenhauses an den Rehwiesen geräumt werden. (Fotos: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool) © WAZ FotoPool
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Die Patienten aus den Gebäudeteilen, die geräumt werden müssen, brachten Rettungs- und Krankenwagen... Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Die Patienten aus den Gebäudeteilen, die geräumt werden müssen, brachten Rettungs- und Krankenwagen... Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
...vom frühen Morgen an in die Unfallklinik in Buchholz.
...vom frühen Morgen an in die Unfallklinik in Buchholz. © WAZ FotoPool
Unterstützt wird der Rettungsdienst der Stadt bei dieser Mammutaufgabe von den Feuerwehren und Hilfsorganisationen der Nachbarstädte und -kreise.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Unterstützt wird der Rettungsdienst der Stadt bei dieser Mammutaufgabe von den Feuerwehren und Hilfsorganisationen der Nachbarstädte und -kreise.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Bereits um kurz nach 11 Uhr, rund eine Stunde vor dem geplanten Ende, waren die 100 Patienten in Buchholz angekommen.
Bereits um kurz nach 11 Uhr, rund eine Stunde vor dem geplanten Ende, waren die 100 Patienten in Buchholz angekommen. © WAZ FotoPool
Der Rettungsmittel-Halteplatz am Klinikum Duisburg.
Der Rettungsmittel-Halteplatz am Klinikum Duisburg. © WAZ FotoPool
Über 50 Rettungs- und Krankenwagen von Feuerwehr, DRK, ASB, Maltesern und Johannitern sind im Einsatz.
Über 50 Rettungs- und Krankenwagen von Feuerwehr, DRK, ASB, Maltesern und Johannitern sind im Einsatz. © WAZ FotoPool
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...in der die BGU-Patienten normalerweise Reha-Sport machen.
...in der die BGU-Patienten normalerweise Reha-Sport machen. © WAZ FotoPool
Außerdem stehen zwei derzeit nicht genutzte Stationen zur Verfügung.
Außerdem stehen zwei derzeit nicht genutzte Stationen zur Verfügung. © WAZ FotoPool
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Intensivmedizinisch betreute Patienten blieben aber in der Kalkweg-Klinik und wurden in die übrigen Gebäudeteile verlegt.
Intensivmedizinisch betreute Patienten blieben aber in der Kalkweg-Klinik und wurden in die übrigen Gebäudeteile verlegt. © WAZ FotoPool
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Nach der Entschärfung, die um 13 Uhr beginnen soll, geht es für die Patienten des Klinikums dann wieder zurück an die Wedau.Fotos: Lard Fröhlich/WAZ FotoPool
Nach der Entschärfung, die um 13 Uhr beginnen soll, geht es für die Patienten des Klinikums dann wieder zurück an die Wedau.Fotos: Lard Fröhlich/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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In der Schule an der Kranichstraße...
In der Schule an der Kranichstraße... © WAZ FotoPool
...warteten einige Anwohner darauf in ihre Häuser zurückkehren zu dürfen.
...warteten einige Anwohner darauf in ihre Häuser zurückkehren zu dürfen. © WAZ FotoPool
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Um punkt 13 Uhr begann Feuerwerker Peter Giesecke auf diesem Grundstück mit seiner Arbeit.
Um punkt 13 Uhr begann Feuerwerker Peter Giesecke auf diesem Grundstück mit seiner Arbeit. © WAZ FotoPool
Gefunden wurde der zehn Zentner schwere Blindgänger bei Luftbildauswertungen des Geländes.
Gefunden wurde der zehn Zentner schwere Blindgänger bei Luftbildauswertungen des Geländes. © WAZ FotoPool
Nach 25 Minuten hatte Peter Giesecke seine Arbeit getan. Die Bombe war entschärft.
Nach 25 Minuten hatte Peter Giesecke seine Arbeit getan. Die Bombe war entschärft. © WAZ FotoPool
Peter Giesecke vom Kampfmittel-Räumdienst, hier mit der Eigentümerin des Baugrundstücks, Tanja Rönsch.
Peter Giesecke vom Kampfmittel-Räumdienst, hier mit der Eigentümerin des Baugrundstücks, Tanja Rönsch. © WAZ FotoPool
Kurz darauf konnte auch mit dem Rücktransport der Patienten begonnen werden.Alle Fotos: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Kurz darauf konnte auch mit dem Rücktransport der Patienten begonnen werden.Alle Fotos: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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